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August Wilhelm von Schlegel to Johann Wolfgang von Goethe

[1] Braunschweig d. 16 Dec 1800
Sie erhalten hier eine kleine Posse, womit ich mich sehr zerstreut habe, und der ich wünsche, daß sie Ihnen auch einige Unterhaltung gewähren mag. Man wird vielleicht um so weniger gegen sie einzuwenden haben, wenn man sie als eine Carnevalsfreyheit zu Anfange des neuen Jahrhunderts betrachtet. Das eine Exemplar ist für Hrn. Schiller, doch bitte ich Sie sowohl als ihn, es nicht eher auswärts mitzutheilen, bis Sie hören, daß es schon auf andern Wegen ins Publicum gekommen ist, und überhaupt nicht zu sagen, daß Sie es vom Vf. erhalten haben: denn wie wohl ich gar nicht darauf rechnen durfte, nicht erkannt zu werden, und mir daher auch keine Mühe deshalb gegeben, so muß es doch gewissermaßen ein öffentliches Geheimniß bleiben.
Tieck hat sich mit mir zur Herausgabe eines poetischen Taschenbuchs vereinigt, welches Cotta in Verlag nimmt. Nächsten Herbst wird es zum erstenmal erscheinen. Da dieses Jahr der Schillersche Musenalmanach ausgeblieben ist, und mir Cotta schreibt, er werde für Ihre und [2] Schillers etwanige Beyträge zum Taschenbuche Ihnen beyden gern Ihre eignen Bedingungen zugestehn, so vermuthe ich daraus fast, daß es nicht die Absicht ist, die unterbrochne Reihe der Almanache wieder fortzusetzen, und in diesem Falle schmeicheln wir uns, daß Sie uns dasjenige, was Sie sonst dem Almanach würden bestimmt haben, nicht vorenthalten werden. Für gute Gesellschaft wollen wir gewiß sorgen, und hoffen die Sammlung ganz von allen gleichgültigen Stücken, Dilettanten- und Anfänger-Ausstellungen frey zu erhalten.
Das neueste Stück der Propyläen habe ich mit großem Interesse gelesen, und nur bedauert, daß ich die Zeichnungen nicht selbst gesehen. Von meiner Bekanntschaft mit dem Neapolitanischen Tischbein, und einem Aufenthalt von ein paar Tagen in Söder beym Baron von Brabeck, so wie von allem übrigen, hoffe ich nächstens mündlich mit Ihnen zu reden.
Unterdessen leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich Hrn. Schiller bestens.
AWSchlegel
In Eil.
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  • Schlegel, August Wilhelm von  grüßen  Schiller, Friedrich
  • Schlegel, August Wilhelm von  grüßen lassen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Buch  senden  Schlegel, August Wilhelm von: Ehrenpforte und Triumphbogen für den Theater-Präsidenten von Kotzebue, bey seiner gehofften Rückkehr ins Vaterland
  • Schlegel, August Wilhelm von  Buch  geben lassen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Buch  geben  Schiller, Friedrich
  • Schlegel, August Wilhelm von  Anonymität  bekräftigen  Schlegel, August Wilhelm von: Ehrenpforte und Triumphbogen für den Theater-Präsidenten von Kotzebue, bey seiner gehofften Rückkehr ins Vaterland
  • Schlegel, August Wilhelm von  Herausgeberschaft  ankündigen  Tieck, Ludwig
  • Schlegel, August Wilhelm von  Erscheinen  ankündigen  Musen-Almanach für das Jahr 1802 (hg. v. August Wilhelm von Schlegel und Ludwig Tieck)
  • Schlegel, August Wilhelm von  Mitarbeit  einladen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schlegel, August Wilhelm von  interessiert sein  Propyläen (Zeitschrift, Tübingen)
Metadata Concerning Header
  • Date: Dienstag, 16. Dezember 1800
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Recipient: Johann Wolfgang von Goethe ·
  • Place of Dispatch: Braunschweig · ·
  • Place of Destination: Weimar · ·
Printed Text
  • Bibliography: August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hg. v. Josef Körner u. Ernst Wieneke. Leipzig 1926, S. 111‒112.
  • Verlag: Insel Verlag
Manuscript
  • Provider: Weimar, Klassik Stiftung Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv
  • Classification Number: GSA 28/805 St. 28
  • Provenance: Klassik Stiftung Weimar
Language
  • German

Weitere Infos ·