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Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to August Wilhelm von Schlegel

[1] J[ena] den 11. Oct. 02.
Anbey erhalten Sie das bewußte Supplicat, wie es nach mehrmaligen Verbesserungen zu Stande gekommen und approbirt worden ist. Sie werden ohne Zweifel die Güte haben, die Abschrift selbst zu machen: es ist ganz unnöthig, daß es von einer Advocatenhand sey, da es gleichsam nur ein Privatschreiben an den Herzog ist. Wenn es nichts Wesentliches ist, das Sie zu ändern oder zuzusetzen haben, so haben Sie die Güte so viel möglich keine Ändrungen zu machen. Es könnte sich treffen, daß eben etwas, das nach bestimmter Verabredung so gesetzt oder ausgelassen ist, hinweg- oder hinzukäme. Es wird nun gänzlich von Ihnen abhangen, wie bald Sie die Sache fördern wollen. Wegen des Geldumstands ließe sich wohl Rath schaffen, da es doch ohne Zweifel nicht darauf ankommt, daß es gleich auf der Stelle bezahlt wird, wenn es nur im Lauf dieses Jahres geschieht. Ein bedenklicherer Umstand ist noch, daß das Nichterscheinen gegen alles Beispiel ist, daß ‒ ich weiß nicht mehr genau, ob unmittelbar nach oder vor dem Mereauʼschen Fall ‒ das Consistorium die Erscheinung bey der höhern Behörde für beyde Theile, bey Mereau wenigstens für diesen [2] durchgesetzt hat. Es ist deßhalb in der Bittschrift selbst eine Erwähnung davon geschehen, und vielleicht werden Sie noch in einer besondern, der ersten beyzulegenden, oder im eintretenden Fall einzureichenden Bittschrift die Gründe der Unmöglichkeit des Erscheinens, die ja bey Ihnen klar genug sind, auseinandersetzen müssen. Darüber erhalten Sie nächstens die nähere Nachricht. Mit dem lezten Umstand befindet es sich nun so, daß man für den Erfolg nicht stehen kann. Sonst was die Hauptsache betrifft, ist alles auf’s Beste eingeleitet.
Ich sollte Ihnen wohl etwas von der diesjährigen Kunstausstellung schreiben: allein theils vermuthe ich, daß Tieck Ihnen davon einige Nachricht gegeben, theils ist wirklich nicht viel davon zu sagen. Es sind nur zwey Zeichnungen von Perseus u. Andromeda, die einige Ansprüche machen können, die eine von einem Jagemann aus Weimar, die andre ⌜von⌝ einem Hummel aus Cassel ‒ doch so unbedeutend, [3] daß es unmöglich seyn wird, ihnen auch nur ⅛ des Preises zu ertheilen. Übrigens eine ungeheure Menge andrer in der Art der vorjährigen Ratzeburger, eine Menge Landschaften, wovon nur Eine ausgezeichnet, ein Gemählde von Meyer, Oedipus und die Sphinx, welche ein schreckliches Ungethüm, so wie die hinter dem ersten stehende Minerva fast wie eine Jungfrau von Orleans auf dem Leipziger Theater ist.
Ich habe am Sonnabend Goetheʼn nur auf sehr kurze Zeit in einem Zwischenact sprechen können, so daß ich keinen Augenblick hatte, nach dem spanischen Stück zu fragen. An demselben Tag aber ist ein Brief von ihm hierher gelaufen, worinn wörtlich das Urtheil steht: es ist verwundersam groß und fürtrefflich.
Er hat es mir versprochen sobald er es von Tieck zurückhätte, der es jezt in Händen hat.
[4] Ich habe Goetheʼn sowohl Ihre Schrift als Schützens Brief überliefert. Er mußte beides durchaus vorher gelesen haben, um mit ihm weiter darüber sprechen zu können: zu jenem war keine Zeit. Er hat versprochen, mir darüber zu schreiben. Sobald er es gethan melde ich Ihnen, ob irgend eine Wirkung in Weimar zu hoffen ist.
Hoffentlich haben Sie das lezte Paket richtig erhalten, mögen Sie nur mit meinen Veranstaltungen zufrieden sein.
Leben Sie wohl: ich grüße Sie bestens.
Sch.
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Brief  korrigieren  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Brief  korrigieren  Schelling, Caroline von
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Brief  senden  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Abschrift  erbitten  Schlegel, August Wilhelm von
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Nicht-Publikation  besorgt sein  Karl August, Sachsen-Weimar-Eisenach, Großherzog
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  bewerten  Hummel, Ludwig: Befreiung der Andromeda durch Perseus
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  bewerten  Jagemann, Ferdinand: Befreiung der Andromeda durch Perseus
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  positiv bewerten  Rohden, Johann Martin von: Landschaft
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  bewerten  Meyer, Heinrich: Oedipus, das Räthsel der Sphinx auflösend
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Begegnung  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Brief  senden  Schlegel, August Wilhelm von
  • Goethe, Johann Wolfgang von  positiv bewerten  Calderón de la Barca, Pedro: Die Andacht zum Kreuze [Ü: August Wilhelm von Schlegel]
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Manuskript  senden  Calderón de la Barca, Pedro: Die Andacht zum Kreuze [Ü: August Wilhelm von Schlegel]
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Manuskript  senden  Tieck, Johann Ludwig
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Manuskript  geben  Calderón de la Barca, Pedro: Die Andacht zum Kreuze [Ü: August Wilhelm von Schlegel]
  • Goethe, Johann Wolfgang von  Manuskript  geben  Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Manuskript  senden  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Manuskript  senden  Schlegel, August Wilhelm von: An das Publikum
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Brief  senden  Goethe, Johann Wolfgang von
  • Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von  Brief  senden  Schütz, Christian Gottfried: Species facti nebst Actenstücken zum Beweise, daß Herr Rath A. W. Schlegel [...] mit seiner Rüge, worinnen er der A. L. Z. eine begangne Ehrenschändung fälschlich aufbürdet, niemanden als sich selbst beschimpft habe
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 11. Oktober 1802
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph: Historisch-kritische Ausgabe. Hg. v. Thomas Buchheim, Jochen Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen u. Siegbert Peetz. Stuttgart 1976ff. Reihe III: Briefe 2,1: Briefwechsel 1800–1802. Hg. v. Thomas Kisser unter Mitwirkung von Walter Schieche und Alois Wieshuber. Stuttgart 2010, S. 493–494.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36872
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.20,Nr.27
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,6 x 11,6 cm
Language
  • German

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