[Braunschweig] Donnerstag 5ten [‒6.] März [1801].
Ich will Dir nur diesen Abend noch ein weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu Vieweg gehn. Apropos, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒
Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo Frau von Siersdorf und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.
Der Handel mit dem Chamäläon ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen Meyer; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, von denen Chamfort spricht, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte Tiek wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ Schelling hat mir den Abdruck von seiner Anzeige der Ehrenpforte in der Erlanger Zeitung zugeschickt und beykommenden Brief von Mehmel. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in Berlin so dumm empfangen, daß Schleiermacher mit dem ungünstigen Boden recht hatte?
Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen Frölichs gelinden Vorschlägen. Der Wieland kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom Tristan einbringen, der den Oberon am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.
Sehr lieb ist mir die Nachricht von Fr. Tieks Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an Tischbeins mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek Deine Gedichte schon gehört?
Lieber, ich habe Tancred und Gismonda übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey dem Professor Köchy nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.
Gute Nacht. Es regnet heftiglich.
Freytag früh [6. März].
Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an Vieweg zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß Meyer auf dessen Anfrage wegen des Kamäleon gänzlich geschwiegen hatte?
Lieber Freund, Du erwähnst Niethammers Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich recht gut oder nicht gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit Luisen weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals Schelling als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder meines Kindes.
Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.
Fällt es Dir nicht auf, daß mir Friedrich nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.
Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?
Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn Luise mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und die Mutter sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn Schiller seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.
Die Gotter schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. Cäcilens Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach Dölls Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu Krause zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, der Neapolitaner Tischbein heyrathe Mad. Glockenbringk; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn Hirt das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.
Adieu, lieber lieber Wilhelm.
Freytag gegen Abend [6. März].
Schelling schreibt mir, daß „der arme Teufel der Mehmel mit Meusel über die Rezension der Ehrenpforte Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß Merkel auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit Bernhardis Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte die Ehrenpforte für ein Pasquill halten können. Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, Bernhardi hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom Kamäleon geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „Schlegels Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“
Den Brief an Iffland hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im Corpus delicti selber?
Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute Mlle Faber, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, Dein Bruder würde sie ihr geben.
Mit Luisen hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.
Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 Louisdʼor, die ich von Goettingen aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von Wiedemann erhalte, die Cotta ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis Jena. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft Succow gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit Friedrichs Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von Gabler auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.
Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! Philipp schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis Zelle entgegen kommen.
[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten Tiecks ablehnt.]
Hier ist Viewegs Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit dem Fourcroy treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den Cuvier, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.
Ich will Dir nur diesen Abend noch ein weniges auf Deinen lieben langen materiellen, das heißt materienvollen Brief erwidern, denn wenn Morgen früh das Wetter und ich nicht gar zu schlimm sind, möcht ich selbst wegen Deines Auftrags zu Vieweg gehn. Apropos, ich habe mich schon sehr geängstigt, daß Du keinen Regenschirm hast und vielleicht nicht so klug bist darauf zu fallen, daß man sich einen kaufen kann. ‒
Sehr trostlos kam es mir vor, wie ich am lezten Postag nichts von Dir erhielt, aber ich gab mich darein nach gehöriger Überlegung und wartete um so eifriger auf heut, wo Frau von Siersdorf und der Briefträger zugleich kamen, und ich noch zwey Stunden länger warten muste.
Der Handel mit dem Chamäläon ist sehr kraus; was mir vollkommen darin einleuchtet, ist die Vermuthung wegen Meyer; ich setze alle meine andern guten Freunde auf Eine Karte dafür, daß es sich so verhält. Was wilst Du? er gehört nun eben zu den schlechten guten Freunden, von denen Chamfort spricht, und ich habe mich ihrer gewiß nicht allein zu rühmen. Besuch ihn ja nicht, aber mit Iffland brich nicht ganz; es ist ja gar der Müh nicht werth. ‒ Vielleicht hätte Tiek wirklich keine Notiz nehmen sollen; hätte sie dieses Durchschlüpfen insolenter gemacht, dann wären sie desto besser festzuhalten gewesen. ‒ Dein Brief ist recht schieds und friedsrichterlich und über die Sache hinweg, wie es sich geziemt. ‒ Schelling hat mir den Abdruck von seiner Anzeige der Ehrenpforte in der Erlanger Zeitung zugeschickt und beykommenden Brief von Mehmel. Sie haben ihm, wie Du daraus siehst, in aller Unanmaßlichkeit daran geändert und so die gehörige Gemeinheit hineingebracht; besonders protestirt er gegen das vertrocknete Zwerchfell. Übrigens ist ein recht freudiger Ausbruch von Wohlgefallen darin sichtbar, ohne eine Spur von Parteysucht. ‒ Man hat also, wie es scheint, die Ehrenpforte in Berlin so dumm empfangen, daß Schleiermacher mit dem ungünstigen Boden recht hatte?
Wilhelm, Wilhelm, laß Dich nicht gelüsten! von wegen Frölichs gelinden Vorschlägen. Der Wieland kostet Dir ein Viertheljahr Zeit und drey Monden im Sommer können Dir drey Gesänge vom Tristan einbringen, der den Oberon am besten widerlegt. Bedenke, mein Freund, und laß es nicht immer wieder aus der Acht, sobald die Angel erscheint und sie Dich locken wollen.
Sehr lieb ist mir die Nachricht von Fr. Tieks Zurückkunft und der Möglichkeit, daß er das Monument noch übernähme, er wird doch ein näheres Interresse daran gewinnen können, und es auch wohl noch im Sommer vollenden. Ich lasse mir jetzt einen neuen Rahmen um das Bild machen; den andern habe ich an Tischbeins mitgeschickt, von denen noch keine Antwort da ist. Hat Tiek Deine Gedichte schon gehört?
Lieber, ich habe Tancred und Gismonda übersetzt und muß es nur erst noch weiter ausbilden; es ist mir aber so sehr dabey aufgefallen, wie es mir an Grammatik fehlt, daß ich mir auf diesen Monat eine Stunde bey dem Professor Köchy nehmen werde, was schon eingerichtet ist, sonst wollte ich Dich gern um Deine Einwilligung dazu bitten. Es ist doch eine Stunde mehr, wo ich vergessen kann, daß im Dachstübchen kein Freund mehr für mich wohnt ‒ obwohl Du nicht denken mußt, daß ich so kleinlich im Entbehren verfahre. Das Dachstübchen hast Du Dir wohl fast wieder gewünscht, ehe es heimathlich in Deinem jetzigen großen kostbaren Gemach geworden ist.
Gute Nacht. Es regnet heftiglich.
Freytag früh [6. März].
Ich bin nicht im Stande auszugehn und habe an Vieweg zweckmäßigst geschrieben. ‒ Entsinnst Du Dich, daß Meyer auf dessen Anfrage wegen des Kamäleon gänzlich geschwiegen hatte?
Lieber Freund, Du erwähnst Niethammers Vorschlag wegen des Hauses so, daß ich ohne die ganz kleine Note, die ich kaum lesen kann ‒ denn ich bin noch nicht gewiß, ob es heißt: mein Plan mit Euch dünkt mich recht gut oder nicht gut ‒ nicht wissen würde, was ich damit machen sollte. Gewiß thu ich keine Schritte ohne Dich ‒ wie kannst Du es glauben? Ich habe blos Deinem Wink gefolgt, indem ich mit Luisen weiter über den Plan sprach. Aber Du mußt mir mehr sagen, lieber Wilhelm. Was ich Dir zu sagen habe, ist jetzt blos das ‒ ich kann niemals Schelling als Freund verläugnen, aber auch in keinem Falle Eine Gränze überschreiten, über die wir einverstanden sind. Dies ist das erste und einzige Gelübd meines Lebens, und ich werde es halten, denn ich habe ihn angenommen in meiner Seele als den Bruder meines Kindes.
Dadurch daß ein verrätherisches Geheimniß zwischen uns wegfält, gewinnt alles eine andre Gestalt, zuerst für uns selbst, und diese Sicherheit geht in die Umgebungen über. Ich glaube daher nach Jena gehn zu können.
Fällt es Dir nicht auf, daß mir Friedrich nicht antwortet? Mangel an Zeit und dergl., Du fühlst es gewiß, kann in einem solchen Fall nicht gelten, und gegen mich nicht. Es wird ihm sehr schwer, und schwerer noch selbst, scheint es, als mein unwilliger Verdacht reichte. Er muß es sich selbst bewußt seyn, daß er mich hat unter einen Gesichtspunkt stellen wollen, dem sein eignes Innres widerspricht. Wenn er nicht bald antwortet, so wünsche ich, daß er Dir meinen Brief an ihn versiegelt zurückschickt, und werde Dich bitten es zu begehren.
Mein bester lieber Freund, ich will Dich nicht gern stören, aber Du mußt es nicht scheuen mir auch einmal aus dem Gemüth zu schreiben ‒ denn nicht wahr, es giebt doch ein Gemüth, ob Du schon die thörichte Leidenschaft verspottest?
Einige häusliche Anstalten würde ich im Voraus in Jena treffen müssen, wenn Luise mit mir geht, woran ich nicht mehr zweifle, da sie so gern will und die Mutter sich bessert. Was wegen Niethammers Anfrage zu verfügen, hast Du doch gethan? Wenn Schiller seinen Garten nicht schon vermiethet hätte, wie [ich] zufällig erfuhr, so wäre ich dafür gewesen N. Anerbieten gleich anzunehmen.
Die Gotter schreibt mir eben und legt Dir eine Angelegenheit nochmals ans Herz, denn sie hätte gehört, mit den Berliner Buchhändler sollte noch am meisten zu machen seyn. Sie hat noch eine andre wichtigere. Cäcilens Gesundheit ist sehr gut und ihre Fortschritte im Zeichnen nach Dölls Zeugniß so, daß sie es drauf wagen dürfe Portraitmahlerin zu werden. Nun hat sie die Idee Cäcile zu Krause zu thun, weil alles andre zu viel kosten würde, demnächst etwa zu Tischbein. Rathe doch auch hierinn, zu helfen weiß ich nicht, denn ich weiß keinen Ort, wo ich sie zu mir nehmen könnte um ihre Wünsche zu erfüllen, von denen jetzt, wie die Mutter sehr ernstlich sagt, ihr ganzes künftiges Leben abhängt. ‒ Eine drolliche Neuigkeit steht in dem Brief; man behauptet, der Neapolitaner Tischbein heyrathe Mad. Glockenbringk; sie ist Mannes und er Kind genug dazu. ‒ Wenn Hirt das geschrieben hat, so muß man ihn ja ordentlich einigermaßen respektiren.
Adieu, lieber lieber Wilhelm.
Freytag gegen Abend [6. März].
Schelling schreibt mir, daß „der arme Teufel der Mehmel mit Meusel über die Rezension der Ehrenpforte Händel bekommen hat und sich wahrscheinlich beyde förmlich entzweyen werden“ und aus einer Anzeige sähe er, daß Merkel auch schon davon Notiz genommen. ‒ S. ist mit Bernhardis Anzeige in so fern nicht zufrieden, daß es fast aussähe, als fürchtete er, man möchte die Ehrenpforte für ein Pasquill halten können. Tiek und auch die andern wären gar zu sehr auf dieses Volk, Bernhardi hätte ordentlich einen gebildeten Sinn dafür, und es wäre sehr unter Tiek sich im mindesten mit M. gemein zu machen. ‒ Ich hatte Schelling das Stück Deines Briefes mit der Relation vom Kamäleon geschickt, weil auch dort so mancherley Gerüchte darüber gegangen sind. Er antwortet mir: „Schlegels Brief hat mir viel Freude gemacht, er hat doch eine recht beneidenswerthe Regsamkeit, ist so ordentlich und doch thätig hinter allem drein, könt er mir nur davon abgeben!“
Den Brief an Iffland hab ich übrigens in Händen behalten, aber sag mir doch, denn das bist Du mir noch schuldig geblieben, was fandest Du denn im Kamäleon, im Corpus delicti selber?
Ich wollte Dich noch benachrichtigen, daß ich heute Mlle Faber, nebst andern Aufträgen, bevollmächtigt habe, sich die Schlüssel zu allen Zimmern des Hauses, außer dem Deinigen, geben zu lassen, theils um rein machen lassen zu können, was etwa nicht rein ist, und den Alkoven ausweißen zu lassen, als auch die Fenster von Zeit zu Zeit zu öffnen um der Sonne heilsamen Eingang zu verschaffen. Man wird sie ihr doch nicht verweigern? Ich habe geschrieben, Dein Bruder würde sie ihr geben.
Mit Luisen hab ich schon die schönsten Verabredungen zu einem kleinen und feinen Haushalt getroffen. Wir beyde wollen die Kosten gleich tragen, sie hat ihr Mädchen, ich meines ‒ Du solst uns beyden Kostgeld bezahlen. ‒ Wir werden gewiß recht sparsam seyn können ‒ aber hier schicke ich Dir meine Rechnung, siehe selbst zu, ob ich es in Braunschweig mehr seyn konnte. Nimm Dir eine Minute Zeit dazu.
Dann beherzige ferner: die 23 rh., welche ich zugelegt habe, bin ich hier noch schuldig ‒ ich muß sie also von den 10 Louisdʼor, die ich von Goettingen aus zu erwarten habe, abziehn. Wenn ich also auch noch die 3 Louisʼdor von Wiedemann erhalte, die Cotta ausgezahlt hat, so werde ich doch auf keine Weise weiter reichen als bis Jena. Wolltest Du dann wohl gütig sorgen, daß ich dort einiges Geld vorfände? ‒ Eines scheint mir nöthig, daß ich bey meiner Ankunft Succow gleich bezahle, wenn es noch nicht geschehn ist. ‒ Ich fürchte sehr, daß es mit Friedrichs Bezahlen hart her gehn wird. Er handelt nicht recht in manchen Dingen, so hat er sich von Gabler auch schon auf die Transcendentalphilosophie vorausbezahlen lassen, der noch kein Blatt davon gesehen hat. ‒ Wenn Du Dich jetzt mit ihm ins Reine gesezt hast, so must Du es zu bleiben suchen, denn er verläßt sich zu sehr auf die nie fehlenden Stützen; es bringt ihm selbst Nachtheil.
Zum zweitenmal heute Adieu, Gott befohlen! Philipp schreibt mir eben, daß mir seine Frau und Schwägerin bis Zelle entgegen kommen.
[Auf der Rückseite einer Mittheilung Viewegs, 6. März, der ein Anerbieten Tiecks ablehnt.]
Hier ist Viewegs Antwort und ich muß sie für etwas mehr wie Vorwand halten, denn ich weiß, wie ers, aus Ursachen, mit dem Fourcroy treibt und daß er nicht allein hat einiges liegen lassen um ihn zu fördern, ZB. den Cuvier, sondern dennoch die Pressen kaum den Übersetzern vorkommen können.