[1] Weimar d. 1te März 1797
Ihre treffliche Zurechtweisung wegen Bürger wird das dritte Stück des Merkurs zieren, da das zweite nun keinen Raum mehr hatte.
Haben Sie sich die Mühe genommen, Klopstocks Oden mit kritischen Augen absichtlich durchzulesen? Glauben Sie daß es überflüssig wäre, wenn bei der neuen Ausgabe, die Göschen veranstaltet, am Ende jedes Bandes die verwickelten Stellen, die nodi, kurz aufgelößt würden?
Mein Wunsch, Herdern vorigen Sonntag zu sprechen, ist, leider, vereitelt worden. Er ließ sich, als ich mich anmelden ließ, krank entschuldigen, und ist gestern auch nicht in der Consistorialsession geweßen. Wahrscheinlich tritt die Messe auf die Ferse. Bey so bewandten Umständen kann ich Ihnen auch Herders Urtheil nicht melden. Nur soviel weiß ich durch den HE. von Knebel, daß er mit dem dritten und hintersten Stück der Recension weniger zufrieden geweßen ist. Das war wohl vorauszusehn. Aber alle Welt, wen ich nur gesprochen habe, ist von Ihrer Recension entzückt. Wieland sagte: ich wäre glücklich, wenn ich nur einmal mit soviel Delicatesse und Kenntniß gelobt worden wäre. Selbst die verwitwete Herzogin [2] ergoß sich von freien Stücken in Lobeserhebung und freute sich, daß nun Herder einmal seiner würdig behandelt wäre. Und wer wollte nicht einstimmen?
Da die Göschensche Ausgabe hauptsächlich für Dilettanten berechnet ist: so dürfte wohl die Orthographie den Vorzug erhalten, die ungeübtern Lesern, als die gewöhnliche, den wenigsten Anstoß giebt.
Der Terenz ist zu sehr mein alter Liebling, als daß ich durch irgend etwas aufgehalten werden könnte, meine Ausgabe wirklich zu Stande zu bringen. Aber bey zusammenzustehlenden Augenblicken läßt sich freilich nicht weit fortrücken. Was bewog Sie, wenn ich fragen darf, zu der kategorischen Anfrage?
Wohl allen, die im Lichte wandeln! Sie haben Göthen in Jena. Hier sind böse Nebeltage.
Ich wünsche, wie immer, Ihrer Gattin bestens empfohlen zu seyn!
Ihr
Böttiger
Ihre treffliche Zurechtweisung wegen Bürger wird das dritte Stück des Merkurs zieren, da das zweite nun keinen Raum mehr hatte.
Haben Sie sich die Mühe genommen, Klopstocks Oden mit kritischen Augen absichtlich durchzulesen? Glauben Sie daß es überflüssig wäre, wenn bei der neuen Ausgabe, die Göschen veranstaltet, am Ende jedes Bandes die verwickelten Stellen, die nodi, kurz aufgelößt würden?
Mein Wunsch, Herdern vorigen Sonntag zu sprechen, ist, leider, vereitelt worden. Er ließ sich, als ich mich anmelden ließ, krank entschuldigen, und ist gestern auch nicht in der Consistorialsession geweßen. Wahrscheinlich tritt die Messe auf die Ferse. Bey so bewandten Umständen kann ich Ihnen auch Herders Urtheil nicht melden. Nur soviel weiß ich durch den HE. von Knebel, daß er mit dem dritten und hintersten Stück der Recension weniger zufrieden geweßen ist. Das war wohl vorauszusehn. Aber alle Welt, wen ich nur gesprochen habe, ist von Ihrer Recension entzückt. Wieland sagte: ich wäre glücklich, wenn ich nur einmal mit soviel Delicatesse und Kenntniß gelobt worden wäre. Selbst die verwitwete Herzogin [2] ergoß sich von freien Stücken in Lobeserhebung und freute sich, daß nun Herder einmal seiner würdig behandelt wäre. Und wer wollte nicht einstimmen?
Da die Göschensche Ausgabe hauptsächlich für Dilettanten berechnet ist: so dürfte wohl die Orthographie den Vorzug erhalten, die ungeübtern Lesern, als die gewöhnliche, den wenigsten Anstoß giebt.
Der Terenz ist zu sehr mein alter Liebling, als daß ich durch irgend etwas aufgehalten werden könnte, meine Ausgabe wirklich zu Stande zu bringen. Aber bey zusammenzustehlenden Augenblicken läßt sich freilich nicht weit fortrücken. Was bewog Sie, wenn ich fragen darf, zu der kategorischen Anfrage?
Wohl allen, die im Lichte wandeln! Sie haben Göthen in Jena. Hier sind böse Nebeltage.
Ich wünsche, wie immer, Ihrer Gattin bestens empfohlen zu seyn!
Ihr
Böttiger