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Johann Friedrich August Tischbein to August Wilhelm von Schlegel

[1] Swoll, den 9. Nov. 1794.
Hier lieber Freund sind wir in Schwoll. Schon gestern morgen hätten wir frühzeitig hier seyn können, hätte es nicht der großen Fée beliebt, uns eine Stunde fern von Geelmuiden, auf eine Sandbank stoßen zu lassen. Da meine Frau ohnehin Seekrank war, so ließen wir uns nebst den Kindern in einem Kahn nach besagtem Dörfchen bringen, und setzten unsere Reise in einem san plaisir bis Swoll fort. Hier sind wir nun seit gestern drey Uhr, weil das Schiff erst heute morgen angelangt ist, aber nicht ausladen darf, weil es Sonntag ist. Dieser kleine Unfall hat auch wieder sein gutes gehabt, weil in diesen Zwischen sich meine Frau wieder hat erhohlen können. Morgen Vormittag gehts weiter: Nicht aber ganz ohne Besorgniß; denn hier in der Nachbarschaft haben sich schon zu verschiedenen mahlen leichte englische Truppen gezeigt, und nirgends ein löbliches Andenken zurückgelassen.
[2] Schon heute frühe hat sich hier die Nachricht verbreitet, daß Nimwegen würklich vorgestern an die Franzosen übergegangen seye. Es soll sehr blutig dabey hergegangen seyn, und so eben erzählt man das nehmliche von Mastricht. Ein so eben angekommener Expresser soll diese Zeitung gebracht haben. Wenigstens schallen diese Nachrichten an allen Ecken wieder. Hier erwartet man noch heute Abend Verstärkung der Garnison. Dem seye wie ihm wolle, nicht ohne Bekümmerung entferne ich [mich] von dem Schauplatz ernsthafter Auftritte. Gebe der Himmel, daß alle unsere Besorgnisse sich bald ungegründet befinden mögen.
So viel ich auch gegen Amsterdam einzuwenden hatte und noch habe, so that es mir doch wehe, sehr wehe, da ich noch vom Schiff einen letzten Rück-Blik auf dessen schönen Hafen warf. Ernst und traurig wie ich, war auch meine Frau. Zu dieser Stimmung trug die Erinnerung der freundschaftlich mit Ihnen lieber Freund zugebrachten Stunden nicht wenig bey. Freundschaft auf Achtung gegründet [3] bleibt die nehmliche auch bey Entbehrung persönlichen Umgangs. Sie sind also der unserigen gewiß. Gerne fügte meine Frau selbst einiges hinzu. Sie liegt aber mit schwerem Haupte auf dem Bette: Empfiehlt sich aber mit mir und den Kindern Ihrer Freundschaft, wie ihrem Andenken, auf das herzlichste. Nun denn auf einige Zeit lebewohl. Mit künftiger Dienstags Post schreiben sie doch wohl einige Zeilen Ihrem mit der wahrsten Achtung
ergebenen Freund
Tischbein.
Sagen Sie doch ja Herrn Ploch viel Freundschaft von uns, und theilen ihm auch die kleinen Catastrophen unserer Reise mit.
[4]
  • Tischbein, Johann Friedrich August   Reisekollektiv  Tischbein, Sophie
  • Tischbein, Johann Friedrich August   Reisekollektiv  Kunze, Betty
  • Tischbein, Johann Friedrich August   Reisekollektiv  Wilken, Caroline
  • Tischbein, Johann Friedrich August   Gesundheit  mitteilen  Tischbein, Sophie
  • Tischbein, Johann Friedrich August   Freundschaft  bekräftigen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Tischbein, Sophie  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Tischbein, Sophie  grüßen  Ploch, Herr
  • Tischbein, Sophie  grüßen lassen  Tischbein, Johann Friedrich August
  • Tischbein, Sophie  grüßen lassen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Tischbein, Johann Friedrich August   grüßen  Ploch, Herr
  • Tischbein, Johann Friedrich August   grüßen lassen  Schlegel, August Wilhelm von
Metadata Concerning Header
  • Date: Sonntag, 9. November 1794
  • Sender: Johann Friedrich August Tischbein ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Zwolle ·
  • Place of Destination: Amsterdam · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fiebiger, Otto: Briefe an August Wilhelm Schlegel. In: Die Grenzboten 76 (1917), H. 3, S. 306‒307.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36910
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.27,Nr.7
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 23,6 x 18,1 cm
Language
  • German

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