[1] Jena d. 6 Aug. 1796
Ich kann Ihnen nicht genug sagen, mein werthester Herr Consistorialrath, wie sehr mich Ihr gütiger Brief und die angenehme Sendung, die ihn begleitete, erfreut hat. Das erste Buch des Agathodämon, das ich schon mit meinem Bruder in Dresden genoß, las ich noch einmahl, um das zweyte besser daran anzuknüpfen, und dieses hat mir beynah noch anziehender geschienen. Der Himmel gewähre dem würdigen Manne, der noch immer seine unermüdete Thätigkeit unsrer Litteratur widmet, für die er schon unübersehlich viel geleistet, die beste Gesundheit und die heiterste Stimmung, um dieß angefangne Werk zu vollenden. Statten Sie ihm doch ja in meinem Nahmen den verbindlichsten Dank für das Geschenk des Attischen Museums ab. Bey seiner Zurückkunft hoffe ich ihm persönlich meine Gesinnungen bezeugen zu können.
Das Manuskript hat Göpferd, damit ich sogleich auf Ihre Aufträge komme, am Sonntage [2] von mir empfangen, und versprochen sogleich mit dem Drucke anzufangen, der in vierzehn Tagen fertig seyn sollte. Ich werde ihn mahnen sein Wort zu halten, und müßte also wohl gegen die Zeit den Lysias meines Bruders bekommen, wenn er nähmlich unmittelbar folgen soll. Wird das zweyte Stück des Attischen Museums, außer der Nacherinnerung, die Sie zu dem Lysias hinzufügen wollten, noch durch einen Aufsatz von Ihnen geschmückt werden? Und was haben wir sonst von Ihrer geistvollen Feder zunächst zu erwarten? Wie gern unterhielte ich mich zuweilen mit Ihnen von meinen kleinen litterarischen Arbeiten! Die Beurtheilung der Vossischen Übersetzung des Homers, von der ich, wo ich nicht irre, mit Ihnen sprach, ist fast zu einem Buche angewachsen, und schon zum Drucke abgeliefert: sie wird Ihnen also erster Tage zu Gesicht kommen. Ich wäre äußerst begierig, das Urtheil eines Kenners wie Sie, eines docti sermones utriusque linguae, wie es wenige sind, zu erfahren. Jetzt habe ich für [3] eine kleine Zeit die Stacheln der Kritik mit den Rosen der Poësie vertauscht, wozu mich die Jahrszeit und die schönen Gegenden, die beständig vor meinen Augen liegen, gefällig einladen.
Meine Frau, bey der Ihr kurzer Besuch das lebhafteste Verlangen nach einer näheren Bekanntschaft erregt hat, läßt sich Ihnen bestens empfehlen. Sie ist seit jener ersten Unpäßlichkeit immer sehr wohl gewesen, und wir leben still und glücklich. Mein Bruder ist noch nicht bey uns: zwar hat er Leipzig schon verlassen, aber er hält sich einige Tage bey einem akademischen Freunde, Herrn von Hardenberg, in der Nähe von Weißenfels auf. Vielleicht können wir uns bald einmahl den gemeinschaftlichen Genuß verschaffen, Weimar zu besuchen. Leben Sie indessen recht wohl.
Ich bin mit der aufrichtigsten Hochachtung
ganz der Ihrige
A. W. Schlegel
[4]
Ich kann Ihnen nicht genug sagen, mein werthester Herr Consistorialrath, wie sehr mich Ihr gütiger Brief und die angenehme Sendung, die ihn begleitete, erfreut hat. Das erste Buch des Agathodämon, das ich schon mit meinem Bruder in Dresden genoß, las ich noch einmahl, um das zweyte besser daran anzuknüpfen, und dieses hat mir beynah noch anziehender geschienen. Der Himmel gewähre dem würdigen Manne, der noch immer seine unermüdete Thätigkeit unsrer Litteratur widmet, für die er schon unübersehlich viel geleistet, die beste Gesundheit und die heiterste Stimmung, um dieß angefangne Werk zu vollenden. Statten Sie ihm doch ja in meinem Nahmen den verbindlichsten Dank für das Geschenk des Attischen Museums ab. Bey seiner Zurückkunft hoffe ich ihm persönlich meine Gesinnungen bezeugen zu können.
Das Manuskript hat Göpferd, damit ich sogleich auf Ihre Aufträge komme, am Sonntage [2] von mir empfangen, und versprochen sogleich mit dem Drucke anzufangen, der in vierzehn Tagen fertig seyn sollte. Ich werde ihn mahnen sein Wort zu halten, und müßte also wohl gegen die Zeit den Lysias meines Bruders bekommen, wenn er nähmlich unmittelbar folgen soll. Wird das zweyte Stück des Attischen Museums, außer der Nacherinnerung, die Sie zu dem Lysias hinzufügen wollten, noch durch einen Aufsatz von Ihnen geschmückt werden? Und was haben wir sonst von Ihrer geistvollen Feder zunächst zu erwarten? Wie gern unterhielte ich mich zuweilen mit Ihnen von meinen kleinen litterarischen Arbeiten! Die Beurtheilung der Vossischen Übersetzung des Homers, von der ich, wo ich nicht irre, mit Ihnen sprach, ist fast zu einem Buche angewachsen, und schon zum Drucke abgeliefert: sie wird Ihnen also erster Tage zu Gesicht kommen. Ich wäre äußerst begierig, das Urtheil eines Kenners wie Sie, eines docti sermones utriusque linguae, wie es wenige sind, zu erfahren. Jetzt habe ich für [3] eine kleine Zeit die Stacheln der Kritik mit den Rosen der Poësie vertauscht, wozu mich die Jahrszeit und die schönen Gegenden, die beständig vor meinen Augen liegen, gefällig einladen.
Meine Frau, bey der Ihr kurzer Besuch das lebhafteste Verlangen nach einer näheren Bekanntschaft erregt hat, läßt sich Ihnen bestens empfehlen. Sie ist seit jener ersten Unpäßlichkeit immer sehr wohl gewesen, und wir leben still und glücklich. Mein Bruder ist noch nicht bey uns: zwar hat er Leipzig schon verlassen, aber er hält sich einige Tage bey einem akademischen Freunde, Herrn von Hardenberg, in der Nähe von Weißenfels auf. Vielleicht können wir uns bald einmahl den gemeinschaftlichen Genuß verschaffen, Weimar zu besuchen. Leben Sie indessen recht wohl.
Ich bin mit der aufrichtigsten Hochachtung
ganz der Ihrige
A. W. Schlegel
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