[1] Herrn Professor Schlegel.
Leipzig d. 10 May 1799.
–
Ich danke Ihnen verbindlichst für Ihre so baldige und so wohlmeynende Antwort, und fühle mich zu diesem Danke um so mehr verpflichtet, da Sie, Ihrem Briefe nach, gerade jezt mit Arbeiten sehr überhäuft sind. Sie fragen mich, ob Sie meine Arbeiten selbst anzeigen, oder sie den Redakteurs der Jen. Lit. Zeitung, mit Bitte um baldige Anzeige, übergeben sollen? Nach dem, was ich Ihnen schon geschrieben, weiß ich hierauf nicht zu antworten. Soll ich dabey bleiben Ihnen das Erste zuzumuthen? Sie sind überhäuft, Sie wissen nicht wann Sie eine solche Anzeige würden liefern können, Sie sagen selbst, ein anderer Beurtheiler könnte mehr Sinn für Dichtungen, denen ein moralischer Zweck zum Grunde liegt, und mehr Einsicht in die Bedürfnisse der Leser haben, für welche sie bestimmt sind. Soll ich Sie um das Zweyte bitten? Und ich hätte bey Ihnen, wie Sie selbst schreiben, nur Kritik zu erwarten, welche den Dingen auf den Grund ginge und den höchsten Maasstab anlegte – (Ich zweifle nicht, daß Sie, auch bey diesem Ausdruk, jeder Gattung ihren eigenen höchsten Maasstab zugestehen) Wahrhaftig, ich kann nicht entscheiden. Ohne jenen Sinn und jene Einsicht – was würde man aus mir und meinen Arbeiten machen müssen? Ohne diesen Maasstab – würde, könnte ich da wirklich kritisiert werden? Haben Sie die Güte von beydem zu thun, was Ihren Einsichten und Ihrem [2] guten Willen gegen mich das Beste dünkt: aber thun Sie wirklich Eins von beyden – ich bitte nochmals angelegentlichst darum.
Was Sie mir von der Mißlichkeit, von den nöthigen Anstrengungen, von den Schwierigkeiten des schriftstellerischen Lebens, so wie vom schuldigen Vermeiden desselben ohne innern Beruf, und von der Nichtigkeit äußerer Nöthigungen schreiben, nehme ich sehr gern an, als allgemeine gründliche und erfahrungsmäßige Bemerkung, von welcher Jedermann, also auch ich, Anwendung auf sich machen soll. Oder solte ich es als besondere Insinuation annehmen? Ich glaube es Ihnen aufrichtig gestehen zu müssen, daß man, um diese zu bekommen, doch wohl von dem Andern genauer und in allen seinen Verhältnissen gekannt seyn müßte, als ich von Ihnen gekannt zu seyn mir schmeicheln darf. Ich wiederhole – denn vielleicht habe ich es Ihnen schon geschrieben – der Zweck meiner zeitherigen Bemühungen schien mir nicht unwürdig; ich hoffte mich diesem Zweck, wenn auch nur noch von fernher, zu nähern; : ob ich mich darin selbst täuschte, darüber wünschte ich belehrt zu seyn, darüber glaubte ich von Ihnen am besten belehrt werden zu können, diese [3] Belehrung mir privatim zu geben gedachte ich Ihnen nicht zumuthen zu dürfen: deshalb bat ich Sie um eine Recension. Der Wunsch, diese Recension bald zu erhalten, war natürlich, weil ich die Lage der niedern Art von Literatur, wohin ich meine Bücher zähle, ziemlich zu kennen mir einbilde, und (ich verheele Ihnen gar nichts) weil ich mir und meinem Verleger einige äußere Vortheile davon versprach – Vortheile, welche ja wohl jeder von seinen Bemühungen suchen darf, wenn er sie auf so geradem Wege sucht, als ich gethan.
Ich versichre Sie nochmals meiner aufrichtigsten Verehrung und verbleibe
Ihr
ergebenster Diener
Friedrich Rochlitz.
Ich eröffne diesen Brief noch einmal, um mir Ihre Vergebung zu erbitten über die Verspätigung desselben. Nicht meine, sondern meiner Leute Nachläßigkeit ist Schuld. Ich kehre in dieser Stunde erst von einer kleinen Reise zurük.
[4] [leer]
Leipzig d. 10 May 1799.
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Ich danke Ihnen verbindlichst für Ihre so baldige und so wohlmeynende Antwort, und fühle mich zu diesem Danke um so mehr verpflichtet, da Sie, Ihrem Briefe nach, gerade jezt mit Arbeiten sehr überhäuft sind. Sie fragen mich, ob Sie meine Arbeiten selbst anzeigen, oder sie den Redakteurs der Jen. Lit. Zeitung, mit Bitte um baldige Anzeige, übergeben sollen? Nach dem, was ich Ihnen schon geschrieben, weiß ich hierauf nicht zu antworten. Soll ich dabey bleiben Ihnen das Erste zuzumuthen? Sie sind überhäuft, Sie wissen nicht wann Sie eine solche Anzeige würden liefern können, Sie sagen selbst, ein anderer Beurtheiler könnte mehr Sinn für Dichtungen, denen ein moralischer Zweck zum Grunde liegt, und mehr Einsicht in die Bedürfnisse der Leser haben, für welche sie bestimmt sind. Soll ich Sie um das Zweyte bitten? Und ich hätte bey Ihnen, wie Sie selbst schreiben, nur Kritik zu erwarten, welche den Dingen auf den Grund ginge und den höchsten Maasstab anlegte – (Ich zweifle nicht, daß Sie, auch bey diesem Ausdruk, jeder Gattung ihren eigenen höchsten Maasstab zugestehen) Wahrhaftig, ich kann nicht entscheiden. Ohne jenen Sinn und jene Einsicht – was würde man aus mir und meinen Arbeiten machen müssen? Ohne diesen Maasstab – würde, könnte ich da wirklich kritisiert werden? Haben Sie die Güte von beydem zu thun, was Ihren Einsichten und Ihrem [2] guten Willen gegen mich das Beste dünkt: aber thun Sie wirklich Eins von beyden – ich bitte nochmals angelegentlichst darum.
Was Sie mir von der Mißlichkeit, von den nöthigen Anstrengungen, von den Schwierigkeiten des schriftstellerischen Lebens, so wie vom schuldigen Vermeiden desselben ohne innern Beruf, und von der Nichtigkeit äußerer Nöthigungen schreiben, nehme ich sehr gern an, als allgemeine gründliche und erfahrungsmäßige Bemerkung, von welcher Jedermann, also auch ich, Anwendung auf sich machen soll. Oder solte ich es als besondere Insinuation annehmen? Ich glaube es Ihnen aufrichtig gestehen zu müssen, daß man, um diese zu bekommen, doch wohl von dem Andern genauer und in allen seinen Verhältnissen gekannt seyn müßte, als ich von Ihnen gekannt zu seyn mir schmeicheln darf. Ich wiederhole – denn vielleicht habe ich es Ihnen schon geschrieben – der Zweck meiner zeitherigen Bemühungen schien mir nicht unwürdig; ich hoffte mich diesem Zweck, wenn auch nur noch von fernher, zu nähern; : ob ich mich darin selbst täuschte, darüber wünschte ich belehrt zu seyn, darüber glaubte ich von Ihnen am besten belehrt werden zu können, diese [3] Belehrung mir privatim zu geben gedachte ich Ihnen nicht zumuthen zu dürfen: deshalb bat ich Sie um eine Recension. Der Wunsch, diese Recension bald zu erhalten, war natürlich, weil ich die Lage der niedern Art von Literatur, wohin ich meine Bücher zähle, ziemlich zu kennen mir einbilde, und (ich verheele Ihnen gar nichts) weil ich mir und meinem Verleger einige äußere Vortheile davon versprach – Vortheile, welche ja wohl jeder von seinen Bemühungen suchen darf, wenn er sie auf so geradem Wege sucht, als ich gethan.
Ich versichre Sie nochmals meiner aufrichtigsten Verehrung und verbleibe
Ihr
ergebenster Diener
Friedrich Rochlitz.
Ich eröffne diesen Brief noch einmal, um mir Ihre Vergebung zu erbitten über die Verspätigung desselben. Nicht meine, sondern meiner Leute Nachläßigkeit ist Schuld. Ich kehre in dieser Stunde erst von einer kleinen Reise zurük.
[4] [leer]