[Braunschweig] Freytag 2 Uhr [27. Febr. 1801].
Ich wolte Dir heut nicht schreiben, um es Montags besser zu thun, aber da ist wieder eine Sendung von Fiorillo, die Eile erfordert. Du mußt ihm das Postgeld anrechnen. Da Du das nächste Manusscript in Händen hast, so kann ihm sein Sohn und mein tröstlicher Zuspruch nichts helfen. Wie wirst Du es nur selbst können! armer geplagter Freund. Da Unger den Druck des 8ten Th. von Shakespear angefangen hat, so liegt Dir das Vollenden ob. Sollte denn der junge Fiorillo nicht gleich Hand anlegen können? O ich bin recht dumm, daß ich nicht zu helfen weiß.
Als eilige Zugabe denn nur so viel: daß ich gestern Nachmittag schon, zu meiner großen Freude, Deinen Brief erhielt und zu meinem ebenfals großen Erstaunen daraus sah, wie früh ihr angekommen seyd, indeß ich mir es noch immer angelegen seyn ließ Dir in Gedanken reisen zu helfen. ‒ Sage das vom Wilhelm Tell nicht weiter, es ist nur eine Jenaische Sage gewesen. Schelling war wieder einige Tage bey Goethe, Schiller hat ihm versichert: kein W. Tell, sondern ganz etwas andres, dramatisches, in Figur eines Allmanachs (Du wirst es vielleicht schon erfahren haben), das bey Unger herauskommt; Unger soll aber selbst das Manusscript nicht zu sehn bekommen ‒ was mir freylich unwahrscheinlich dünkt, und nun siehe weiter zu. Sollte das nicht etwas satyrisches seyn? Es kommt erst im Herbst. Der babylonische Thurm ist nicht übel ersonnen, ich meyne als Vehikel, es ließe sich wohl was damit machen.
Nun mein Lieber, ich hoffe, Du wirst ja Standhaftigkeit behalten. Goethe ist wohl und freundlich und sprudelt von bon mots auf alle schlechten Poeten; ein wenig eingefallen soll er im Gesicht aussehn. Er hat das Zimmer verlassen, in welchem er krank gelegen, um nicht an diesen Zustand errinnert zu werden. Schiller erzählt, daß das Hauptthema aller seiner Phantasien die Naturphilosophie war, die Natur, und die Philosophie.
Schütz selbst stellt den Fichtischen Atheismus dar. Über die Rezension des Hufeland schreibt mir Schelling in den nemlichen Ausdrücken, mit der nehmlichen Vermuthung oder Gewißheit des Eschenmayer. Glücklich, wer zwey so scharfsichtige Freunde hat.
Mir sollte wohl das Scherzen vergehn. Die alte Herzogin ist beygesezt und noch lange keine Comödie. Ich eingesperrt in der kleinen Hinterstube mit einer Menge Sonne, die mich herauslockt, und ich mag doch nicht heraus, ich werde nur betrübter davon!
Das ist schlimm, daß Tiek hypochondrisch seyn muß. Du wirst ihm sicher wohl thun, Du bist ein hülfreicher Freund. Leb wohl und bleib auch der meinige. Dies muß fort.
Postscript. Du hast sehr recht, daß sie bey der Erlanger LZ. nicht aus der Dummheit heraus kommen können. Nr. 117 steht eine Rec. von Kosegartens Ida von Plessen. Dieser hat irgendwo jemand das Lied vom Gretchen im Faust in den Mund gelegt „Meinʼ Ruh ist hin [et cetera] Recensent sagt, es kämen sogar Verse wie folgende vor, hebt das Lied aus und endigt mit!! ‒ Das hat gewiß Rec. Deiner Gedichte gethan. Frag doch Mehmel hierum ‒ es verdiente eigentlich eine öffentliche Rüge.
Der Florentin ist in den Leipziger Jahrbüchern und der gothaischen Zeitung schon tüchtig gelobt oder wie mans nennen will. Erstere sagen, es habe alle Fehler und Vorzüge vom Wilhelm Meister ‒ leztes ist eine von Freundeshand, etwa Monsieur Ast abgefaßte die Intention der Verfasserin darstellende Anzeige. Möglich sogar, daß auf Vorsprache des Paulus und Seidler Jacobs sie gemacht. In der Leipziger wird auch Friedrich für den Vf. gehalten.
Ich wolte Dir heut nicht schreiben, um es Montags besser zu thun, aber da ist wieder eine Sendung von Fiorillo, die Eile erfordert. Du mußt ihm das Postgeld anrechnen. Da Du das nächste Manusscript in Händen hast, so kann ihm sein Sohn und mein tröstlicher Zuspruch nichts helfen. Wie wirst Du es nur selbst können! armer geplagter Freund. Da Unger den Druck des 8ten Th. von Shakespear angefangen hat, so liegt Dir das Vollenden ob. Sollte denn der junge Fiorillo nicht gleich Hand anlegen können? O ich bin recht dumm, daß ich nicht zu helfen weiß.
Als eilige Zugabe denn nur so viel: daß ich gestern Nachmittag schon, zu meiner großen Freude, Deinen Brief erhielt und zu meinem ebenfals großen Erstaunen daraus sah, wie früh ihr angekommen seyd, indeß ich mir es noch immer angelegen seyn ließ Dir in Gedanken reisen zu helfen. ‒ Sage das vom Wilhelm Tell nicht weiter, es ist nur eine Jenaische Sage gewesen. Schelling war wieder einige Tage bey Goethe, Schiller hat ihm versichert: kein W. Tell, sondern ganz etwas andres, dramatisches, in Figur eines Allmanachs (Du wirst es vielleicht schon erfahren haben), das bey Unger herauskommt; Unger soll aber selbst das Manusscript nicht zu sehn bekommen ‒ was mir freylich unwahrscheinlich dünkt, und nun siehe weiter zu. Sollte das nicht etwas satyrisches seyn? Es kommt erst im Herbst. Der babylonische Thurm ist nicht übel ersonnen, ich meyne als Vehikel, es ließe sich wohl was damit machen.
Nun mein Lieber, ich hoffe, Du wirst ja Standhaftigkeit behalten. Goethe ist wohl und freundlich und sprudelt von bon mots auf alle schlechten Poeten; ein wenig eingefallen soll er im Gesicht aussehn. Er hat das Zimmer verlassen, in welchem er krank gelegen, um nicht an diesen Zustand errinnert zu werden. Schiller erzählt, daß das Hauptthema aller seiner Phantasien die Naturphilosophie war, die Natur, und die Philosophie.
Schütz selbst stellt den Fichtischen Atheismus dar. Über die Rezension des Hufeland schreibt mir Schelling in den nemlichen Ausdrücken, mit der nehmlichen Vermuthung oder Gewißheit des Eschenmayer. Glücklich, wer zwey so scharfsichtige Freunde hat.
Mir sollte wohl das Scherzen vergehn. Die alte Herzogin ist beygesezt und noch lange keine Comödie. Ich eingesperrt in der kleinen Hinterstube mit einer Menge Sonne, die mich herauslockt, und ich mag doch nicht heraus, ich werde nur betrübter davon!
Das ist schlimm, daß Tiek hypochondrisch seyn muß. Du wirst ihm sicher wohl thun, Du bist ein hülfreicher Freund. Leb wohl und bleib auch der meinige. Dies muß fort.
Postscript. Du hast sehr recht, daß sie bey der Erlanger LZ. nicht aus der Dummheit heraus kommen können. Nr. 117 steht eine Rec. von Kosegartens Ida von Plessen. Dieser hat irgendwo jemand das Lied vom Gretchen im Faust in den Mund gelegt „Meinʼ Ruh ist hin [et cetera] Recensent sagt, es kämen sogar Verse wie folgende vor, hebt das Lied aus und endigt mit!! ‒ Das hat gewiß Rec. Deiner Gedichte gethan. Frag doch Mehmel hierum ‒ es verdiente eigentlich eine öffentliche Rüge.
Der Florentin ist in den Leipziger Jahrbüchern und der gothaischen Zeitung schon tüchtig gelobt oder wie mans nennen will. Erstere sagen, es habe alle Fehler und Vorzüge vom Wilhelm Meister ‒ leztes ist eine von Freundeshand, etwa Monsieur Ast abgefaßte die Intention der Verfasserin darstellende Anzeige. Möglich sogar, daß auf Vorsprache des Paulus und Seidler Jacobs sie gemacht. In der Leipziger wird auch Friedrich für den Vf. gehalten.