[1] J. d. 21 Apr. 1800
Sie erfreuen mich durch Ihr Zutrauen, liebster Freund, da Sie mir die Redaction der künftigen Notizen übertragen wollen. Sind die andern mit Ihnen Einer Meynung, so werde ich auch das Geschäft recht gerne übernehmen, und ich glaube, man kann dabey solche Einrichtungen und Gesetze machen, daß die Existenz eines Redacteurs etwas nützt, ohne doch dem Grundsatz der Gleichheit Eintrag zu thun. Bey Fichtes Vorschlägen zu einem kritischen Institut, wie er sie uns mündlich und schriftlich vorgelegt hat, ist alles auf eine monarchische Verfassung und allgemeine Subordination berechnet – dieß möchte auch für seinen Zweck gut seyn, da er ganz auf System und systematische Form hinarbeiten würde; aber in unserm gesamten Kreise kann er dabey unmöglich seine Rechnung finden, und wo er anderswo gute Mitarbeiter hernehmen will, weiß ich nicht.
Nun wäre der Titel zu überlegen. Bleiben wir bey dem bisherigen, etwa so: Kritische Notizen, ein periodisches Werk, von – aber wie nun? wollen wir uns alle auf dem Titel oder Vorrede nennen? Oder keiner? [2] oder bloß der Redacteur? – In Leipzig müßte ich mich nach einem Verleger umthun, jedoch mit Discretion, damit der Plan nicht zu frühe bekannt wird. Ich zweifle, daß sichs eher wird in Stand bringen lassen, als so, daß das erste Bändchen Ostern 1801, erscheint. In diesem ersten könnte nun allerley mitgenommen werden was weiter zurück läge, als die zunächst vorhergehende Masse.
Fürs erste sind Sie, Bernhardi und ich die Mitarbeiter auf deren Thätigkeit wir am sichersten rechnen können. Friedrich verspricht zwar, Aber er muß doch eingestehen daß er noch gar keine Notizen gemacht als solche wozu er einen ganz außerordentlichen Antrieb hatte, von Ihren Reden und Tiecks Übersetzung des Don Quixote. – Die Frauen, Dorothea und Caroline können im Fache der Romane und Schauspiele gewiß viel hübsches geben, nur muß man sie freylich ein wenig treiben. Dorothea wird eine kleine Furcht, die sie vor dergleichen Arbeiten hat, leicht durch die Übung überwinden. – Auf Tiecks gute Vorsätze ist wohl am wenigsten zu bauen, vielleicht am ersten zu Teufeleyen [3] die, dächte ich, bey jedem Bändchen einen Anhang machen müßten, so wie auch in den Notizen selbst mancherley Formen, Briefe, kleine Dialogen u.s.w. ja nicht auszuschließen wären.
Das wäre so ungefähr, was ich fürs erste weiß. Die Notizen würden auf diese Art in Schärfe der Kritik, Energie und Liberalität, auch an Furchtbarkeit ganz an die Stelle des Athenäums treten. Dem ungeachtet thut es mir leid, diesen Namen eingehen zu lassen, da er einmal auf so schöne Art Haß und Schrecken erregt hat. Ich habe mich daher gegen Friedrich erboten, wenn dadurch Frölich (der nur gar zu traurig mit dem Bezahlen ist) oder ein andrer Verleger nach dem Druck des 6ten Stückes zur Fortsetzung bewogen werden könnte, meinen Ekel zu überwinden und mich auf eine Kritik der sämtlichen Wielandschen Werke einzulassen, die ein ganzes Stück von 10 bis 12 Bogen füllen würde, auf jeden Fall große Aufmerksamkeit auf sich ziehen müßte, und auch als einzelne Schrift verkauft werden könnte. Doch sagen Sie hievon Frölich noch nichts, – ich denke ihn [4] selbst in Leipzig zu sprechen und weiter zu sehen wie es mit ihm geht. Wie gesagt, ich habe eine Zärtlichkeit für den von mir erfundenen Namen Athenäum, die weit geht.
Übrigens bin ich mit großen poetischen Planen beschäftigt, und lege wirklich schon Hand ans Werk. Der Teufel wird also einstweilen bey mir zurückstehen müssen – ich will seine Gesellschaft auch andern überlassen, man soll nicht sagen, daß ich diesen geistreichen Mann allein occupire.
Gegen die Allgemeine Literatur Zeitung wird allernächstens ein Hauptcoup ausgeführt werden, aber nicht durch mich. Sie sollen die Brochüre sogleich erhalten.
Daß Sie noch nicht in effektiven Versen gedichtet haben, lassen Sie sich nicht reuen. Sie haben dafür die Beredsamkeit, und die ist doch gewissermaßen die Antithese der Poesie. Indessen möchten Sie immer nur fürs erste mit scherzhaften und witzigen Gedichten den Anfang machen. – Zu Friedrich’s schnelleren Fortschritten hat, wie ich mir schmeichle unser respektives Beysammenseyn beygetragen, das wohl für uns alle gut gewesen ist.
Adieu Ihr
A W Schlegel
Sie erfreuen mich durch Ihr Zutrauen, liebster Freund, da Sie mir die Redaction der künftigen Notizen übertragen wollen. Sind die andern mit Ihnen Einer Meynung, so werde ich auch das Geschäft recht gerne übernehmen, und ich glaube, man kann dabey solche Einrichtungen und Gesetze machen, daß die Existenz eines Redacteurs etwas nützt, ohne doch dem Grundsatz der Gleichheit Eintrag zu thun. Bey Fichtes Vorschlägen zu einem kritischen Institut, wie er sie uns mündlich und schriftlich vorgelegt hat, ist alles auf eine monarchische Verfassung und allgemeine Subordination berechnet – dieß möchte auch für seinen Zweck gut seyn, da er ganz auf System und systematische Form hinarbeiten würde; aber in unserm gesamten Kreise kann er dabey unmöglich seine Rechnung finden, und wo er anderswo gute Mitarbeiter hernehmen will, weiß ich nicht.
Nun wäre der Titel zu überlegen. Bleiben wir bey dem bisherigen, etwa so: Kritische Notizen, ein periodisches Werk, von – aber wie nun? wollen wir uns alle auf dem Titel oder Vorrede nennen? Oder keiner? [2] oder bloß der Redacteur? – In Leipzig müßte ich mich nach einem Verleger umthun, jedoch mit Discretion, damit der Plan nicht zu frühe bekannt wird. Ich zweifle, daß sichs eher wird in Stand bringen lassen, als so, daß das erste Bändchen Ostern 1801, erscheint. In diesem ersten könnte nun allerley mitgenommen werden was weiter zurück läge, als die zunächst vorhergehende Masse.
Fürs erste sind Sie, Bernhardi und ich die Mitarbeiter auf deren Thätigkeit wir am sichersten rechnen können. Friedrich verspricht zwar, Aber er muß doch eingestehen daß er noch gar keine Notizen gemacht als solche wozu er einen ganz außerordentlichen Antrieb hatte, von Ihren Reden und Tiecks Übersetzung des Don Quixote. – Die Frauen, Dorothea und Caroline können im Fache der Romane und Schauspiele gewiß viel hübsches geben, nur muß man sie freylich ein wenig treiben. Dorothea wird eine kleine Furcht, die sie vor dergleichen Arbeiten hat, leicht durch die Übung überwinden. – Auf Tiecks gute Vorsätze ist wohl am wenigsten zu bauen, vielleicht am ersten zu Teufeleyen [3] die, dächte ich, bey jedem Bändchen einen Anhang machen müßten, so wie auch in den Notizen selbst mancherley Formen, Briefe, kleine Dialogen u.s.w. ja nicht auszuschließen wären.
Das wäre so ungefähr, was ich fürs erste weiß. Die Notizen würden auf diese Art in Schärfe der Kritik, Energie und Liberalität, auch an Furchtbarkeit ganz an die Stelle des Athenäums treten. Dem ungeachtet thut es mir leid, diesen Namen eingehen zu lassen, da er einmal auf so schöne Art Haß und Schrecken erregt hat. Ich habe mich daher gegen Friedrich erboten, wenn dadurch Frölich (der nur gar zu traurig mit dem Bezahlen ist) oder ein andrer Verleger nach dem Druck des 6ten Stückes zur Fortsetzung bewogen werden könnte, meinen Ekel zu überwinden und mich auf eine Kritik der sämtlichen Wielandschen Werke einzulassen, die ein ganzes Stück von 10 bis 12 Bogen füllen würde, auf jeden Fall große Aufmerksamkeit auf sich ziehen müßte, und auch als einzelne Schrift verkauft werden könnte. Doch sagen Sie hievon Frölich noch nichts, – ich denke ihn [4] selbst in Leipzig zu sprechen und weiter zu sehen wie es mit ihm geht. Wie gesagt, ich habe eine Zärtlichkeit für den von mir erfundenen Namen Athenäum, die weit geht.
Übrigens bin ich mit großen poetischen Planen beschäftigt, und lege wirklich schon Hand ans Werk. Der Teufel wird also einstweilen bey mir zurückstehen müssen – ich will seine Gesellschaft auch andern überlassen, man soll nicht sagen, daß ich diesen geistreichen Mann allein occupire.
Gegen die Allgemeine Literatur Zeitung wird allernächstens ein Hauptcoup ausgeführt werden, aber nicht durch mich. Sie sollen die Brochüre sogleich erhalten.
Daß Sie noch nicht in effektiven Versen gedichtet haben, lassen Sie sich nicht reuen. Sie haben dafür die Beredsamkeit, und die ist doch gewissermaßen die Antithese der Poesie. Indessen möchten Sie immer nur fürs erste mit scherzhaften und witzigen Gedichten den Anfang machen. – Zu Friedrich’s schnelleren Fortschritten hat, wie ich mir schmeichle unser respektives Beysammenseyn beygetragen, das wohl für uns alle gut gewesen ist.
Adieu Ihr
A W Schlegel