[1] Braunschweig d 6ten Aprill [17]91
Liebster Schlegel,
Ich würde Deinen Brief gewiß nicht so lange unbeantwortet gelaßen haben, als ich es gethan, hätte ich nicht gewußt, daß Du alles was Du von hier aus wißen mußtest, über Hannover erführest.
Schade ist es, recht Schade, daß unser Plan Dich hieher zu bekommen, für diesmal mislungen ist. Wie würde ich mich gefreut haben einen alten Freund hier zu haben, und Dir hätte die hiesige Lebensart gewiß auch recht gut gefallen sollen, so wie sie mir stets beßer gefällt, je wärmer ich hier werde.
Indeßen aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Du hast durch die bis itzt getroffenen Maaßregeln immer so viel bewürkt, daß Du bey dem Herzoge und dem sehr viel geltenden Feronce in einem sehr vortheilhaften Lichte bekannt geworden bist, so [2] daß in künftigen, gewiß bald sich ereignenden Fällen, beyde sehr leicht wieder an Dich erinnert werden können. Daß Stuve äußerst schwächlich, weißt Du vielleicht schon von Hannover aus. Ebert ist auch ein alter Mann, und deßen Fach wäre vielleicht eben so sehr, wo nicht noch mehr das Deinige, als das meines seeligen Onkels.
Unsers lieben Oehlrichs Tod ist mir, wie Du denken kannst, außerordentlich nahe gegangen. Ich bin überzeugt, daß er den Grund zu seinem Tode, schon durch zu anhaltendes Studieren in Hannover, ehe er zum erstenmale nach Göttingen ging, gelegt hat. Freylich war da wohl keine Hülfe mehr, da die Krankheit mit solcher Heftigkeit um sich zu greifen anfieng. Aber sag mir, wie habt ihr Philipp Feder zu ihm bringen können, von deßen Kenntnißen wir gewiß beyde eine gleiche Meinung haben.
Ich komme diesen Sommer nach Hannover, wo ich Dich zu sehen hoffe.
Deine Mutter hat mir vor einiger Zeit geschrieben, daß Fritz Ostern nach Leipzig gehe. Es bleibt doch noch dabey. Dann wird [er] ja doch wohl erst nach Hannover gehen, und von da ab hier vorsprechen. Empfiehl mich ihm und Möllern und bleib mein Freund wie ich der Deinige bin.
Gottlieb Cruse
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Liebster Schlegel,
Ich würde Deinen Brief gewiß nicht so lange unbeantwortet gelaßen haben, als ich es gethan, hätte ich nicht gewußt, daß Du alles was Du von hier aus wißen mußtest, über Hannover erführest.
Schade ist es, recht Schade, daß unser Plan Dich hieher zu bekommen, für diesmal mislungen ist. Wie würde ich mich gefreut haben einen alten Freund hier zu haben, und Dir hätte die hiesige Lebensart gewiß auch recht gut gefallen sollen, so wie sie mir stets beßer gefällt, je wärmer ich hier werde.
Indeßen aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Du hast durch die bis itzt getroffenen Maaßregeln immer so viel bewürkt, daß Du bey dem Herzoge und dem sehr viel geltenden Feronce in einem sehr vortheilhaften Lichte bekannt geworden bist, so [2] daß in künftigen, gewiß bald sich ereignenden Fällen, beyde sehr leicht wieder an Dich erinnert werden können. Daß Stuve äußerst schwächlich, weißt Du vielleicht schon von Hannover aus. Ebert ist auch ein alter Mann, und deßen Fach wäre vielleicht eben so sehr, wo nicht noch mehr das Deinige, als das meines seeligen Onkels.
Unsers lieben Oehlrichs Tod ist mir, wie Du denken kannst, außerordentlich nahe gegangen. Ich bin überzeugt, daß er den Grund zu seinem Tode, schon durch zu anhaltendes Studieren in Hannover, ehe er zum erstenmale nach Göttingen ging, gelegt hat. Freylich war da wohl keine Hülfe mehr, da die Krankheit mit solcher Heftigkeit um sich zu greifen anfieng. Aber sag mir, wie habt ihr Philipp Feder zu ihm bringen können, von deßen Kenntnißen wir gewiß beyde eine gleiche Meinung haben.
Ich komme diesen Sommer nach Hannover, wo ich Dich zu sehen hoffe.
Deine Mutter hat mir vor einiger Zeit geschrieben, daß Fritz Ostern nach Leipzig gehe. Es bleibt doch noch dabey. Dann wird [er] ja doch wohl erst nach Hannover gehen, und von da ab hier vorsprechen. Empfiehl mich ihm und Möllern und bleib mein Freund wie ich der Deinige bin.
Gottlieb Cruse
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