[1] Steinau d. 18 Aug. 98.
Eine unverhoffte, doch sehr willkommene Erscheinung war mir Ihr jüngster Brief, den ich zugleich mit der gewöhnlichen Ausgabe meines Gedichts, die Göschen mir im Voraus zuschickte; von der Post erhielt. Einigermaßen vergüten Sie mir nun wohl Ihr langes Stillschweigen durch die umständliche Mittheilung Ihrer Begegnisse, Beschäftigungen, und künftiger Bestimmung, wozu ich Ihnen von Herzen Glück wünsche. Unabhängiger, als ich, werden Sie immer bey Ihrem neuen Amte bleiben, und wir dürfen daher erwarten, daß Sie unsere Litteratur, wie bisher, mit Ihren Geisteswerken bereichern werden. Ich habe mich seit einem halben Jahre fleißig mit – Augenkuren abgeben müssen, die mir viel Zeit wegnehmen und meinen kleinen Bemühungen [2] im Felde der Dichtkunst eben nicht förderlich sind. Daß ich inzwischen hier nicht ganz müssig bin, können Sie daraus abnehmen, daß ich Ihre treflichen Uebersetzungen im Athenäum, sämtlich abgeschrieben habe, da diese Zeitschrift, so wie alle die übrigen, welche ich lese, nicht in meinen Händen bleibt. Am besten hat mir das Bruchstück des Hermesianax gefallen, welches mir gar noch nicht bekannt war. Bilder und Empfindungen sind schön verwebt. Werden Sie nicht müde, mehr solche vernachläßigte Blumen aus dem griech. Musenhain in unsern vaterländischen Boden zu verpflanzen. Auch bin ich begierig, die versprochene umständliche Erörterung über die metrischen Perioden nächstens zu lesen.
Ihr Gedicht auf die Huldigung hat in unserer Provinz den verdienten Beyfall gefunden, zumal in Breslau, wo auch Ihre Zeitschrift fleißig gelesen wird.
[3] Göthens Hervorbringungen sind mir alle lieb und werth, auch das Geringfügigste wird unter seinen Händen bedeutsam und anziehend.
Meine beiden Lieblinge sind indessen seine Iphigenie, u. sein Hermann und Doroth. Die Verherrlichung der Wahrheit ist der schöne Zweck jenes Schauspiels, das allein eine Dichterkrone werth ist! Ihre Kritik über Herrmann u. Dor. enthält mehr als die Grundlinien einer Poëtik, die in das Wesen der Epopee eindringt. Aristoteles Verdienst um die Kunst ist das Ihrige.
Sie würden mir eine große Gefälligkeit erweisen, wenn Sie mir nächstens meldeten, in welcher brittischen Zeitschrift die Anzeige meines Gedichts enth befindlich ist, deren in der Ankündigung der neuen Ausgabe Erwähnung geschieht. Ich habe bisher meinen Freunden diese Frage nicht beantworten können.
[4] Ihr Urtheil über den artistischen Theil der neuen Ausgabe meiner Gesundbr. theilen Sie mir wohl schriftlich mit, wenn ich Sie freundlich darum bitte.
Sie sehen aus meiner beschleunigten Antwort, daß ich nicht Gleiches mit Gleichem vergelte.
Ihrer Freundschaft empfohlen, bin ich heute wie gestern
Ihr
VW Neubeck.
Den Brief an Madame Fischer werde mit der gehörigen Aufschrift baldigst befördern.
Eine unverhoffte, doch sehr willkommene Erscheinung war mir Ihr jüngster Brief, den ich zugleich mit der gewöhnlichen Ausgabe meines Gedichts, die Göschen mir im Voraus zuschickte; von der Post erhielt. Einigermaßen vergüten Sie mir nun wohl Ihr langes Stillschweigen durch die umständliche Mittheilung Ihrer Begegnisse, Beschäftigungen, und künftiger Bestimmung, wozu ich Ihnen von Herzen Glück wünsche. Unabhängiger, als ich, werden Sie immer bey Ihrem neuen Amte bleiben, und wir dürfen daher erwarten, daß Sie unsere Litteratur, wie bisher, mit Ihren Geisteswerken bereichern werden. Ich habe mich seit einem halben Jahre fleißig mit – Augenkuren abgeben müssen, die mir viel Zeit wegnehmen und meinen kleinen Bemühungen [2] im Felde der Dichtkunst eben nicht förderlich sind. Daß ich inzwischen hier nicht ganz müssig bin, können Sie daraus abnehmen, daß ich Ihre treflichen Uebersetzungen im Athenäum, sämtlich abgeschrieben habe, da diese Zeitschrift, so wie alle die übrigen, welche ich lese, nicht in meinen Händen bleibt. Am besten hat mir das Bruchstück des Hermesianax gefallen, welches mir gar noch nicht bekannt war. Bilder und Empfindungen sind schön verwebt. Werden Sie nicht müde, mehr solche vernachläßigte Blumen aus dem griech. Musenhain in unsern vaterländischen Boden zu verpflanzen. Auch bin ich begierig, die versprochene umständliche Erörterung über die metrischen Perioden nächstens zu lesen.
Ihr Gedicht auf die Huldigung hat in unserer Provinz den verdienten Beyfall gefunden, zumal in Breslau, wo auch Ihre Zeitschrift fleißig gelesen wird.
[3] Göthens Hervorbringungen sind mir alle lieb und werth, auch das Geringfügigste wird unter seinen Händen bedeutsam und anziehend.
Meine beiden Lieblinge sind indessen seine Iphigenie, u. sein Hermann und Doroth. Die Verherrlichung der Wahrheit ist der schöne Zweck jenes Schauspiels, das allein eine Dichterkrone werth ist! Ihre Kritik über Herrmann u. Dor. enthält mehr als die Grundlinien einer Poëtik, die in das Wesen der Epopee eindringt. Aristoteles Verdienst um die Kunst ist das Ihrige.
Sie würden mir eine große Gefälligkeit erweisen, wenn Sie mir nächstens meldeten, in welcher brittischen Zeitschrift die Anzeige meines Gedichts enth befindlich ist, deren in der Ankündigung der neuen Ausgabe Erwähnung geschieht. Ich habe bisher meinen Freunden diese Frage nicht beantworten können.
[4] Ihr Urtheil über den artistischen Theil der neuen Ausgabe meiner Gesundbr. theilen Sie mir wohl schriftlich mit, wenn ich Sie freundlich darum bitte.
Sie sehen aus meiner beschleunigten Antwort, daß ich nicht Gleiches mit Gleichem vergelte.
Ihrer Freundschaft empfohlen, bin ich heute wie gestern
Ihr
VW Neubeck.
Den Brief an Madame Fischer werde mit der gehörigen Aufschrift baldigst befördern.