[1] Weimar d. 10ten August [17]96
Ich befinde mich seit einigen Tagen in einem solchen Zustand von Indolenz und körperlicher, fieberhafter Unbehaglichkeit, daß ich meinen Plan, auf einige Tage einen Abstecher nach Jena zu machen und Ihnen, mein verehrungswürdiger Freund, beyfolgendes Msct Ihres Herrn Bruders selbst einzuhändigen, vor jetzt völlig aufgeben muß.
Ich finde, daß es sehr anmaaßend wäre, wenn ich der meisterhaften Bearbeitung einer griechischen Prunkrede noch einen Lappen von mir anheften wollte. Was Ihr Hr. Bruder in den Emendandis darüber gesagt hat, ist vor der Hand gnüglich und hinreichend. Convivis, non coquis, ista parantur feriata!
[2] Da Ihr HE. Bruder wahrscheinlich schon bey Ihnen angekommen ist, und nun auch Wolfen in Halle selbst gesprochen hat: so setzt er vieleicht jetzt bey mehrerer Muse seinen Bemerkungen über die angefochtene Aechtheit selbst noch etwas zu. Darum habe ich gar nichts in sein Msct hineinschreiben, sondern ihm dieß alles selbst überlassen wollen. Will er es dan gelegentlich dem Herrn Typographus selbst übergeben, und zugleich ein wackerer ἐργοδιωκτης seyn: desto besser fürs attische Museum.
Sehnsuchtsvoll sehen wir hier alle Ihrer Recension des Vossischen Homer wie einem Geschenke aus der Hand der Grazien und Musen entgegen.
Möchten Sie sich doch entschließen können, die Herderische Terpsichore, die Freund Schütz schon seit einem [3] Jahre anzuzeigen versprochen hat, eines kritischen Rezensentenblicks zu würdigen. Sie hat in der Bibliothek der schönen Wissenschaften eine sehr unfreundliche Behandlung erfahren. Um so mehr wünscht man bald auch eine Stimme in der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] darüber zu hören, und es ist doch warlich kein gewöhnliches Meßephemeron.
Mit dem hochachtungsvollsten Empfehlen an Ihre Frau Gemahlin und, ist er schon bey Ihnen, an Ihren Herrn Bruder verharre ich ohne Wandel
ganz der Ihrige
C. A. Böttiger
[4]
Ich befinde mich seit einigen Tagen in einem solchen Zustand von Indolenz und körperlicher, fieberhafter Unbehaglichkeit, daß ich meinen Plan, auf einige Tage einen Abstecher nach Jena zu machen und Ihnen, mein verehrungswürdiger Freund, beyfolgendes Msct Ihres Herrn Bruders selbst einzuhändigen, vor jetzt völlig aufgeben muß.
Ich finde, daß es sehr anmaaßend wäre, wenn ich der meisterhaften Bearbeitung einer griechischen Prunkrede noch einen Lappen von mir anheften wollte. Was Ihr Hr. Bruder in den Emendandis darüber gesagt hat, ist vor der Hand gnüglich und hinreichend. Convivis, non coquis, ista parantur feriata!
[2] Da Ihr HE. Bruder wahrscheinlich schon bey Ihnen angekommen ist, und nun auch Wolfen in Halle selbst gesprochen hat: so setzt er vieleicht jetzt bey mehrerer Muse seinen Bemerkungen über die angefochtene Aechtheit selbst noch etwas zu. Darum habe ich gar nichts in sein Msct hineinschreiben, sondern ihm dieß alles selbst überlassen wollen. Will er es dan gelegentlich dem Herrn Typographus selbst übergeben, und zugleich ein wackerer ἐργοδιωκτης seyn: desto besser fürs attische Museum.
Sehnsuchtsvoll sehen wir hier alle Ihrer Recension des Vossischen Homer wie einem Geschenke aus der Hand der Grazien und Musen entgegen.
Möchten Sie sich doch entschließen können, die Herderische Terpsichore, die Freund Schütz schon seit einem [3] Jahre anzuzeigen versprochen hat, eines kritischen Rezensentenblicks zu würdigen. Sie hat in der Bibliothek der schönen Wissenschaften eine sehr unfreundliche Behandlung erfahren. Um so mehr wünscht man bald auch eine Stimme in der A.[llgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] darüber zu hören, und es ist doch warlich kein gewöhnliches Meßephemeron.
Mit dem hochachtungsvollsten Empfehlen an Ihre Frau Gemahlin und, ist er schon bey Ihnen, an Ihren Herrn Bruder verharre ich ohne Wandel
ganz der Ihrige
C. A. Böttiger
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