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Friedrich Schleiermacher to August Wilhelm von Schlegel

[1] Berlin d 3t. Mai 1800
Auch ohne alle Rüksicht auf das Athenäum lieber Freund ist es Ihre Schuldigkeit Ihren etwanigen Ekel zu überwinden und die Kritik des Wielands zu geben, und wenns fürs Athenäum nicht hilft müssen Sie die neuen Notizen damit eröfnen. Wollen Sie das Zeug umsonst gelesen, und die Gedanken umsonst im Kopf haben? Dann haben Sie gewiß den Ekel gratis auch mit, deßen sich zu entledigen es kein anderes Mittel giebt als eine tüchtige Ausleerung des reizenden Stoffs.
Schellings polemisches Werk habe ich gestern Nacht noch verschlungen und heute früh gleich an die Behörde befördert. Ich erwarte große Wirkung davon, und hoffe Sie und ihn soll die LiteraturZeitung sobald nicht verwinden. Mein Gaudium darüber können Sie Sich denken. Spiegeln Sie Sich übrigens an diesem Exempel von Ueberwindung des Ekels
Redakteur der Notizen sind Sie ohne weiteres Stimmensammeln von selbst, weil es kein Anderer sein kann. Gott segne nur Ihre Reise nach Leipzig. Das Nennen ist ein Punkt über den ich besonders wenig verstehe, indeß dächte ich Ihr Name dürfte auf keinen Fall fehlen; wie es mit den Unsrigen gehalten werden soll, darüber weiß ich warlich nichts zu sagen; aber [2] wunderlich würde es mir vorkommen wenn wir alle auf dem Titel paradirten. Sollen wir uns etwa unter jeder einzelnen Arbeit nennen? dann können wir das Buch sogar in Dänemark druken laßen!
Kennen Sie die belletristische Zeitung? es soll dort Tieks Don Quixote auf eine sehr hämische Art herumgenommen sein. Sollte man nicht diesen wahrscheinlich Soltauischen Veranstaltungen ein kleines Paroli kneifen?
Nun die Lucindenbriefe fertig sind, will ich recht mit Muße Ihre Gedichte studiren. Machen Sie nur daß wir auch einmal eine Zeitlang zusammenleben, wer weiß was dann noch aus mir wird. Vor der Hand ist es wol nur Wiz und Scherz, daß ich mit wizigen und scherzhaften Gedichten anfangen soll. Noch eher würde ich wie mir Friedrich prophezeiht mit Elegien beginnen – aber ich werde wol noch lange, wo nicht immer an der Prosa kleben. Wenn es nur mit der so stände wie Sie mir schmeicheln. Leider ist es mir immer noch unmöglich die lezte Hand an etwas zu legen.
Leben Sie wol und verzeihen Sie die Eile denn an der Kürze ist nichts zu verzeihn.
Schleiermacher
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  • Schleiermacher, Friedrich  Literarische Partei  Soltau, Dietrich Wilhelm
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Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 3. Mai 1800
  • Sender: Friedrich Schleiermacher ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Hans-Joachim Birkner u. Hermann Fischer. Berlin u.a. 1980ff. Abt. 5, Bd. 4. Briefwechsel 1800 (Briefe 850‒1004). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1994, S. 16‒18.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34477
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.25,Nr.10
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
  • Format: 19 x 11,4 cm
Language
  • German

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