[1] Amsterdam d 23 Jun 1795
Werthester Herr und Freund!
Erst gestern Abend erhielt ich in einem Briefe meines Bruders Ihre Anfrage wegen der Sendung der Wielandischen Werke; heute Mittag geht die Post ab, die ich nicht gern versäumen wollte: nehmen Sie also für dießmahl mit einigen flüchtigen Zeilen vorlieb. Sobald ich nach manchen Zerstreuungen die mir noch bevorstehen, ruhig wieder in Teutschland bin, nehme ich mir vor Ihnen ordentlich zu schreiben.
Bürge seyn kann ich für die Sicherheit des Packetes nicht: allein, so viel ich weiß, sind die Posten weder in den Preuß. noch Niederländischen Staaten, und überhaupt in den neutralisirten Ländern nicht der geringsten Gefahr unterworfen. Der Postmeister zu Naarden Heßhuizen und Comp, hat neulich sogar angekündigt daß der Postwagen zwischen Naarden und Osnabrück, von da auf Hanover, auf Hamburg u. s. w. von nun an wieder regelmäßig gehen solle. Vielleicht können sie sich dieses Weges auch bedienen. In diesem Falle [2] ware es vielleicht nicht übel, das Packet mit einer zweyten Addresse an Heßhuizen u Comp. in Naarden zur weitren Besorgung zu begleiten. Doch nöthig glaube ich nicht, daß es ist. Der Postwagen geht nur bis Naarden, einige Meilen von hier: alsdann trägt der Postmeister Sorge, was damit angekommen, weiter an seine Bestimmung zu besorgen.
Sollte mich die erste Lieferung hier noch treffen, so müßte ich Sie bitten, sie unverzüglich abzusenden, denn mein Aufenthalt hier wird nur noch wenige Wochen dauern. Vielleicht nur vierzehn Tage. Ich rathe also auf jeden Fall die Exemplare an Sellschop u Huart zu addressiren, dem ich, ehe ich weggehe, das Geschäft mit den nöthigen Anweisungen und dringenden Empfehlungen es eifrig zu besorgen, übertragen werde; Sie müßten es denn lieber anders wollen. – Was die Pränumeranten für die erste Lieferung noch zu wenig bezahlt haben, kann ihne[n] auf die zweyte angerechnet werden. Ich fürchte aber, daß der Erfolg jetzt nicht so gut seyn wird, wie vor anderthalb Jahren. Die lange Zwischenraum hat vielleicht den Eifer etwas abgekühlt, die Gemüther sind mit andern Gegenständen beschäftigt, und das baare Geld ist eine große Seltenheit geworden.
Behalten Sie Ein Exemplar von der großen Oktavausgabe zurück. H. Lavater ist von hier nach Hanau gegangen, u wünscht, daß Sie es dorthin schicken möchten. Vielleicht hat er Ihnen selbst schon geschrieben. – Einer von den Subskribenten auf die große Ausgabe hat seine Subskription nicht anerkannt. Schicken Sie aber den[1]noch das Exemplar: vielleicht nimmt es ein Dritter, der schon für die erste Lieferung die Auslage gemacht. – Leben Sie recht wohl, mein werther Freund! Die herzlichsten Empfehlungen an Ihre würdige Gattin.
AWSchlegel
[2] Amsterdamm d. 13: Jun. 1795
Schlegel
empf. d. 29: Jun.
Werthester Herr und Freund!
Erst gestern Abend erhielt ich in einem Briefe meines Bruders Ihre Anfrage wegen der Sendung der Wielandischen Werke; heute Mittag geht die Post ab, die ich nicht gern versäumen wollte: nehmen Sie also für dießmahl mit einigen flüchtigen Zeilen vorlieb. Sobald ich nach manchen Zerstreuungen die mir noch bevorstehen, ruhig wieder in Teutschland bin, nehme ich mir vor Ihnen ordentlich zu schreiben.
Bürge seyn kann ich für die Sicherheit des Packetes nicht: allein, so viel ich weiß, sind die Posten weder in den Preuß. noch Niederländischen Staaten, und überhaupt in den neutralisirten Ländern nicht der geringsten Gefahr unterworfen. Der Postmeister zu Naarden Heßhuizen und Comp, hat neulich sogar angekündigt daß der Postwagen zwischen Naarden und Osnabrück, von da auf Hanover, auf Hamburg u. s. w. von nun an wieder regelmäßig gehen solle. Vielleicht können sie sich dieses Weges auch bedienen. In diesem Falle [2] ware es vielleicht nicht übel, das Packet mit einer zweyten Addresse an Heßhuizen u Comp. in Naarden zur weitren Besorgung zu begleiten. Doch nöthig glaube ich nicht, daß es ist. Der Postwagen geht nur bis Naarden, einige Meilen von hier: alsdann trägt der Postmeister Sorge, was damit angekommen, weiter an seine Bestimmung zu besorgen.
Sollte mich die erste Lieferung hier noch treffen, so müßte ich Sie bitten, sie unverzüglich abzusenden, denn mein Aufenthalt hier wird nur noch wenige Wochen dauern. Vielleicht nur vierzehn Tage. Ich rathe also auf jeden Fall die Exemplare an Sellschop u Huart zu addressiren, dem ich, ehe ich weggehe, das Geschäft mit den nöthigen Anweisungen und dringenden Empfehlungen es eifrig zu besorgen, übertragen werde; Sie müßten es denn lieber anders wollen. – Was die Pränumeranten für die erste Lieferung noch zu wenig bezahlt haben, kann ihne[n] auf die zweyte angerechnet werden. Ich fürchte aber, daß der Erfolg jetzt nicht so gut seyn wird, wie vor anderthalb Jahren. Die lange Zwischenraum hat vielleicht den Eifer etwas abgekühlt, die Gemüther sind mit andern Gegenständen beschäftigt, und das baare Geld ist eine große Seltenheit geworden.
Behalten Sie Ein Exemplar von der großen Oktavausgabe zurück. H. Lavater ist von hier nach Hanau gegangen, u wünscht, daß Sie es dorthin schicken möchten. Vielleicht hat er Ihnen selbst schon geschrieben. – Einer von den Subskribenten auf die große Ausgabe hat seine Subskription nicht anerkannt. Schicken Sie aber den[1]noch das Exemplar: vielleicht nimmt es ein Dritter, der schon für die erste Lieferung die Auslage gemacht. – Leben Sie recht wohl, mein werther Freund! Die herzlichsten Empfehlungen an Ihre würdige Gattin.
AWSchlegel
[2] Amsterdamm d. 13: Jun. 1795
Schlegel
empf. d. 29: Jun.