[1] 1793 den 10ten Jan.
Liebster Bruder,
Ich hoffe der Bücherkasten ist nun mehr glücklich angekommen; Carl hat nach Hamburg ganz nach deiner ersten Anweisung geschrieben, und zwar daß der Kasten mit den nächst abzugehenden Schiffe weggeschickt werden möchte.
Ein paar Bücher sind aber aus Versehen zurück geblieben; der eine Theil des Plato und Horazens Briefe übersetzt. Wünschst du solche aber noch zu haben so könte man es ja wohl nachschicken in einen kleinen Kästchen, und da könnten dann noch einige andere Briefe die du wünschst mitgeschickt werden als auch über die Revolution von Rehberg. Kennst du die Ueberset[2]zung des Tasso von Manso, welche kürzlich heraus gekommen, oder wünschst du sie zu haben? Ich erwarte erst weitere Nachricht von dir, vielleicht weißt du auch noch dieß oder jenes Buch welches du uns nur schreiben kannst. A propos sind die Gedichte oder vielmehr Sonette im dießjährigen Musenallmanach welche mit B. unterzeichnet von dir?
Die Uebersetzung des Briefs der Heloise an Abelard, von Bürger finde ich recht schön, und auch noch eins von ihm die Erscheinung. uebrigens deucht mir ist sehr viel indiferentes, und manches sehr sehr unanständig wiedriges Zeug darin, welches ich auch dem Himmel sey dank nicht alles gelesen. Wieder sehr viel bitteres von Bür[3]ger. Man sagt daß er itzt mit einer ganz gemeinen Person zusammen lebe. Die eine Demoisell Michaelis hält sich itzt in Hamburg auf. Die hat durch den Umgang mit der Bürgerin ihren guten Ruf ziemlich verloren aber wenn alle die Anecdoten welche mir von ihr erzählt worden sind wahr sind, so ist es nicht eher ihre Schuld. Auch dero Böhmern, legt man allerley zur Last, wenigstens hat sie wohl durch ihren schwärmerischen Demokratischen Sinn, den Leuten Gelegenheit gegeben, sie unrecht zu beurtheilen.
Sie soll sehr viel bey Küstins gewesen seyn. Es thut mir leid um ihrentwillen, da ich weis daß du sie sehr schätzt. Mein Vater hat [4] wieder eine kleine Unpäßlichkeit überstanden, wobey er aber die Festzeit über hat im Hause bleiben müßen wo denn Herr Ernst recht fleißig für ihn gepredigt. Sein gewöhnlicher Winterhusten. Aber itzt hat er sich schon recht wieder erholet, und ist auch schon wieder aufs Consistorium gewesen. Heute über 8 Tage wird Herr Ernst examinirt, der Himmel gebe ihm eine glückliche Stunde!
Alle auswärtigen Geschwister befinden sich wohl. Ernsts schreiben itzt nur etwas seltener als sonst, aber leben recht vergnügt. In Harburg ist auch alles wohl. Von Moritz wird auch nächstens was im Druck erscheinen, daß müßen wir dich ja auch wohl zuschicken, wenn du die übrigen Bücher noch haben willst. Rehbergs sehe ich diesen Winter etwas seltener. als sonst, ihre gar zu große Freundschaft [3] für die Voigt, deucht mir that ihren hiesigen Freunden Abbruch ihr ganzes Interesse conçentriert sich auf den Briefwechsel, der [2] wöchentlich 2 mal geführt wird. Sie zeichnet itzt, die chi[...] Lyon. Ihre Gesundheit itzt wieder ziemlich gut. Für [1] heute Abend gute Nacht liebster Wilhelm. Was meinst du kömmst du nicht in diesem Jahre nach Deutschland?
HSchlegel
Liebster Bruder,
Ich hoffe der Bücherkasten ist nun mehr glücklich angekommen; Carl hat nach Hamburg ganz nach deiner ersten Anweisung geschrieben, und zwar daß der Kasten mit den nächst abzugehenden Schiffe weggeschickt werden möchte.
Ein paar Bücher sind aber aus Versehen zurück geblieben; der eine Theil des Plato und Horazens Briefe übersetzt. Wünschst du solche aber noch zu haben so könte man es ja wohl nachschicken in einen kleinen Kästchen, und da könnten dann noch einige andere Briefe die du wünschst mitgeschickt werden als auch über die Revolution von Rehberg. Kennst du die Ueberset[2]zung des Tasso von Manso, welche kürzlich heraus gekommen, oder wünschst du sie zu haben? Ich erwarte erst weitere Nachricht von dir, vielleicht weißt du auch noch dieß oder jenes Buch welches du uns nur schreiben kannst. A propos sind die Gedichte oder vielmehr Sonette im dießjährigen Musenallmanach welche mit B. unterzeichnet von dir?
Die Uebersetzung des Briefs der Heloise an Abelard, von Bürger finde ich recht schön, und auch noch eins von ihm die Erscheinung. uebrigens deucht mir ist sehr viel indiferentes, und manches sehr sehr unanständig wiedriges Zeug darin, welches ich auch dem Himmel sey dank nicht alles gelesen. Wieder sehr viel bitteres von Bür[3]ger. Man sagt daß er itzt mit einer ganz gemeinen Person zusammen lebe. Die eine Demoisell Michaelis hält sich itzt in Hamburg auf. Die hat durch den Umgang mit der Bürgerin ihren guten Ruf ziemlich verloren aber wenn alle die Anecdoten welche mir von ihr erzählt worden sind wahr sind, so ist es nicht eher ihre Schuld. Auch dero Böhmern, legt man allerley zur Last, wenigstens hat sie wohl durch ihren schwärmerischen Demokratischen Sinn, den Leuten Gelegenheit gegeben, sie unrecht zu beurtheilen.
Sie soll sehr viel bey Küstins gewesen seyn. Es thut mir leid um ihrentwillen, da ich weis daß du sie sehr schätzt. Mein Vater hat [4] wieder eine kleine Unpäßlichkeit überstanden, wobey er aber die Festzeit über hat im Hause bleiben müßen wo denn Herr Ernst recht fleißig für ihn gepredigt. Sein gewöhnlicher Winterhusten. Aber itzt hat er sich schon recht wieder erholet, und ist auch schon wieder aufs Consistorium gewesen. Heute über 8 Tage wird Herr Ernst examinirt, der Himmel gebe ihm eine glückliche Stunde!
Alle auswärtigen Geschwister befinden sich wohl. Ernsts schreiben itzt nur etwas seltener als sonst, aber leben recht vergnügt. In Harburg ist auch alles wohl. Von Moritz wird auch nächstens was im Druck erscheinen, daß müßen wir dich ja auch wohl zuschicken, wenn du die übrigen Bücher noch haben willst. Rehbergs sehe ich diesen Winter etwas seltener. als sonst, ihre gar zu große Freundschaft [3] für die Voigt, deucht mir that ihren hiesigen Freunden Abbruch ihr ganzes Interesse conçentriert sich auf den Briefwechsel, der [2] wöchentlich 2 mal geführt wird. Sie zeichnet itzt, die chi[...] Lyon. Ihre Gesundheit itzt wieder ziemlich gut. Für [1] heute Abend gute Nacht liebster Wilhelm. Was meinst du kömmst du nicht in diesem Jahre nach Deutschland?
HSchlegel