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August Wilhelm von Schlegel to Gottfried August Bürger

Amsterdam, den 2. Jul. 91.
Der Herr thut seine milde Hand auf und speist die jungen Raben die ihn anrufen. Sieh hier, junger Rabe, (Ihr habt mich ja auch einmahl junger Aar genannt) eine Anzahl von Gedichten für deinen Musenallmanach, die, wie ich nicht zweifle, dir sehr willkommen seyn werden. – Von den aus dem spanischen übersetzten Romanzen kennt ihr schon eine, denke ich. Laßt sie nur alle drey hinter einander drucken; aber die vierte, wenn ich bitten darf, besonders, denn sie ist von meiner eignen Erfindung und sie möchte sonst auch für eine Übersetzung gehalten werden. Die Sonette nach dem Petrarca kennt ihr, das Lied an die Rhapsodin auch; ihr müßts mir sehr Dank wissen, daß ich euch das letzte gebe, denn es gehört zu den hübschesten Sachen, die ich je gemacht habe. – Was sagt ihr zu dem: An einen Aesthetiker? Der, welchen die Begrüßung gilt wird sich wohl darin erkennen, und es ist gut, daß er noch lebt, und daß meine Anrede ihm nicht in die Unterwelt nachreisen muß. Ich wollte, ihr stelltet das so etwan an die Spitze des Allmanachs, wo es ein wenig in die Augen fällt, wenn der Druck anders noch nicht angefangen ist. – Vielleicht schicke ich euch in einigen Wochen noch irgend etwas, denn ich weiß nicht wie es zugeht, ich habe hier wieder einen etwas poëtisirenden Kitzel gekriegt, und könnte ich nur mehr für mich seyn, so käme wohl manches zu Stande.
Laßt mich doch bald etwas von euch hören ‒ ich habe euch schon vor ziemlich langer Zeit eine Epistel geschrieben, und wünsche zu wissen, was ihr macht. Poëtisirt ihr gar nichts? – Und wie stehts in Ansehung der Akademie? – Habt ihr schon von Meyer eine Sendung für dem Allmanach bekommen, und sonst hübsche Sachen? – Seht ihr die Berlepschen? Und ist Göthe wirklich auf ihrem Landgute? – Schreibt mir und nur recht viel: so ein Brief ist euch eine kleine Mühe, und für mich, da ich so ganz von allen ehemahligen Bekanntschaften isolirt bin, eine große Herrlichkeit. – Ich werde auch gewiß immer schnell antworten – das Briefschreiben machʼ ich zu einem meiner Hauptgeschäfte, ob ich gleich so wenig Zeit dafür übrig behalte, und meine Sendung zeigt, daß ich euch nicht vergesse.
Seyd doch so gut, den inliegenden Brief zu besorgen – weil das Paquet an euch doch einmahl so dick war, dachte ich es käme auf eins. Gott befohlen und nächstens mehr.
  • Schlegel, August Wilhelm von  anspielen  Bürger, Gottfried August: An August Wilhelm Schlegel (Sonett)
  • Schlegel, August Wilhelm von  senden  Schlegel, August Wilhelm von: Gedichte
  • Bürger, Gottfried August  herausgeben  Musenalmanach, oder poetische Blumenlese aufs Jahr 1792 (Göttingen, hg. v. Gottfried August Bürger u.a.)
  • Schlegel, August Wilhelm von  Druck  auffordern  Bürger, Gottfried August
  • Bürger, Gottfried August  Druck  beauftragen  Schlegel, August Wilhelm von: Aus dem Gefängniß
  • Bürger, Gottfried August  Druck  beauftragen  Schlegel, August Wilhelm von: Die verlorne Unschuld
  • Bürger, Gottfried August  Druck  beauftragen  Schlegel, August Wilhelm von: Erzürnte Liebe
  • Schlegel, August Wilhelm von  Druck  beauftragen  Schlegel, August Wilhelm von: Die Erhörung
  • Schlegel, August Wilhelm von  wertschätzen  Schlegel, August Wilhelm von: An die Rhapsodinn
  • Schlegel, August Wilhelm von  Kritik  erbitten  Schlegel, August Wilhelm von: An einen Kunstrichter
  • Schlegel, August Wilhelm von  Redaktionsplan  vorschlagen  Schlegel, August Wilhelm von: An einen Kunstrichter
  • Schlegel, August Wilhelm von  senden  Schlegel, August Wilhelm von: Die Priesterin der Trümmer
  • Schlegel, August Wilhelm von  Künstlerisches Schaffen  erfragen  Bürger, Gottfried August
  • Schlegel, August Wilhelm von  erfragen  Akademie der schönen Redekünste
  • Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm   senden  Musenalmanach, oder poetische Blumenlese aufs Jahr 1792 (Göttingen, hg. v. Gottfried August Bürger u.a.)
  • Bürger, Gottfried August  Begegnung  Berlepsch, Emilie von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Aufenthaltsort  erfragen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Brief  erbitten  Bürger, Gottfried August
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 2. Juli 1791
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Recipient: Gottfried August Bürger ·
  • Place of Dispatch: Amsterdam ·
  • Place of Destination: Göttingen · ·
Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 36284268X
  • Bibliography: Strodtmann, Adolf: Briefe von und an Gottfried August Bürger. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte seiner Zeit. Aus dem Nachlasse Bürger’s und anderen, meist handschriftlichen Quellen. Bd. 4. Berlin 1874, S. 126‒127.
Language
  • German

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