[1] [Jena, September 1802].
Es war auch mein Gedanke den Entwurf zum Memorial im voraus abzusenden, allein ich muß selbst erst die Anweisung abwarten, wie es einzurichten ist, denn dieses kommt auf die deshalb genommene Verabredung mit dem Herzog an. Die Sache steht so: Der Herzog deutete dem Konsistorium in der Mereauischen Angelegenheit ohne weiteres an, die Ehe als aufgehoben einzuzeichnen, und dies geschah auf besondre Verwendung des Erbprinzen von Gotha. Nun kommt es darauf an, ihn zum zweitenmal zu einer solchen Vergünstigung zu disponiren, da er vielleicht eben deswegen abgeneigt seyn könte sie zuzugestehn, weil er es kürzlich that, damit aus der Ausnahme keine Regel werde, weshalb man sich auch schriftlich auf diese nicht berufen muß. [2] Ich habe mich also an einen Mann gewandt, der guten Willen für uns beyde und Macht genug hat es bey ihm durchzusetzen, er hat auch versprochen zu thun, was er vermag, nur hat er mich auf die Möglichkeit einer abschlägigen Antwort bereitet, die mir indessen nicht glaublich scheint, da er es einmal unternommen. Er wird die Sache unmittelbar mit dem Herzog verhandeln, und er ist der einzige, dem sie mitgetheilt worden ist, außerdem ist kein Wort und kein Wink vorgefallen. An seiner Verschwiegenheit ist kein Zweifel, sogar habe ich ihm versprochen ihn gegen niemand zu nennen, weswegen ich im Fall des Errathens [3] auch bitten muß diese Diskretion gegen ihn selbst sowohl wie gegen andre zu beobachten. Die Spur eines Mangels an Diskretion von meiner Seite ist also auf jeden Fall eine falsche Spur, und es ist unartig sie, auf irgend ein Geschwätz hin, nur zu erwähnen. Seit wenigen Tagen ist der Herzog zurück, und ich erwarte täglich weitre Nachricht. Dann kann leicht alles noch vor Ende des Monats entschieden seyn, und da ich die Beschleunigung selbst dringend wünsche, so werde ich sie auch eifrig betreiben. Sollte die Sache auf diese Art nicht durchzusetzen seyn, so überschicke ich sogleich das Memorial, was für den andern Weg erforderlich ist. Seyn Sie also ganz ruhig hierüber [4] und halten Sie jede Spannung fernerhin für unnöthig. Sie haben sie lezthin sogar auf meinen Bruder übertragen, wo sie wirklich überflüssig war, indem er ja hierin eine völlig indifferente Person ist, und schwerlich irgend einen nähern Anspruch an Sie machte. Hätte ich seine Reise voraus gewußt, so würde ich ihn benachrichtigt haben, sich den Besuch zu ersparen.
Die Theilnehmung, welche Sie Schelling in diesem Augenblick bewiesen, ist, was ich von Ihnen erwartete ‒ obgleich mir bey der Erneuerung jener verhängnißvollen Schlechtigkeiten, mit denen ich in den Tagen einer besinnungslosen Angst umringt war, kaum ein Andenken schmerzlicher [5] seyn kann, als daß Sie fähig waren mich damals ohne alle Schonung mit der vollständigen Bekantmachung derselben zu überfallen und die unglückliche Mutter wiederholt durch die höchste Feindseligkeit zu ängstigen, aber ich will es auf ewig in mir unterdrücken, wenn Sie jetzt thun, was etwa die Umstände an die Hand geben können, und was nicht Grosmuth, die immer nur eine falsche Vorspieglung ist, sondern das einfachste menschliche Gefühl verlangt. Sie sehn aus der Wärme, mit welcher Schelling Ihr Schweigen gegen ihn aufnimmt, daß ich dessen Werth nicht herabzusetzen gesucht habe. Bleiben Sie ferner freundschaftlich mit ihm verbunden, ich trete ganz zurück.
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Es war auch mein Gedanke den Entwurf zum Memorial im voraus abzusenden, allein ich muß selbst erst die Anweisung abwarten, wie es einzurichten ist, denn dieses kommt auf die deshalb genommene Verabredung mit dem Herzog an. Die Sache steht so: Der Herzog deutete dem Konsistorium in der Mereauischen Angelegenheit ohne weiteres an, die Ehe als aufgehoben einzuzeichnen, und dies geschah auf besondre Verwendung des Erbprinzen von Gotha. Nun kommt es darauf an, ihn zum zweitenmal zu einer solchen Vergünstigung zu disponiren, da er vielleicht eben deswegen abgeneigt seyn könte sie zuzugestehn, weil er es kürzlich that, damit aus der Ausnahme keine Regel werde, weshalb man sich auch schriftlich auf diese nicht berufen muß. [2] Ich habe mich also an einen Mann gewandt, der guten Willen für uns beyde und Macht genug hat es bey ihm durchzusetzen, er hat auch versprochen zu thun, was er vermag, nur hat er mich auf die Möglichkeit einer abschlägigen Antwort bereitet, die mir indessen nicht glaublich scheint, da er es einmal unternommen. Er wird die Sache unmittelbar mit dem Herzog verhandeln, und er ist der einzige, dem sie mitgetheilt worden ist, außerdem ist kein Wort und kein Wink vorgefallen. An seiner Verschwiegenheit ist kein Zweifel, sogar habe ich ihm versprochen ihn gegen niemand zu nennen, weswegen ich im Fall des Errathens [3] auch bitten muß diese Diskretion gegen ihn selbst sowohl wie gegen andre zu beobachten. Die Spur eines Mangels an Diskretion von meiner Seite ist also auf jeden Fall eine falsche Spur, und es ist unartig sie, auf irgend ein Geschwätz hin, nur zu erwähnen. Seit wenigen Tagen ist der Herzog zurück, und ich erwarte täglich weitre Nachricht. Dann kann leicht alles noch vor Ende des Monats entschieden seyn, und da ich die Beschleunigung selbst dringend wünsche, so werde ich sie auch eifrig betreiben. Sollte die Sache auf diese Art nicht durchzusetzen seyn, so überschicke ich sogleich das Memorial, was für den andern Weg erforderlich ist. Seyn Sie also ganz ruhig hierüber [4] und halten Sie jede Spannung fernerhin für unnöthig. Sie haben sie lezthin sogar auf meinen Bruder übertragen, wo sie wirklich überflüssig war, indem er ja hierin eine völlig indifferente Person ist, und schwerlich irgend einen nähern Anspruch an Sie machte. Hätte ich seine Reise voraus gewußt, so würde ich ihn benachrichtigt haben, sich den Besuch zu ersparen.
Die Theilnehmung, welche Sie Schelling in diesem Augenblick bewiesen, ist, was ich von Ihnen erwartete ‒ obgleich mir bey der Erneuerung jener verhängnißvollen Schlechtigkeiten, mit denen ich in den Tagen einer besinnungslosen Angst umringt war, kaum ein Andenken schmerzlicher [5] seyn kann, als daß Sie fähig waren mich damals ohne alle Schonung mit der vollständigen Bekantmachung derselben zu überfallen und die unglückliche Mutter wiederholt durch die höchste Feindseligkeit zu ängstigen, aber ich will es auf ewig in mir unterdrücken, wenn Sie jetzt thun, was etwa die Umstände an die Hand geben können, und was nicht Grosmuth, die immer nur eine falsche Vorspieglung ist, sondern das einfachste menschliche Gefühl verlangt. Sie sehn aus der Wärme, mit welcher Schelling Ihr Schweigen gegen ihn aufnimmt, daß ich dessen Werth nicht herabzusetzen gesucht habe. Bleiben Sie ferner freundschaftlich mit ihm verbunden, ich trete ganz zurück.
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