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Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel, Henriette Ernst an August Wilhelm von Schlegel

[1] Liebster Willhelm,
Es würde uns eine Große Freude seyn, wenn Du uns diesen Sommer besuchtest. Würdest Du dann allein, oder mit Deinem Jungen Herrn kommen? Und wie bald? Wegen Fritze haben wir es freylich zu geben müßen, aber unter den Bedingungen daß er dem ohngeacht Jura fort stutiert, daß sich eine Vortheilhafte Hofmeister stelle binen Hier u Ostern fände, denn daß wir ihm noch länger auf den Fuß erhalten sollten, kann er uns nicht an muthen. Ueberhaubt macht mir F viel Sorgen, das allein daß er kein Würth ist kann ihn schon Unglücklich machen. Schreib doch zu weilen an ihn u gieb ihm guten rath u Vermahnung. Ich weiß nicht daß ihr beyden Jüngsten so einen Ungewißen Weg erwehlt habt Ihr die Ihr unter den Umständen Eure Versorgung in Hanover gewiß gefunden haben würdet, uns Aeltern beraubt es viel Freude u macht uns vors euer künftiges Glück besorgt. Hätte Rehberg weiter nichts als seine striftstellerey u den Ruhm dazu; so könnte er hungerleiten. Ich habe Dich schon ein mal gefragt lieber Wilhelm, ob Du wohl von Deiner Gage etwas erübrigest, es würde zu meiner Beruhigung seyn. Du bist ja auch so heimlich mit Deinen Gedichten daß wir zu weilen von andern Leuten etwas davon hören. Hast Du Becker in Dreßden denn befridiget? Der Vater wird noch ein mal u zwar von Ganz in Kupfer gestochen werden, welches mir erstaunlich lieb ist, weil ich das was wir von ihm haben gar nicht leuten kann, er sieht wie ein alter guter Bauer, aber nicht wie ein Mann von Kopfe aus, nun [2] müßen wir aber selbst es was dazu beytragen. Daß Ganz Absatz hat, den er hat es groß nöthig, könntest Du Du etwas dazu beytragen so wäre es mir lieb. Du interesirst Dich vor M Böhmer, nimm Dich doch in Acht die Damen sind in gar keinem guten Cretit. Wir befünden uns itzo alle recht wohl, in 14 Tagen wird der Vater den Brunen anfangen. Der Vater u ich wären hertzlich gern ein mal nach Haarburg gereist, aber F kostet uns so viel daß wir es uns versagen müßen. Lebe recht wohl lieber Wilhelm u siehe zu daß Du es möglich machst uns zu besuchen.
Mutter Schlegeln.
Eben wollte ich den Brief an Dich zu machen als Carl mit Deinem an kamm. Zum ersten male hat ein Brief von Dir mich traurig, gemacht, und daß darum weil ich schlechterdings nicht im stande bin durch Vorschuß zu einer Reiße die wir so sehr wünschen behielflich zu seyn. Fritze hat seit Weiynachten bis Gehannis 550 r. bekommen jedes Quarthal bekömmt er 100 r. 250 r. Schulden mußten wir eiligsts bezahlen, wenn wir ihm nicht ungelücklich machten wollten über dieß glaubten wir er wolle nur Hofmeyster werden um sich heraus zu helfen u wir um so viel mehr alles damit er keinen Schritt aus Noth thun sollte der ihm gereuen müßte. in 8 oder höchstens 14 Tage erwartet er das Quarthan nehmlich 100 r. da müßen wir nun schon die Besolltungen die Michael gefällig sind dazu auf nehmen, u Gott weis wie ungern wir das thun. und wie sehr wir uns einschränken mü[ßen] [3] u alles Vergnügen uns versagen, u doch hätten wir es nicht ganz bewerkstelliget, wenn die Tante Carolinchen die eben hier war u unsere Verlegenheit sehr aus Mitleid 100 r. hergegeben hätte. Du siehst also Bester Sohn die unmöglichkeit ein, u betaurest mich darüber denn ich muß es Dir nur gestehen es kostet mir Trenen. Carln ist es eben so unmöglich bey seiner kleinen Einnahme u doch dabey ein Ehrlicher Mann zu bleiben, das heist keine Schulden zu machen, von denen er nicht weiß ob er selbige bezahlen kann. Kannst Du nun lieber Sohn die Reise diesen Sommer nicht bewerkstelligen, so haben wir dieselben noch vor uns wo Du sie mit mehr Bequemlichkeit wirst machen können. Ich habe Dich schon längst fragen wollen, wie lange wird es noch werden ehe Du nach der Acedemi mit Deinen Jungen Herrn gehst. Es ist fatal, daß mir Carl u Jettchen wie traurig davon gehen, u mir es über laßen Dir daß zu schreiben, dem Vater sag ich nichts, weil es doch nichts helfen könnte. Leb wohl u betaure mich
Mutter Schlegel
Wegen der Reiseroute wird Carl sich auf alle Fälle erkundigen, und es dir nächstens schreiben, Bremer ist aber nicht mehr bey der Post.
Die herzlichsten Grüße von uns alle auch von H. Ernst
[4] [leer]
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Begegnung  sich freuen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Lebensführung  besorgt sein  Schlegel, Friedrich von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Lebensführung  besorgt sein  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  abraten  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Geldsendung  ablehnen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Geld  senden  Schlegel, Friedrich von
  • Schlegel, Caroline (Tante Caroline)  Geld  geben  Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe
  • Schlegel, Johann Adolf  grüßen lassen  Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe
  • Schlegel, Johann Carl Fürchtegott  grüßen lassen  Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe
  • Ernst, Henriette  grüßen lassen  Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe
  • Ernst, Sigmund  grüßen lassen  Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe
  • Schlegel, Johann Adolf  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johann Carl Fürchtegott  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Ernst, Henriette  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Ernst, Sigmund  grüßen  Schlegel, August Wilhelm von
Briefkopfdaten
  • Datum: [Frühsommer 1793]
  • Absender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel · , Henriette Ernst ·
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Absendeort: Hannover · ·
  • Empfangsort: Amsterdam · ·
Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.18
  • Blatt-/Seitenzahl: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,3 x 18,7 cm
Sprache
  • Deutsch
Editorische Bearbeitung
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia

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