[Jena, Ende April 1791.]
Bester Erhard,
Ich hätte Sie gern hier erwartet um Ihnen ein Lebewol zu sagen, da wir einander wol so bald nicht wiedersehn werden. Aber mich ruft ein unerbittliches Verhängniß. Mit äußerst freudigen Herzen würd ich es thun, wenn ich versichert wäre, daß wir uns als zwey neue Cookes, von denen der eine nach Westen, der andre nach Osten aus gesegelt wäre, triumphirend mit neuen Entdeckungen und verehrt von unkultivirtern Menschen als Stifter ihrer Cultur und Aufklärung wie Könige des Ozeans auf unsrer Weltumseglung begegneten, traulich einander die Hände böten und den Bund ewiger Freundschaft erneuerten: aber leider ist diese Aussicht mir vielleicht von meinem Genius und der Göttin des Uebermaßes versagt, da sie hingegen ihnen die Genien der Kraft und Weisheit eröffnen:
Du knüpfest zwischen Nationen
Aus noch getrennten, fernen Zonen
Ein heiliges, geweihtes Band,
Und in des Schicksals hoher Weihe
Wird in der kleinen Lieblings Reihe
Dein Name einstens mitgenannt.
Verschmähe dann doch an dem Ziele
Wo Himmelsruh und Frühlingskühle
Dir dein errungner Lorbeer beut
Nicht jenen kleinen Kranz von Myrten
Den aus dem Kreise froher Hirten
Ein Sänger und dein Freund dir weiht.
Sie verzeihn; eine kleine poëtische Wuth riß mich hin dies Ihnen in Versen zu sagen. Erhöhtes warmes Gefühl wird in solchen Reimfixen Seelen leicht zum Gedicht. Aber ich radotire Ihnen hier vor, wo ich einfach Abschied nehmen sollte. Doch Sie kennen das leichte Völckchen zu dem ich mich so gern rechnen möchte und sind großmüthig. Leben Sie wol, reisen Sie glücklich und wollen Sie einmal wieder lachen (vide Horatius epist 4.) so besuchen Sie in mir den langbeinichten, schmalen Sybariten Fridrich von Hardenberg de grege musarum.
Bester Erhard,
Ich hätte Sie gern hier erwartet um Ihnen ein Lebewol zu sagen, da wir einander wol so bald nicht wiedersehn werden. Aber mich ruft ein unerbittliches Verhängniß. Mit äußerst freudigen Herzen würd ich es thun, wenn ich versichert wäre, daß wir uns als zwey neue Cookes, von denen der eine nach Westen, der andre nach Osten aus gesegelt wäre, triumphirend mit neuen Entdeckungen und verehrt von unkultivirtern Menschen als Stifter ihrer Cultur und Aufklärung wie Könige des Ozeans auf unsrer Weltumseglung begegneten, traulich einander die Hände böten und den Bund ewiger Freundschaft erneuerten: aber leider ist diese Aussicht mir vielleicht von meinem Genius und der Göttin des Uebermaßes versagt, da sie hingegen ihnen die Genien der Kraft und Weisheit eröffnen:
Du knüpfest zwischen Nationen
Aus noch getrennten, fernen Zonen
Ein heiliges, geweihtes Band,
Und in des Schicksals hoher Weihe
Wird in der kleinen Lieblings Reihe
Dein Name einstens mitgenannt.
Verschmähe dann doch an dem Ziele
Wo Himmelsruh und Frühlingskühle
Dir dein errungner Lorbeer beut
Nicht jenen kleinen Kranz von Myrten
Den aus dem Kreise froher Hirten
Ein Sänger und dein Freund dir weiht.
Sie verzeihn; eine kleine poëtische Wuth riß mich hin dies Ihnen in Versen zu sagen. Erhöhtes warmes Gefühl wird in solchen Reimfixen Seelen leicht zum Gedicht. Aber ich radotire Ihnen hier vor, wo ich einfach Abschied nehmen sollte. Doch Sie kennen das leichte Völckchen zu dem ich mich so gern rechnen möchte und sind großmüthig. Leben Sie wol, reisen Sie glücklich und wollen Sie einmal wieder lachen (vide Horatius epist 4.) so besuchen Sie in mir den langbeinichten, schmalen Sybariten Fridrich von Hardenberg de grege musarum.