[1] Jena d. 24. Aug. 1.
Den zweiten Brief habe ich nun auch richtig wieder erhalten, wertheste Freundin, und ich hoffe dagegen, mein weitläuftiger vom vorigen Posttag wird jetzt in Ihren Händen seyn. Heute muß ich Sie mit ein paar Einlagen beschweren, die zum Besuch meiner Vorlesungen geschrieben sind, auf die ich jetzt mein ganzes Sinnen und Trachten richte, da sie mir das Mittel verschaffen sollen, den Winter mit meinen berlinischen Freunden zuzubringen. Für die üble Jahreszeit scheint mir Jena, jetzt nachdem ich verwöhnt bin, gar zu einsam und trübselig.
Haben Sie die Güte mit dem Brief an Frau von Berg ein Dutzend der gedruckten Ankündigungen, und mit dem an Mad. Liepmann einige zu schicken, und jedesmal unter einer derselben anzumerken, welcher von meinen Freunden die Abonnements-Carten ausgiebt.
Bey der Austheilung der übrigen darf man wohl Mlle. Krayn und Mad. Herz nicht übergehen. Es wird Ihnen schon einfallen wer überhaupt welche bekommen muß. Wenn Humboldt dort ist, muß er allerdings einige nebst Empfehlungen von mir erhalten, [2] da er sich hier so artig bezeigt hat. An Brinkmann kann die Krayn sie wohl gelangen lassen, ob dieser Windhund einige Hasen für uns erjagen kann. etc.
Schleiermacher grüßen Sie für dießmal nur bestens, und bitten Sie ihn es so anzusehn, als ob ich ihm selbst geschrieben, und meinem Briefe noch so schöne Bestellungen eingelegt hätte, wie ich sie allerdings zu machen habe ‒ denn denken Sie nur: ich finde hier Schelling, Caroline, meinen Bruder, sämmtlich beschäftiget, seine Predigten zu lesen, und außerordentlich davon eingenommen. Sie haben sich selbige selbst kaufen müssen, da Schleiermacher keine Exemplare ausgetheilt hat. Sagen Sie ihm, wenn er noch eins übrig hätte, solle ers ja für mich aufbehalten. Bloß seine Art davon zu reden, und der schlechte Druck habe mich abgehalten, die gehörige Notiz davon zu nehmen; ich würde es aber nachholen.
Ihnen will ich mit einer kleinen Anpassung eine Stelle hersetzen, die mir ungemein gefallen hat:
„Text.
„Der Faule stirbt über seinen Wünschen,
„Denn seine Hände wollen nichts thun. ‒
„In diesen wenigen Worten liegt eine [3] sehr getreue und reichhaltige Beschreibung von dem Zustande und der Lebensweise unseres Freundes Tieck. etc.“
Er hat mir immer noch nicht geschrieben. Ein Familienfehler ist es doch nicht, denn Ihre Hände wollen nur allzuviel, was Sie sich wegen Ihrer Gesundheit hübsch abgewöhnen, und sich besser aufwarten lassen sollten. Von Ihrem Befinden und Ihrer Sorge dafür müssen Sie mir recht genaue und gute Nachricht geben, wenn ich zufrieden mit Ihnen seyn soll. Wo nur B ... (?) nichts versäumt, er ist so schläfrig. Ich wünsche sehr daß Sie doch Marcus schriftlich consultiren wollten: er hat Hoffnung gemacht, im Herbst hierher zu kommen. Sie müßten sichs aber nicht verdrüßen lassen, die Geschichte Ihrer Uebel und ehemaligen Krankheiten förmlich aufzuzeichnen, und sie mir fein versiegelt zuzusenden.
Die schönsten Grüße an Bernhardi. Empfehlen Sie mich auch Ihren Eltern, von denen ich unartiger Weise unter den Unruhen der letzten Tage vergessen habe Abschied zu nehmen. Ihren kleinen Wilhelm herze ich in Gedanken.
Mein Bruder ist von Bocklat zurück[4]gekommen, mit der Veit und dem Paulus. Ihn habe ich schon ein paarmal wieder gesehn, aber vor ihr hat mich der Himmel bis daher bewahrt. Ich vermeide es entschieden. Die ganze Paulusʼsche Partey sehen wir nicht, und verlieren eben nicht dabey, wenn wir nur meinen Bruder heraus hätten. Adieu, liebste Freundin! Nochmals: leben Sie recht wohl.
Ihr
A. W. S.
Am Ion habe ich wieder gegen hundert Verse gemacht, und bin bald mit dem 2ten Akt fertig.
Geben Sie mir bestimmt Auftrag, ob ich Goethen bitten soll, bis Ende Sept. noch auf eine Intriguenkomödie zu warten.
Den zweiten Brief habe ich nun auch richtig wieder erhalten, wertheste Freundin, und ich hoffe dagegen, mein weitläuftiger vom vorigen Posttag wird jetzt in Ihren Händen seyn. Heute muß ich Sie mit ein paar Einlagen beschweren, die zum Besuch meiner Vorlesungen geschrieben sind, auf die ich jetzt mein ganzes Sinnen und Trachten richte, da sie mir das Mittel verschaffen sollen, den Winter mit meinen berlinischen Freunden zuzubringen. Für die üble Jahreszeit scheint mir Jena, jetzt nachdem ich verwöhnt bin, gar zu einsam und trübselig.
Haben Sie die Güte mit dem Brief an Frau von Berg ein Dutzend der gedruckten Ankündigungen, und mit dem an Mad. Liepmann einige zu schicken, und jedesmal unter einer derselben anzumerken, welcher von meinen Freunden die Abonnements-Carten ausgiebt.
Bey der Austheilung der übrigen darf man wohl Mlle. Krayn und Mad. Herz nicht übergehen. Es wird Ihnen schon einfallen wer überhaupt welche bekommen muß. Wenn Humboldt dort ist, muß er allerdings einige nebst Empfehlungen von mir erhalten, [2] da er sich hier so artig bezeigt hat. An Brinkmann kann die Krayn sie wohl gelangen lassen, ob dieser Windhund einige Hasen für uns erjagen kann. etc.
Schleiermacher grüßen Sie für dießmal nur bestens, und bitten Sie ihn es so anzusehn, als ob ich ihm selbst geschrieben, und meinem Briefe noch so schöne Bestellungen eingelegt hätte, wie ich sie allerdings zu machen habe ‒ denn denken Sie nur: ich finde hier Schelling, Caroline, meinen Bruder, sämmtlich beschäftiget, seine Predigten zu lesen, und außerordentlich davon eingenommen. Sie haben sich selbige selbst kaufen müssen, da Schleiermacher keine Exemplare ausgetheilt hat. Sagen Sie ihm, wenn er noch eins übrig hätte, solle ers ja für mich aufbehalten. Bloß seine Art davon zu reden, und der schlechte Druck habe mich abgehalten, die gehörige Notiz davon zu nehmen; ich würde es aber nachholen.
Ihnen will ich mit einer kleinen Anpassung eine Stelle hersetzen, die mir ungemein gefallen hat:
„Text.
„Der Faule stirbt über seinen Wünschen,
„Denn seine Hände wollen nichts thun. ‒
„In diesen wenigen Worten liegt eine [3] sehr getreue und reichhaltige Beschreibung von dem Zustande und der Lebensweise unseres Freundes Tieck. etc.“
Er hat mir immer noch nicht geschrieben. Ein Familienfehler ist es doch nicht, denn Ihre Hände wollen nur allzuviel, was Sie sich wegen Ihrer Gesundheit hübsch abgewöhnen, und sich besser aufwarten lassen sollten. Von Ihrem Befinden und Ihrer Sorge dafür müssen Sie mir recht genaue und gute Nachricht geben, wenn ich zufrieden mit Ihnen seyn soll. Wo nur B ... (?) nichts versäumt, er ist so schläfrig. Ich wünsche sehr daß Sie doch Marcus schriftlich consultiren wollten: er hat Hoffnung gemacht, im Herbst hierher zu kommen. Sie müßten sichs aber nicht verdrüßen lassen, die Geschichte Ihrer Uebel und ehemaligen Krankheiten förmlich aufzuzeichnen, und sie mir fein versiegelt zuzusenden.
Die schönsten Grüße an Bernhardi. Empfehlen Sie mich auch Ihren Eltern, von denen ich unartiger Weise unter den Unruhen der letzten Tage vergessen habe Abschied zu nehmen. Ihren kleinen Wilhelm herze ich in Gedanken.
Mein Bruder ist von Bocklat zurück[4]gekommen, mit der Veit und dem Paulus. Ihn habe ich schon ein paarmal wieder gesehn, aber vor ihr hat mich der Himmel bis daher bewahrt. Ich vermeide es entschieden. Die ganze Paulusʼsche Partey sehen wir nicht, und verlieren eben nicht dabey, wenn wir nur meinen Bruder heraus hätten. Adieu, liebste Freundin! Nochmals: leben Sie recht wohl.
Ihr
A. W. S.
Am Ion habe ich wieder gegen hundert Verse gemacht, und bin bald mit dem 2ten Akt fertig.
Geben Sie mir bestimmt Auftrag, ob ich Goethen bitten soll, bis Ende Sept. noch auf eine Intriguenkomödie zu warten.