[1] Hannover d. 18 Novb
1794
Liebster Bruder, Dein Herr Münter ist hier angekommen, und zwar mit einer Schwiegerin einer Madame de Goddé. Da er mich gleich aufsuchte, so sind wir gleich den ersten Tag bekannt geworden. Ich habe ihn verschiedentlich herum geführt, und das wenige, was ich für ihn thun kann, werde ich sehr gern thun, da mir seine Gesellschaft sehr unterhaltend ist. Sie kenne ich noch weniger, doch finde ich sie lebhaft [2] und angenehm in der Conversation ist, nur glaube ich daß sie mehr Praetensionen macht. – Da sie einige angesehene Addressen, unter andern auch an den Minister von Steinberg, und Gräfin von Plate hatten, so sind sie dadurch auch in die vornehmen Cirkeln eingeführt, und haben sie sehr geschwind ausgebreitete bekanntschaften erhalten; auch durch Rehbergs und Meyers in dem 2ten Range. – Die letztere Zeit bin etwas [3] aus der Routine des französisch-Sprechens gekommen, weil ich hier im Hause gar keine Gelegenheit dazu habe; doch merke ich, daß ich bey jedem Besuche immer mehr wieder hinein komme.
Eins meiner Projecte ist schon gescheitert, und das andere, die Agenten Stelle wird wohl ist nicht weit mehr davon seyn. Wenn erst die Sache ganz abgethan ist, so werde ich das Andencken davon allen vier Winden übergeben.
Noch eine Anfrage. Bey unserm Umziehen fandeten wir auf [4] unserm vorigen Hinterhause Bailens Wörterbuch, in der teutschen Uebersetzung 3 Theile in Folio. Keiner weiß, wem es gehört, wahrscheinlich hast Du es jemanden abgeliehen, und nicht wieder gegeben. Gieb mir darüber Auskunft. Das Buch ist gewiß kostbar.
Lebe recht wohl
Karl Schlegel
Hier ist ein Brief, den mir Fritze an Dich zugesandt hat.
1794
Liebster Bruder, Dein Herr Münter ist hier angekommen, und zwar mit einer Schwiegerin einer Madame de Goddé. Da er mich gleich aufsuchte, so sind wir gleich den ersten Tag bekannt geworden. Ich habe ihn verschiedentlich herum geführt, und das wenige, was ich für ihn thun kann, werde ich sehr gern thun, da mir seine Gesellschaft sehr unterhaltend ist. Sie kenne ich noch weniger, doch finde ich sie lebhaft [2] und angenehm in der Conversation ist, nur glaube ich daß sie mehr Praetensionen macht. – Da sie einige angesehene Addressen, unter andern auch an den Minister von Steinberg, und Gräfin von Plate hatten, so sind sie dadurch auch in die vornehmen Cirkeln eingeführt, und haben sie sehr geschwind ausgebreitete bekanntschaften erhalten; auch durch Rehbergs und Meyers in dem 2ten Range. – Die letztere Zeit bin etwas [3] aus der Routine des französisch-Sprechens gekommen, weil ich hier im Hause gar keine Gelegenheit dazu habe; doch merke ich, daß ich bey jedem Besuche immer mehr wieder hinein komme.
Eins meiner Projecte ist schon gescheitert, und das andere, die Agenten Stelle wird wohl ist nicht weit mehr davon seyn. Wenn erst die Sache ganz abgethan ist, so werde ich das Andencken davon allen vier Winden übergeben.
Noch eine Anfrage. Bey unserm Umziehen fandeten wir auf [4] unserm vorigen Hinterhause Bailens Wörterbuch, in der teutschen Uebersetzung 3 Theile in Folio. Keiner weiß, wem es gehört, wahrscheinlich hast Du es jemanden abgeliehen, und nicht wieder gegeben. Gieb mir darüber Auskunft. Das Buch ist gewiß kostbar.
Lebe recht wohl
Karl Schlegel
Hier ist ein Brief, den mir Fritze an Dich zugesandt hat.