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August Wilhelm von Schlegel to August Ferdinand Bernhardi

[1] Jena d. 11 Apr. 1800
Verzeihen Sie mein langes Stillschweigen, werthester Freund. Da Sie mich auf das Januar Stück des Archivs aufmerksam machten, wollte ich dieß zuvor lesen; es verzögerte grade sehr lange bis wir es erhalten konnten, wir haben dafür Ihren Aufsatz alle mit doppeltem Vergnügen gelesen. Sie haben in der That eine vortreffliche Manier solche Subjekte wie Jenisch und Merkel zu behandeln, und sind ihnen eine wahre Geißel Gottes. Sie machen sich dadurch auch sehr um das gemeine Wesen verdient, da so etwas einen ganz andern Eindruck macht wenn es von jemand kommt, gegen den diese Menschenkinder noch nicht öffentlich gelästert haben. In Ansehung Voßens sind wir recht zusammengetroffen. Melden Sie mir doch wie Ihnen der Wettgesang und das Sonett gefallen hat, ich wünsche mir für diese Dinge den Beyfall der Kenner.
Immer muß ich dabey bleiben, daß ich Ihren kritischen Witz und Talent dem Archiv nicht sonderlich gönnen kann, Schleiermacher hat Ihnen vielleicht schon davon gesagt, daß ich mir mit der Hoffnung schmeichle, daß Sie sie bald in gemeinschaftlicher Wirksamkeit mit uns ausüben werden.
[2] Zu großem Misbehagen höre ich, daß durch Schuld des Verlegers Ihre Sprachlehre, auf die ich sehr begierig bin, noch nicht so bald erscheint. Das sind nun so von den Schriftsteller-Verdrießlichkeiten, die man oft erfahren muß. Indessen bleibt mir dieß Gewerbe doch von allen das liebste.
Sie erhalten hier meine Gedichte. Sie werden sehen daß ich wenigstens sehr fleißig gewesen bin, über ein Drittel der ganzen Sammlung ist seit vorigen Sommer entstanden. Möchte Ihnen einiges darin gefallen. Tieck hätte wohl Lust darüber etwas im Archiv in Ihrem Literatur Artikel zu sagen. Wenn Ihnen das gelegen käme, so melden Sie mir auf wie weit hinaus Sie den Artikel schon angefüllt haben. Ich kann alsdann Tieck hier nach Befinden der Umstände dazu mahnen und treiben. Denn freylich halten bey ihm solche Vorsätze nicht immer Stich. – Er läßt bestens grüßen, ist aber übrigens von Ihren Briefen nicht ganz befriedigt. Er wünscht öftere und nähere Nachrichten, Sie möchten ihm doch auch Ihre jetzige Addresse melden. Mit seiner Gesundheit geht es wieder recht gut. – In meinem [Hause] herrscht, wie sie wissen, seit [3] sechs Wochen das Krankseyn: meine Frau hat ein schlimmes Nervenfieber gehabt und ihre Genesung geht nur langsam vorwärts. Ich bin gesund, auch mein Bruder und Mad. Veit haben sich meistens leidlich wohl befunden. – Friedrich arbeitet fleißig an der Fortsetzung der Lucinde.
Melden Sie mir doch ja was Sie von der Wirkung des letzten Athenäum Stücks erfahren.
Ich bin begierig ob Ihnen die Redaktoren der ALZ noch eine Schrift meines Bruders zu recensiren gegeben haben. Vermuthlich sind sie jetzt wieder sehr böse auf ihn.
Empfehlen Sie mich bestens Ihrer Frau Gemahlin, und leben Sie recht wohl.
Ihr
A. W. Schlegel
[4] [Adresse:] An Herrn Bernhardi in Berlin
  • Schlegel, August Wilhelm von  Empfehlung  danken  Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks
  • Schlegel, August Wilhelm von  positiv bewerten  Bernhardi, August Ferdinand: (Aufsatz)
  • Schlegel, August Wilhelm von  Literarische Partei  Jenisch, Daniel
  • Schlegel, August Wilhelm von  Literarische Partei  Merkel, Garlieb Helwig
  • Schlegel, August Wilhelm von  Literarische Partei  Voß, Johann Heinrich
  • Schlegel, August Wilhelm von  Bewertung  erbitten  Schlegel, August Wilhelm von: Wettgesang dreier Poeten
  • Schlegel, August Wilhelm von  Bewertung  erbitten  Schlegel, August Wilhelm von: An Garlieb (Helwig) Merkel
  • Schlegel, August Wilhelm von  Zusammenarbeit  anbieten  Bernhardi, August Ferdinand
  • Schlegel, August Wilhelm von  Erscheinen  erwarten  Bernhardi, August Ferdinand: Sprachlehre
  • Schlegel, August Wilhelm von  negativ bewerten  Frölich, Heinrich
  • Schlegel, August Wilhelm von  beilegen  Schlegel, August Wilhelm von: Gedichte
  • Tieck, Ludwig  Rezensionswunsch  Schlegel, August Wilhelm von: Gedichte
  • Schlegel, August Wilhelm von  Rezensionswunsch  vermitteln lassen  Bernhardi, August Ferdinand
  • Schlegel, August Wilhelm von  Rezensionswunsch  Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks
  • Schlegel, August Wilhelm von  Arbeitsbericht  Schlegel, Friedrich von: Lucinde
  • Schlegel, August Wilhelm von  Resonanz  erfragen  Athenaeum
  • Schlegel, August Wilhelm von  Zusammenarbeit  erfragen  Allgemeine Literatur-Zeitung (bis 1803: Jena; ab 1803: Halle)
  • Schlegel, August Wilhelm von  grüßen lassen  Bernhardi, August Ferdinand
  • Schlegel, August Wilhelm von  grüßen  Bernhardi, Sophie
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 11. April 1800
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Recipient: August Ferdinand Bernhardi ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 108‒109.
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37100
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.1,Nr.6
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,5 x 11,5 cm
Language
  • German

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