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Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

[1] Bester Willhelm,
Du glaubst nicht, wie sehr ich mich gefreut habe, daß Du nun zum Profeßer ernent bist, ich wünsche Dir gelück dazu, u bin gewiß überzeigt Du wirst Dich wie Du immer in jeder Lage gethan hast gut benehmen.
Melde mir doch auch in Welchen Fach, u alle umstände Besoltung wirst Du freylich vorerst nicht bekommen. Ich rechne viel auf Jedens Macht, u Freundschafft zu Deinen weitern Glück. Es hat Dir die Sache vor Erst wohl viel Kosten gemacht. Mit Fritzen sind wohl noch gar keine Aussichten, auch keine entfernten? Bester Willhelm schreib mir doch ein mal recht umständlich. Ernsts Gesundheits umstände haben mich sehr besorgt gemacht. Kannst Du zu meiner Beruhigung nicht gewahr werden, ob vor Lottchen, auf alle Fälle etwas gesorgt ist. Ernst in Moring u Carl haben itzo in die Wittwencaße gelegt, Carl ist viel älter als Julchen, u muß daher viel Beytrag gäben, es wird ihm sauer werden [2] zu mal Julchen nicht die Beste Würthin ist. Mein Befünden ist vor mein Alter gut, u ich könnte bey der Freude die mir meine guten Liebenswürdigen Kinder machen, ein glückliches Alter haben, abe es soll ja in diesem Leben nichts Vollkommenes seyn, Außer dem was das Ater unangenehm macht, macht mir das Weßen in Carls Hauße manche traurige Stunde. Carl ist der Beste rechtschaffenste Mann der sich auch gegen seine alte Mutter gut benimmt so viel es ihm möglich ist, aber Julchen da könnte vieles anders seyn. Carl liebt Julchen noch sehr, Gott gäbe daß es immer so bleibt. Was ich Tatle Datle an Carl, ist daß er gar zu nach gäbent ist, mit Julchen ihren Einfällen, worauß oft beyden Nachtheil erwächst. Abr auch lieber Sohn habe ich Nahrungssorgen. Ich hätte genung zuleben wenn ich das alles vor mich verwenden könnte, ich habe aber würcklich einen unüberlegten Streich gemacht, daß ich die Schulden die noch waren zu bezahlen übernommen habe, die alle zu besten der Kinder gemacht sind. Ich rechne zu wenig bey [3] solchen Gelegenheiten, auf das Außerortendliche, u noch weniger konnte ich die Große Theuerung vorher sehn, die Wohnung, Holtz, kurtz alles ist entsetzlich theuer. Was wir bey der Tante Caroline schuldig sind, drückt mich nicht, da sie ihr Vermögen meist meinen Kindern vermacht hat, u dereinst so viel aus meinen Sachen heraus kömmt, aber es fanden sich noch Zettel Schulden besonder von Büchern u Jettchens Aussteuer hat auch viel gekostet, die hofte ich so nach Gerade ab zu bezahlen, wie ich den die ersten Jahre den Anfang gemacht habe. Aber das letzte Jahr, hat mich das 2 mahliche umziehn davon abgehalten, Es sind noch an die 300 r. wovon ich höchstens des Jahrs 50 r. abbezahlen kann, wenn ich auch so knap lebe, daß es Dich tauren würde, wenn Du es sehst, gut wohne ich das ist eins meiner Grösten Betürfniße, auch gehe ich viel aus in kleine Thee Gesellschafft u habe natürlich wieder welche übrigens weiß ich nicht mehr wie ein guter Bißen [4] schmeckt Wein trüncke ich nicht anders, als wenn es Wichmann nach unpaßlichkeiten verortnet. Nun ich komme ab was ich noch sagen wollte, weil es mir so schwer wird es zu sagen, aber wem soll ich es klagen als meinen gut gesinnten Kindern, da ich nun in einem Jahr nichts ab getragen habe, so fangen einige an dringent zu werden. Die Noth würde mich dazu brüngen, Dich mein bester Willhelm, um einige Pistolen zu Bitten, wenn Du eine reiche Einnahme ein mal hättest, aber es müste Dich nicht beschweren u es verstünde sich daß Du es zu gutte behielst. Kannst Du es aber nicht gut, nun so sey ruhig, ich will sehn daß ich mich durch helfe, auf diesen Punkt bin ich mit mir zufrieden, ich bin Starck in Versagen, u arbeite auch ein 12 r. verdiene ich mit spinnen, ein elendes Verdienst, da muß ich es mir alle tage recht sauer werden laßen, da ich auch alle meine Zeich selbst mache. Von alle dem muß auch Deine Frau nichts wißen, da verlaße ich mich darauf. Der ungerathne Bruder kostet mir auch jährlich 12 r., daß gäbe ich freylich nur, mir ihm vom Leibe zu halten.
Es gehe Dir wohl bester Sohn
Mutter Schlegel
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Professur  beglückwünschen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Protektion  erhoffen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Brief  erbitten  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Geldsendung  erbitten  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe  Geldmangel  Schelling, Caroline von
Metadata Concerning Header
  • Date: [Ende Oktober 1798]
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Hannover · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.54
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 22,9 x 19,1 cm
Language
  • German
Editors
  • Bamberg, Claudia

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