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Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

[1] Lieber Willhelm,
Heute werde ich Dich mit Fragen plagen. Ich habe kurtzes die Stieglitzen ein paar mal besucht, sie ist in Wochen geweßen u so kranck geweßen, daß sie beynahe gestorben wäre. Die Stieglitzen u auch er, sagen mir immer was angenehmes von meinen jüngsten Söhnen, besonders von Dir. Sie sagte unter andern, sie hätte so eine vortrefliche Recencion in Horen gefunden, die sie Jeden zu geschrieben hätten, sie wüsten aber nun, daß Du der Verfaßer wärst, sie wüsten auch daß Du einen Roman heraus gäbst. Ist das wahr? Das was von Dir in Schillers Mußen Almanach von Dir ist steht habe ich geleßen, u sehr hübsch gefunden. Werden die Leute nicht dencken, daß Du an Dich selbst gedacht hast? Deine Hofnungen auf Jäna freuen mich sehr. Und ich habe Wort gehalten es keinem zu sagen, als Carl, aber mit der Beting es Julchen nicht zu sagen, was er mir versprach. Aber Du must nicht dencken, daß die Leute nicht selbst auf der gleichen Vermuthung kommen. Ich habe Umgang mit der Amtmann Alberti, die eine ganz vortrefliche Frau ist, u vor allen davor gild. u da gehe ich zu weilen des Morgens hin, um mich beßer mit ihr unterhalten zu können. Die Intereßirt sich sehr vor unsere Familie, u besonders vor Dich. Sie weiß viel was Du geschrieben hast, was Bürger von Dir gehalten u so w. Die brachte auf eine gute Art daß Gespräch auf [2] auf Böhmers, von den seeligen Böhmer sprach sie mit Enthusiaßmus, u von ihr sagte sie es wäre die Anmuhvollste u Geistvollste Frau, die man sich dencken könnte, u was etwan bey ihr zu erinnern geweßen wäre, wäre gewiß durch die Schulen, durch welche sie gegangen wäre, davon gekommen. unter andern sagte sie, sie hätte so eine Melotische stimme Du kannst dencken, daß ich sehr behutsamm, darüber sprach. Ich sagte, es wäre eine alte Bekanntschaft, die Du um der Vorurtheile der Leute willen keinen Beruf gefunden hättest abzubrechen. Auch wüste ich gewiß daß ihre Maynungen in ansehung des politischen keine andern wären als die die alle die besten Menschen hätten, das gab sie auch zu. Sie sagte ich sollte ein mal sehn, Du kömmst gewiß ein mal nach Jäna. Da wäre ein Professer der eine Wietemann hätte, der sehr viel da geld. Ist das Wahr? Lottchen freut sich sehr auf Dich. Sie hat mir geschrieben, Fritz hätte einen sehr freundschaftlichen Brief von Wielanden, worinnen er F. seinen Freund nennt, das ist mir sehr lieb. Fritzen wünschte ich aber zwar ein mal lieber nach Götting, u da es mit F ein anderes ist, so wäre es ja auch wohl möglich. Eine Ursache warum ich es mehr nach Götting wünschte ist, sein Canonicat. Ist er nicht im Lande so kann er es nur zur Hälfte kriegen, ob es aber zu erhalten stünde weiß ich nicht. Must Du Capital zu deinen Reißen auf nehmen? das würde mir nicht lieb seyn, denn etwas gewißes zu xxxren, ist immer angenehm [3] Wenn Du sollstes so gelücklich seyn in Jäna ortenlich angesetzt zu werden, u es würde nothwendig dazu erfotert, daß einer promofiren müste, ist es denn so sehr kostpaar? u stünde es nicht möglich zu machen? u wenn es ein mal mit Euch so weit kömme, so ist mir ein gefallen, daß Ihr Pancionnärs nehmen könntet denn keiner schückt sich ja beßer dazu als Ihr beyde. solltest du auch dein Englisch nicht zum Verdienst nutzen können, auf irgent eine Art? Moritz schätzt sich sehr glücklich, daß er die Stelle in Götting bekommen hat. auch seine Frau freut sich sehr, u giebt daher die Kosten, die die Veränderung kosten wird mit Freuden her. Wenn wir nur nicht wieder Ängstlichkeiten wegen des Kriegs bekommen was denckst du dazu? Du hörst ja wohl viel? schreib mir doch Deine Gedancke darüber, sollten wir wohl wieder ins Spiel kommen, u was zu besorgen haben? hat Deine Caroline auch wohl ehr übersetzt? Und aus welche Sprache? Wie bald es mit Moritzen kömmt, weiß man so genau nicht, warscheinlich zwischen Ostern u Jehanne, Hanover werden sie 14 Tage seyn, das wird mir auch was kosten. Es ist alles so theuer u wird immer theurerrer. Ich werde Dir noch vor deiner Reiße 3 paar baumwolle unterstrümpfe schücken, mehr habe [4] ich bey meinen vielen ausgehn nicht bewerckstelligen können. Wir sind alle gesund. Das hoffe ich von Euch auch Lebe wohl u schreib mir bald, u beantworte mir alles viele Grüße an Deine Freundin.
Mutter Schlegel.
der
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Metadata Concerning Header
  • Date: [Frühsommer 1796]
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Hannover · ·
  • Place of Destination: Braunschweig · ·
Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 362657327
  • Bibliography: Waitz, Georg: Caroline und ihre Freunde. Mittheilungen aus Briefen. Leipzig 1882, S. 31‒32.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.48
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U., Seiten in falscher Reihenfolge beschrieben
  • Format: 22,4 x 18,7 cm
Language
  • German
Editors
  • Bamberg, Claudia

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