[1] Amsterdam. d. 21 May [17]91
Hochgeehrtester Herr Hofrath!
Es ist mir eine werthe und dringende Pflicht, Ihnen das schriftlich zu sagen, was die Überraschung eines Gefühls, dessen ich mich vor Ihnen nicht zu schämen brauchte, mich verhinderte beym Abschiede mündlich auszudrücken. Nie, so lange nicht aller Sinn für werthe Verbindungen mit Menschen in mir erstorben ist, werde ich vergessen, was Sie seit dem Anfange meines Aufenthalts in Göttingen für mich thaten; nie werde ich den wohlthätigen Einfluß vergessen, den Sie als Lehrer auf meine ganze Ausbildung, als Rathgeber auf meine Handlungen, als Beförderer jeder guten und nützlichen Bemühung, auf meine Thätigkeit und Vorbereitung zu künftiger Thätigkeit hatten. Wenn ich in meiner jetzigen Lage glücklich lebe, wozu mir die wenigen Tage meines Hierseyns schon sehr gegründete Hoffnungen anbieten, so werde [ich] auch Ihnen einen Theil dieses Glücks verdanken.
Als ich von Hanover abreiste, war von Smith noch keine Nachricht dort angekommen. Er hatte einen Kutscher von Hanover ganz bis nach dem Haag mitgenommen, und dieser war auch noch nicht zurück. Ich begegnete ihm erst auf meiner Reise; [2] er brachte ein paar Engländer aus Holland zurück, von denen ich erfuhr, daß sie Smith im Haag und nachher zu Leiden gesprochen, und wohl verlassen hatten. Ich hoffe daher, er wird auch den übrigen Theil seiner Reise glücklich geendigt haben. Vermuthlich hat er selbst Ihnen wohl schon aus England Nachricht davon gegeben.
Ich hätte sehr gewünscht, Ihnen die Anzeige des Bliomberis von Hanover aus schicken zu können; allein es war nicht möglich: er war noch nirgends dort zu haben, wie überhaupt der dasige Buchhandel nicht viel bedeutet. Wie ich höre, sind hier zwey bis drei deutsche Buchhändler. Ich habe noch nicht Zeit gehabt, mich zu erkundigen, ob sie die neuesten Produkte zu führen pflegen. Wenn dieß ist, so wird es mir ein großes Vergnügen seyn, Ihnen diese und andere Recensionen zu liefern.
Zum Sprachenlernen scheine ich recht vom Schicksal bestimmt zu seyn. Ich glaubte, ich würde das Holländische hier wenig nöthig haben; allein ich höre es so viel rings um mich her sprechen, daß ich es nothwendig verstehen muß, um das gesellschaftliche Leben hier recht kennen zu lernen und zu genießen. Ich werde also eins meiner ersten Geschäfte hier aus Holländischer Lectüre machen.
[3] Ich nehme mir die Freyheit um meine gehorsamsten Empfehlungen bey Ihrer Frau Gemahlin und Mlle. Tochter zu bitten, und bin mit unbeschränkter Hochachtung
Ew. Wohlgebohren
gehorsamster Diener
Aug. Wilh. Schlegel
[4]
Hochgeehrtester Herr Hofrath!
Es ist mir eine werthe und dringende Pflicht, Ihnen das schriftlich zu sagen, was die Überraschung eines Gefühls, dessen ich mich vor Ihnen nicht zu schämen brauchte, mich verhinderte beym Abschiede mündlich auszudrücken. Nie, so lange nicht aller Sinn für werthe Verbindungen mit Menschen in mir erstorben ist, werde ich vergessen, was Sie seit dem Anfange meines Aufenthalts in Göttingen für mich thaten; nie werde ich den wohlthätigen Einfluß vergessen, den Sie als Lehrer auf meine ganze Ausbildung, als Rathgeber auf meine Handlungen, als Beförderer jeder guten und nützlichen Bemühung, auf meine Thätigkeit und Vorbereitung zu künftiger Thätigkeit hatten. Wenn ich in meiner jetzigen Lage glücklich lebe, wozu mir die wenigen Tage meines Hierseyns schon sehr gegründete Hoffnungen anbieten, so werde [ich] auch Ihnen einen Theil dieses Glücks verdanken.
Als ich von Hanover abreiste, war von Smith noch keine Nachricht dort angekommen. Er hatte einen Kutscher von Hanover ganz bis nach dem Haag mitgenommen, und dieser war auch noch nicht zurück. Ich begegnete ihm erst auf meiner Reise; [2] er brachte ein paar Engländer aus Holland zurück, von denen ich erfuhr, daß sie Smith im Haag und nachher zu Leiden gesprochen, und wohl verlassen hatten. Ich hoffe daher, er wird auch den übrigen Theil seiner Reise glücklich geendigt haben. Vermuthlich hat er selbst Ihnen wohl schon aus England Nachricht davon gegeben.
Ich hätte sehr gewünscht, Ihnen die Anzeige des Bliomberis von Hanover aus schicken zu können; allein es war nicht möglich: er war noch nirgends dort zu haben, wie überhaupt der dasige Buchhandel nicht viel bedeutet. Wie ich höre, sind hier zwey bis drei deutsche Buchhändler. Ich habe noch nicht Zeit gehabt, mich zu erkundigen, ob sie die neuesten Produkte zu führen pflegen. Wenn dieß ist, so wird es mir ein großes Vergnügen seyn, Ihnen diese und andere Recensionen zu liefern.
Zum Sprachenlernen scheine ich recht vom Schicksal bestimmt zu seyn. Ich glaubte, ich würde das Holländische hier wenig nöthig haben; allein ich höre es so viel rings um mich her sprechen, daß ich es nothwendig verstehen muß, um das gesellschaftliche Leben hier recht kennen zu lernen und zu genießen. Ich werde also eins meiner ersten Geschäfte hier aus Holländischer Lectüre machen.
[3] Ich nehme mir die Freyheit um meine gehorsamsten Empfehlungen bey Ihrer Frau Gemahlin und Mlle. Tochter zu bitten, und bin mit unbeschränkter Hochachtung
Ew. Wohlgebohren
gehorsamster Diener
Aug. Wilh. Schlegel
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