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August Wilhelm von Schlegel, Caroline von Schelling to Johann Carl Fürchtegott Schlegel, Julie Schlegel

[1] Die Bewohner der Hügel und Felsen an den Ufern der reißenden Saale grüßen die Einwohner der Residenzstadt an den flachen Ufern der stillen Leine, und versichern daß ihnen recht wohl zu Muth ist. Vors erste werdet Ihr auch sicher nichts andres von uns erwarten. Ich habe Mütterchen gemeldet, auf welche Art es uns wohl geht, und bitte, ihr nur zu enträthseln, was sie in meinem Brief nicht sollte lesen können. – Göthe hat den lezten Theil des Wilh. Meister, hinter sich aufs Pferd gebunden (denn er reitet troz seiner Corpulenz wacker darauf los) in Mnscrpt. herüber gebracht und Schiller sagte gestern daß er uns in den nächsten Tagen zu einer Vorlesung deßelben [2] einladen würde. Ich wünschte daß Sie das ohne sich von der Stelle zu bewegen, mit anhören könten. Es hat mir große Freude gemacht Göthen, und zwar so holdseelig, wiederzusehn. Er sprach davon wie lustig und unbefangen wir damals noch alle gewesen wären, und wie sich das nachher so plözlich verändert habe. Fichten habe ich auf dem Clubb kennen lernen, ein kurzer untersäzziger Mann, mit feurigen Augen, sehr nachläßig gekleidet. Er hat seinen Sohn Immanuel Hartmann taufen laßen. Wir haben auch ein paar hallische Profeßoren, Beck und Gilbert hier gehabt. Jena scheint mir [3] ein grundgelehrtes aber doch recht lustiges Wirthshaus zu seyn. Unter uns, die Studenten sehn immer noch etwas Backvrischer wie in Gött. aus; es komt mir vor als hätten sie alle einen ganz verbrannten teint.
Es ist heiß gewesen in den lezten Tagen, und da hat uns Ihr Himbeereßig mein bestes Julchen, sehr erquickt. Haben Sie nochmals vielen Dank dafür. Ich hoffe Sie haben auch einiges Papier für sich behalten um uns dann und wann zu schreiben.

Liebster Karl, besorge doch so bald wie möglich den Brief an Moritz. Ich hoffe, ihr werdet die unsrigen, einen aus Gotha, und einen gleich in den ersten Tagen von hieraus bekommen haben. Es freut mich sehr daß Carolinen die hiesige Gegend so gut gefällt; mit ihr zusammen finde ich sie selbst schöner [4] da sie mir vorher fast melancholisch vorkam. Freylich war ich Dresden gewohnt. – Fritzen wird es nicht angenehm seyn, daß er Reichardt in Halle vermuthlich nicht findet. Dieser ist in Berlin, und wird, wie man mir sagt, seine Pension vielleicht wieder bekommen. – Ich weiß nicht ob Fr. nun noch bey Reichardts Familie in dem herrlichen Giebichenstein logiren wird. Er dachte einige Tage in Halle zu bleiben, hauptsächlich Wolfs wegen. Seine berüchtigte Rez. des Alm. steht im 6ten St. von Deutschland. Berüchtigt ist sie übrigens nur unter uns, mir ist noch sonst nichts von Unheil zu Ohren gekommen, das sie angerichtet hätte. Es ist himmelschreyend, daß Caroline so weitläuftig schreibt und mich in diesen engen Raum preßt. Adieu Carl, adieu liebe Schwester.
An Carl und Julchen,
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Schlegel, Johann Carl Fürchtegott
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Schlegel, Julie
  • Schelling, Caroline von  Brief  senden  Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe
  • Schelling, Caroline von  verspotten  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Manuskript  geben  Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Manuskript  geben  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schiller, Friedrich  Vorlesung  einladen  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schiller, Friedrich  Vorlesung  einladen  Schelling, Caroline von
  • Schelling, Caroline von  Begegnung  sich freuen  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schelling, Caroline von  Kennenlernen  Fichte, Johann Gottlieb
  • Schelling, Caroline von  charakterisieren  Fichte, Johann Gottlieb
  • Beck, Jacob Sigismund  Begegnung  Schelling, Caroline von
  • Gilbert, Ludwig Wilhelm  Begegnung  Schelling, Caroline von
  • Schelling, Caroline von  Geschenk  danken  Schlegel, Julie
  • Schelling, Caroline von  Briefsendung  anregen  Schlegel, Julie
  • Schlegel, August Wilhelm von  Brief  senden lassen  Schlegel, Johann Carl Fürchtegott
  • Schlegel, August Wilhelm von  Brief  senden  Schlegel, Karl August Moritz
  • Schlegel, August Wilhelm von  Brief  ankündigen  Schlegel, Johann Carl Fürchtegott
  • Schlegel, August Wilhelm von  Brief  ankündigen  Schlegel, Julie
  • Schlegel, Friedrich von  Nicht-Begegnung  beklagen  Reichardt, Johann Friedrich
  • Schlegel, August Wilhelm von  Aufenthaltsort  mitteilen  Schlegel, Friedrich von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Lektüre  empfehlen  Schlegel, Friedrich von: Schillers Musenalmanach für 1796 (Rezension)
  • Schlegel, August Wilhelm von  Resonanz  mitteilen  Schlegel, Friedrich von: Schillers Musenalmanach für 1796 (Rezension)
Metadata Concerning Header
  • Date: [Juli 1796]
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel · , Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Johann Carl Fürchtegott Schlegel · , Julie Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Hannover · ·
Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 34.
Manuscript
  • Provider: Leipzig, Universitätsbibliothek
  • Classification Number: II A IV 1528
  • Number of Pages: 4 S.
Language
  • German
Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia

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