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August Wilhelm von Schlegel to Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling

[1] B[erlin] d. 28sten Aug. 2.
So eben werde ich durch einen Brief von Spazier an die kleine Fehde über den Ion erinnert, die ich bey jenem ernsthaften Handel ganz vergessen hatte. Ich hoffe, Ihnen wird auch nach Lesung meines Briefes die ganze Sache nur wie ein Scherz erscheinen.
Ich weiß nicht, wie es kommt, daß ich gerade jetzt auf einmal in eine Menge Händel verwickelt werde. Es wird hier, wie es scheint, absichtlich, verbreitet, ich sei V[erfasser] eines Spottgedichtes auf Iffland, welches kurz nach meiner Abreise von hier unter dem Titel der Bärentanz in einer hiesigen politischen Zeitung gestanden hat, und zwar nicht nach der juristischen Bestimmung, aber dem Geiste, ein wahres Pasquill seyn soll. Ich habe es noch nicht zu lesen bekommen können. – Wegen des Aufsatzes von Genelli scheinen ebenfalls Anfechtungen zu entstehen. Endlich hat der schlechte hiesige Schauspieler Schwadke, wegen einer Theaterkritik in der E. Zeitung sich sehr trotzig bey dem Herausgeber beklagt, und meine Nennung verlangt, wobey ich ihm denn auch gewillfahrt habe, mit einer derben [2] Abfertigung, die nächstens in derselben Zeitung zu lesen seyn wird.
Nicolai hat sich in der Allg. Bib. neuerdings wieder so gröblich an mir und verschiednen meiner Freunde vergangen, unter andern eine so pöbelhafte Rec. des Musenalmanachs, vermuthlich von Göckingk (mit Gk. unterzeichnet) daß ich mich gemüßigt sehe, einmal wieder zum allgemeinen Schrecken drein zu schlagen u ein großes Gericht des Witzes über die Sünder anzustellen. Eine solche Gelegenheit wie Kotzebue’s Sendung nach Sibirien wird mir aber schwerlich je wieder zu Theil. Überhaupt weiß ich noch nicht wie bald ich dazu komme.
Da Sie mich in Beziehung auf den Streit mit Schütz zur Lesung des Aufsatzes: über das Benehmen des Obscurantismus pp auffodern, so erlauben Sie mir auch, Ihnen offenherzig zu äußern, daß einige Wendungen und Ausdrücke darin nicht ganz mit den Grundsätzen meiner Polemik übereinstimmen. – So könnte ich das Ritter betreffende in etwas anders wünschen. – Sie werden mich nicht misdeuten, es ist nur mein individuelles Gefühl, das ich niemanden aufdringen will. Es kann auch für mich nicht auf die [3] entfernteste Art die Rede davon seyn, als ob die Härte des immer nur literarischen Angriffs Schützen zu irgend einiger Entschuldigung für seine namenlose Niederträchtigkeit gereichen könnte. Allein es ist immer schon ein Nachtheil, wenn die Rücksicht auf jene auch nur bey einigen ˹sonst˺ gut gesinnten Menschen das reine Urtheil über diese verdunkelt.
Den ersten Aufsatz in dem Heft habe ich schon mit großem Interesse gelesen, und besonders die Klarheit darin bewundert. Ich wünschte doch recht sehr, daß Fichte ihn läse, u. sich überhaupt auf das Verhältniß seines Systems zu dem ihrigen einließe.
Ich bitte den inliegenden Zettel zu besorgen und mir bald wieder Nachricht zu geben.
Meinen verbindlichsten Dank für das schöne Exemplar vom Bruno und die Zeitschrift nicht zu vergessen
[4]
  • Spazier, Karl   Brief  senden  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Konflikt  mitteilen  Genelli, Hans Christian: Schlegel, August Wilhelm von: Ion (Rezension)
  • Schwadke, Karl Wilhelm  beklagen  Spazier, Karl
  • Schlegel, August Wilhelm von  beklagen  Schlegel, August Wilhelm von: Berliner Nationaltheater
  • Schlegel, August Wilhelm von  publizieren  Schlegel, August Wilhelm von: Antwort des Hrn. Prof. A. W. Schlegel
  • Schlegel, August Wilhelm von  Autorschaftsattribution  Rohr, Leopold von: Schlegel, August Wilhelm von; Tieck, Ludwig: Musen-Almanach für das Jahr 1802 (Rezension)
  • Schlegel, August Wilhelm von  Autorschaftsattribution  Goeckingk, Leopold Friedrich Günther von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Rache  planen  Rohr, Leopold von: Schlegel, August Wilhelm von; Tieck, Ludwig: Musen-Almanach für das Jahr 1802 (Rezension)
  • Schlegel, August Wilhelm von  positiv bewerten  Schlegel, August Wilhelm von: Ehrenpforte und Triumphbogen für den Theater-Präsidenten von Kotzebue, bey seiner gehofften Rückkehr ins Vaterland
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Lektüre  auffordern  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Miscellen
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Lektüre  auffordern  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schlegel, August Wilhelm von  negativ bewerten  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Miscellen
  • Schlegel, August Wilhelm von  tadeln  Schütz, Christian Gottfried
  • Schlegel, August Wilhelm von  positiv bewerten  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Fernere Darstellungen aus dem System der Philosophie
  • Schlegel, August Wilhelm von  Beilage  ankündigen  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Buchsendung  danken  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von
  • Schlegel, August Wilhelm von  Buchsendung  danken  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Bruno, oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge
  • Schlegel, August Wilhelm von  Periodikum  danken  Neue Zeitschrift für speculative Physik
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 28. August 1802
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Unknown
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Historisch-kritische Ausgabe. Hg. v. Thomas Buchheim, Jochen Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Stuttgart 1976ff. Reihe III: Briefe 2,1: Briefwechsel 1800–1802. Hg. v. Thomas Kisser unter Mitwirkung von Walter Schieche und Alois Wieshuber. Stuttgart 2010, S. 459–460.
Manuscript
  • Provider: Marbach am Neckar, Deutsches Literaturarchiv
  • Classification Number: A:Schelling 57.1525
  • Number of Pages: 4 S., hs.
  • Format: 8°
  • Particularities: E. Br. o. U.
Language
  • German

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