Single collated printed full text with registry labelling
TEI-Logo

August Wilhelm von Schlegel to Johann Wolfgang von Goethe

[1] Jena d. 8 März 1799
Sie erhalten hier das 3te Stück vom Athenäum. Entschuldigen Sie gütigst, daß es nicht wie die ersten Stücke auf Velin ist: mein Bruder hatte vergessen, den neuen Verleger zu erinnern, daß einige Exemplare so abgezogen werden sollten, und nachher war es zu spät.
Wir sind besonders begierig zu erfahren, wie Sie über die Gemählde urtheilen werden. Da Sie doch wahrscheinlich die weibliche Hand darin erkennen würden, so darf ich Ihnen um so eher anvertrauen, daß meine Frau Theil daran hat. Die meisten Gemählde-Beschreibungen, und das was den Raphael betrifft, sind von ihr; sie bittet daher um Nachsicht wenn Sie es allzu poetisch und zu wenig artistisch finden sollten. Ich habe den Gesichtspunkt durch das Gespräch selbst festzusetzen gesucht. Das übrige vom [2] Dialog, die dem Waller beygelegten Beschreibungen und die erzkatholischen Gedichte muß ich auf meine Rechnung nehmen. – Haben Sie doch die Güte, diesen Aufsatz H. Professor Meyer mitzutheilen, wir danken ihm eine Belehrung dabey.
Fiorillo hat mir sehr erfreut über die Recension seines Werkes in der ALZ geschrieben, und bezeugt dem Verfasser, der ihm noch unbekannt war wie er mir schrieb, seine wärmste Hochachtung und Verehrung. Er wird die gegebnen Berichtigungen im zweyten Theil bestens benutzen.
Von Mad. Unzelmann habe ich noch nichts näheres wieder gehört. Mein Brief, worin ich sogleich schrieb, was Sie mir auftrugen, ist durch die Überschwemmung acht Tage lang aufgehalten. Ich vermuthe, nach dem was mein Bruder schreibt, daß sie noch mit Anfang März von Berlin wird abgereist seyn. Im Piccolomini hat sie keine Rolle, [3] denn sie hat am Abend der zweyten Vorstellung Gesellschaft bey sich gehabt, wobey auch mein Bruder war. Sie hat ihm erzählt sie habe Romeo u Julia zu ihrem Benefiz verlangt, Iffland (der, wie mich dünkt, einen prächtigen Mercutio machen würde) habe nicht gewollt. Schade daß es nicht dazu gekommen ist; ich glaube, sie würde alles dabey leisten, außer nur die äußre Erscheinung des Italiänischen Mädchens nicht.
Mein Unternehmen mit dem Walpole hoffe ich in Richtigkeit zu bringen. Es wäre mir viel werth, wenn ich bey Ihrer Wiederkunft hieher die beyden andern Bände auch erhalten könnte; die drey, welche ich noch habe, werde ich vielleicht auch bis dahin behalten dürfen.
Meine Anmerkungen über das 1te Buch vom Lucrez werde ich so bald als möglich aufsetzen, und es Ihnen dann wieder zustellen.
[4] Ich habe die ersten Bogen von der neuen Übersetzung des Don Quixote bekommen, die mir außerordentlich gelungen scheint. Mein Bruder ist fleißig an seiner Lucinde und man wird ihm wenigstens nicht vorwerfen, daß er irgend jemand dabey nachgeahmt.
Wir wünschen Ihnen bestens empfohlen zu seyn, und Sie recht bald wieder in den hiesigen Kreisen zu sehen, denen Sie so plötzlich verschwunden sind.
A. W. Schlegel
  • Schlegel, August Wilhelm von  beilegen  Athenaeum
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Bewertung  gebeten werden  Schelling, Caroline von; Schlegel, August Wilhelm von: Die Gemählde
  • Schlegel, August Wilhelm von  Stilkritik  Schelling, Caroline von; Schlegel, August Wilhelm von: Die Gemählde
  • Schelling, Caroline von  charakterisieren  Schelling, Caroline von; Schlegel, August Wilhelm von: Die Gemählde
  • Schlegel, August Wilhelm von  Kollektive Autorschaft  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Manuskript  senden lassen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Manuskript  senden  Meyer, Heinrich
  • Schlegel, August Wilhelm von  senden  Schelling, Caroline von; Schlegel, August Wilhelm von: Die Gemählde
  • Schlegel, August Wilhelm von  senden lassen  Schelling, Caroline von; Schlegel, August Wilhelm von: Die Gemählde
  • Fiorillo, Johann Dominik  Rezension  danken lassen  Meyer, Heinrich: Fiorillo, Johann Dominik: Geschichte der zeichnenden Künste von ihrer Wiederauflebung bis auf die neuesten Zeiten (Rezension)
  • Fiorillo, Johann Dominik  Rezension  danken  Meyer, Heinrich: Fiorillo, Johann Dominik: Geschichte der zeichnenden Künste von ihrer Wiederauflebung bis auf die neuesten Zeiten (Rezension)
  • Fiorillo, Johann Dominik  Rezension  danken  Meyer, Heinrich
  • Fiorillo, Johann Dominik  Rezension  danken lassen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Fiorillo, Johann Dominik  Rezension  danken lassen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Goethe, Johann Wolfgang von  vermitteln lassen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Goethe, Johann Wolfgang von  vermitteln  Bethmann-Unzelmann, Friederike
  • Schlegel, August Wilhelm von  Buchsendung  erbitten  Walpole, Horace: The Works
  • Schlegel, August Wilhelm von  Manuskript  ankündigen  Lucretius Carus, Titus: De rerum natura
  • Schlegel, August Wilhelm von  positiv bewerten  Cervantes Saavedra, Miguel de: Don Quijote [Ü: Ludwig Tieck]
  • Schlegel, August Wilhelm von  verteidigen  Schlegel, Friedrich von: Lucinde
  • Schlegel, August Wilhelm von  einladen  Goethe, Johann Wolfgang von
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 8. März 1799
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Recipient: Johann Wolfgang von Goethe ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Weimar · ·
Printed Text
  • Bibliography: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 84‒85.
  • Verlag: Insel Verlag
Manuscript
  • Provider: Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 28/805 S. 11
  • Provenance: Klassik Stiftung Weimar
Language
  • German

Basics · Zitieren