Newly transcribed and labelled; double collated

Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

[1] Liebster Willhelm.
Ich habe lange nicht an Dich geschrieben, u ich glaube ich hatte dißmal keine große Lust dazu, weil ich Dir sagen muß, daß aus meiner Reiße nach Braunschweig nichts wird. Den Willen habe ich wohl, aber das Vermögen nicht. Carl kann itzo nicht, erstlich wegen seiner Arbeit, den kann er auch die Kosten nicht daran wenden. Er hat den Garten den er bisher vermüthet gehabt hat, u der der zu der Stelle gehört, wer das Kürchen Vermögen verwaltet, selbst genommen, u nun läst er sich ein klein Ding hin bauen von einen Zimmer mit einen Camin, das kostet 100 r. das ist vor Carl viel geld, u also muß er alles andere spaaren. Du bester Willhelm sollst Dir auch nicht die gerüngsten unkosten mehr machen meinet wegen, bey Deiner Reiße. Ich habe ja mein ganzes in meinen Leben Übung in Versagen genung gehabt, daß ich es recht gut kann. Und wenn Deine u meine Wünsche gelängen, welches mir eine unaussprächliche Freude machen würde, so sollte mich nichts abhalten, Dich mit Deiner Caroline auch ein mal zu sehn. Melde mir doch Deinen Reiße Plan recht genau, Must Du Cappithal von Geld von Deinen Cappithal in Holland dazu auf nehmen? Meine Gesundheit ist leutlich, ich habe [2] ein 3 Wochen einen Fluß an Zähnen gehabt, bin aber doch dabey aus gegangen. So gar bin ich mit Carl u der ganzen Familie, zum zu sehn in einer beqvämen Loge auf der Maßcerate geweßen. Die Maßcerate war sehr Briliand. Es waren 30 Caracter Maßcen die Prinzen u adliche führten etwas an den Englisches Stücke Roßemunde auf, wovon man aber wegen der Mänge Leute wenig sahe als die prächtigen Kleider, u blitzenden Edelsteine. Gestern bin ich zum erstenmale u vielleicht zum letzten mal in der Commödige geweßen. Es gehört immer was außerortenliches dazu mich dazu zu bewegen, unser gewöhnlichen Actors reitzen mich eben nicht. Es haben einige mal 2 Fremde von Manheim, Herr und Madam Kochen mit gespielt, die haben großen Beyfall erhalten, u die beyden bekommen vor jede Vorstellung 50 r. Gestern wurden die Hage stoze von Iflanden auf geführt, wo den die beyden die Haubt Rollen hatten Es war eine entsetzliche Mänge Menschen darinnen Mit Moriz ist noch nichts entschieden, es ist aber itzo in unterhandlung, wobey ich [3] manche kleine unannehmlichkeit habe. Moritz verlangt zu viel, u das Concistorigen, thut zu wenig. So bald etwas gewißer ist solst Du es erfahren. Ich habe Dir vergeßen zu sagen daß wir gestern in der Comödige den Herrn Docktor Michaelis gesehn, u ein paar Worte gesprochen haben. Er fragte ob wir was nach Haarburg zu bestellen hätten, Deiner wurde nicht erwähnt. Die Stieglitzen, die eine große Bewunderern von Dir ist, so wohl als ihr Mann, hat mir den Schillerischen Mußen Almanach geschückt, weil was von Dir darinn ist, welches ich auch mit Vergnügen gelesen habe. Sollten die Leute nicht glauben es wäre Dein eigner Roman?
In Moringen so viel als ich weis sind sie wohl, Carl u seine Frau auch, auch von Lottchen habe ich Briefe, daß sie wohl sind. Dieser Winter ist nicht gesund, man fürchtet Krankheiten u viele halten deßwegen strenge Diät u genüßen viel Säuerliche speißen Sauerhanfer u Citeronen. Grüße Crußen von mir u lebe recht wohl, Es versteht sich daß Du allemal Deiner Freundin was Freundschaftliches von mir sagst. Mutter Schlegel.
[4] [leer]
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Reise  absagen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johann Carl Fürchtegott  Reise  absagen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Begegnung  sich freuen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Begegnung  sich freuen  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Begegnung  Schlegel, Johann Carl Fürchtegott
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Begegnung  Schlegel, Julie
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Begegnung  Erxleben, Sophie Juliane (geb. Stromeyer)
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Theaterbesuch  Königlich-Hannoversches Hoftheater
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Theaterbesuch  Iffland, August Wilhelm: Die Hagestolzen
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Begegnung  Michaelis, Gottfried Philipp
  • Stieglitz, Sophie Jeanette (Jente, geb. Ephraim)  senden  Musen-Almanach für das Jahr 1796 (hg. v. Friedrich Schiller)
  • Stieglitz, Sophie Jeanette (Jente, geb. Ephraim)  senden  Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe
  • Stieglitz, Sophie Jeanette (Jente, geb. Ephraim)  wertschätzen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Stieglitz, Johann   wertschätzen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  positiv bewerten  Schlegel, August Wilhelm von: Aus einem ungedruckten Roman
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Brief  empfangen  Ernst, Charlotte
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  grüßen  Cruse, Johann Christian Gottlieb
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  grüßen  Schelling, Caroline von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  grüßen lassen  Schlegel, August Wilhelm von
Metadata Concerning Header
  • Date: [zwischen Januar und März 1796]
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Hannover · ·
  • Place of Destination: Braunschweig · ·
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.44
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,6 x 19,2 cm
Language
  • German
Editors
  • Bamberg, Claudia

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