Jena d. 7. März 1798.
Mein werthester Herr Hofrath,
Gestern, da ich erst Abends zurückgekommen war, brachte mir Hr. Horn den ersten Band von der neuen Ausgabe Ihres Shakspeare, welchen Sie die Güte gehabt, ihm für mich mitzugeben. Ich eile, Ihnen meinen verbindlichsten Dank für dieß werthe Geschenk zu sagen. Bis jetzt habe ich nur noch einen flüchtigen Blick hineinwerfen können, bald hoffe ich aber bey mehr Muße hauptsächlich den Sturm mit dem Originale zu vergleichen, weil er das einzige Stück ist, das ich von den drey in diesem Bande befindlichen auch schon übersetzt. Ich bin daher begierig zu erfahren, in wie fern ich bey den Stellen, wo meine Uebersetzung dem Sinne nach von der ersten Ausgabe der Ihrigen abweicht, mit Ihnen zusammengetroffen bin.
Daß ich es so lange verschoben, Ihren letzten freundschaftlichen Brief zu beantworten, davon ist bloß der Wunsch Schuld, Ihnen sogleich den dritten Band meiner Uebersetzung mitzuschicken. Leider wird mir dieß vereitelt, da der Druck nicht auf die Messe fertig geworden ist, ob ich gleich mein Manuscript zeitig genug nach Berlin geschickt. Indessen hoffe ich, daß der dritte Band noch während des Sommers erscheinen wird.
So eben habe ich in Weimar eine interessante Bekanntschaft an einem Engländer, Mr. Melish, gemacht, der sich in unserer Nachbarschaft niederlassen wird, und ein sehr guter Kenner unserer Sprache und Litteratur ist. Er hat mir versprochen, mir Kritiken über meine Uebersetzung mitzutheilen. – Mit Hr. Tieck, den Sie ein paarmal anführen, stehe ich schon seit einiger Zeit in Briefwechsel. Die Arbeit im Sturm hat er schon beträchtlich früher gemacht, als sie im Druck erschienen ist, und jetzt hält er sie nicht mehr des Dichters würdig. Er hat aber viel über den Shakspeare studirt, und mir verschiedene Konjekturen, auch Bemerkungen über die für unächt gehaltenen Stücke, deren Aechtheit er zu beweisen suchen wird, mitgetheilt. – Vielleicht haben Sie eine Kritik der in England herausgekommenen Kupfer zum Sh. gelesen, die schon vor geraumer Zeit in der Bibliothek der schönen Wissenschaften gestanden hat, und auch von ihm herrührt.
Ich bin jetzt auf dem Punkte, eine Reise nach Berlin zu machen, von wo aus ich nach Dresden gehen werde, um dort den Ueberrest des Sommers zuzubringen.
Ich bitte Sie, mich Ihrer Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, und bin mit unabänderlichen Gesinnungen der Hochachtung und Ergebenheit
der Ihrige
A. W. Schlegel.
Mein werthester Herr Hofrath,
Gestern, da ich erst Abends zurückgekommen war, brachte mir Hr. Horn den ersten Band von der neuen Ausgabe Ihres Shakspeare, welchen Sie die Güte gehabt, ihm für mich mitzugeben. Ich eile, Ihnen meinen verbindlichsten Dank für dieß werthe Geschenk zu sagen. Bis jetzt habe ich nur noch einen flüchtigen Blick hineinwerfen können, bald hoffe ich aber bey mehr Muße hauptsächlich den Sturm mit dem Originale zu vergleichen, weil er das einzige Stück ist, das ich von den drey in diesem Bande befindlichen auch schon übersetzt. Ich bin daher begierig zu erfahren, in wie fern ich bey den Stellen, wo meine Uebersetzung dem Sinne nach von der ersten Ausgabe der Ihrigen abweicht, mit Ihnen zusammengetroffen bin.
Daß ich es so lange verschoben, Ihren letzten freundschaftlichen Brief zu beantworten, davon ist bloß der Wunsch Schuld, Ihnen sogleich den dritten Band meiner Uebersetzung mitzuschicken. Leider wird mir dieß vereitelt, da der Druck nicht auf die Messe fertig geworden ist, ob ich gleich mein Manuscript zeitig genug nach Berlin geschickt. Indessen hoffe ich, daß der dritte Band noch während des Sommers erscheinen wird.
So eben habe ich in Weimar eine interessante Bekanntschaft an einem Engländer, Mr. Melish, gemacht, der sich in unserer Nachbarschaft niederlassen wird, und ein sehr guter Kenner unserer Sprache und Litteratur ist. Er hat mir versprochen, mir Kritiken über meine Uebersetzung mitzutheilen. – Mit Hr. Tieck, den Sie ein paarmal anführen, stehe ich schon seit einiger Zeit in Briefwechsel. Die Arbeit im Sturm hat er schon beträchtlich früher gemacht, als sie im Druck erschienen ist, und jetzt hält er sie nicht mehr des Dichters würdig. Er hat aber viel über den Shakspeare studirt, und mir verschiedene Konjekturen, auch Bemerkungen über die für unächt gehaltenen Stücke, deren Aechtheit er zu beweisen suchen wird, mitgetheilt. – Vielleicht haben Sie eine Kritik der in England herausgekommenen Kupfer zum Sh. gelesen, die schon vor geraumer Zeit in der Bibliothek der schönen Wissenschaften gestanden hat, und auch von ihm herrührt.
Ich bin jetzt auf dem Punkte, eine Reise nach Berlin zu machen, von wo aus ich nach Dresden gehen werde, um dort den Ueberrest des Sommers zuzubringen.
Ich bitte Sie, mich Ihrer Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, und bin mit unabänderlichen Gesinnungen der Hochachtung und Ergebenheit
der Ihrige
A. W. Schlegel.