[1] Weimar d. 8 Nov. [17]97
Die in jeder Rücksicht klassische Rezension über die Messianischen Preißschriften ist schon an Vater Klopstock abgegangen, und Sie sollen es wissen, ob und was er darauf antwortet.
Einiges wird ihm freilich etwas hart zu verdauen seyn. Aber ich traue es doch seinem Wahrheitssinn zu, daß er dem scharfsinnigsten und billigsten seiner Beurtheiler nicht zürnen werde.
Nur eine Stelle fasse ich in Ihrer Recension nicht recht, wenn Sie bei Grohmanns Bemerkung über die verschleierte Statue sagen: so einen Fehlgriff that wohl der Künstler nicht. Es ist doch wahr, daß des Timanthes Iphigenie, die Plinius 35,10 oratorum laudibus celebratam nennt, wirklich darum so berühmt war, weil Agamemnons Gesicht darauf verschleiert vorgestellt wurde. Nur darin verräth der Hr. Magister seine Unkunde, daß er Statue nennt, was Gemälde war.
Uebrigens können Sie gewiß versichert seyn, daß ich die Rechte der Anonymität [2] ganz unverbrüchlich ehre und das Geträtsch hasse, das so oft durch diese Verräthereien entsteht. So hat Iffland, der zweimal an mich schrieb, und seinen Recensenten wissen wollte, ihn durchaus nicht erfahren. Nur das schrieb ich ihm, daß es Schiller schwerlich seyn könne, wie er mutmaßte.
Göschen spräche ich gern auf einige Stunden. Wüßte ich nur den Tag gewiß, wenn er zu Ihnen kommt: so riß ich mich los, und flöge auf einen Nachmittag zu Ihnen.
Was sagen Sie zu dem Frieden von Campo formido? So ein Frieden ist seit die Römer mit dem Philippus von Macedonien den Frieden machten, wo die griechischen Staaten frei erklärt wurden, nicht geschlossen. Die Aristokraten zittern über die Kraft der Franzosen. Aber die Menschheit athmet freier!! Meine herzliche Verehrung Ihrer Gattin!
Unwandelbar
Ihr
Böttiger
Die in jeder Rücksicht klassische Rezension über die Messianischen Preißschriften ist schon an Vater Klopstock abgegangen, und Sie sollen es wissen, ob und was er darauf antwortet.
Einiges wird ihm freilich etwas hart zu verdauen seyn. Aber ich traue es doch seinem Wahrheitssinn zu, daß er dem scharfsinnigsten und billigsten seiner Beurtheiler nicht zürnen werde.
Nur eine Stelle fasse ich in Ihrer Recension nicht recht, wenn Sie bei Grohmanns Bemerkung über die verschleierte Statue sagen: so einen Fehlgriff that wohl der Künstler nicht. Es ist doch wahr, daß des Timanthes Iphigenie, die Plinius 35,10 oratorum laudibus celebratam nennt, wirklich darum so berühmt war, weil Agamemnons Gesicht darauf verschleiert vorgestellt wurde. Nur darin verräth der Hr. Magister seine Unkunde, daß er Statue nennt, was Gemälde war.
Uebrigens können Sie gewiß versichert seyn, daß ich die Rechte der Anonymität [2] ganz unverbrüchlich ehre und das Geträtsch hasse, das so oft durch diese Verräthereien entsteht. So hat Iffland, der zweimal an mich schrieb, und seinen Recensenten wissen wollte, ihn durchaus nicht erfahren. Nur das schrieb ich ihm, daß es Schiller schwerlich seyn könne, wie er mutmaßte.
Göschen spräche ich gern auf einige Stunden. Wüßte ich nur den Tag gewiß, wenn er zu Ihnen kommt: so riß ich mich los, und flöge auf einen Nachmittag zu Ihnen.
Was sagen Sie zu dem Frieden von Campo formido? So ein Frieden ist seit die Römer mit dem Philippus von Macedonien den Frieden machten, wo die griechischen Staaten frei erklärt wurden, nicht geschlossen. Die Aristokraten zittern über die Kraft der Franzosen. Aber die Menschheit athmet freier!! Meine herzliche Verehrung Ihrer Gattin!
Unwandelbar
Ihr
Böttiger