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Novalis to Caroline Just TEI-Logo

[Grüningen, Juni (?) 1795]
Kommen Sie denn gewiß, liebe Justen, auf den Sonntag zu uns. Sophie begreift sie nicht, daß sie so lange wegbleiben. Eben kuckt Sie mir über die Schulter und sagt mir, daß ich Ihnen schreiben soll, das Garn wäre fertig, und Sie könnten es mitnehmen, dahingegen sollten Sie hübsch die Farbe mitbringen, die sie versprochen hätten und das geliehene Kochbuch, weil Sie es brauchte. Auch soll ich Sie noch tüchtig auszanken, daß Sie uns neulich haben so warten lassen. Selmnitzens lassen Sie grüßen. Meine kleine Sophie hört, daß ich an sie schreibe; und bittet, daß Sie doch den Filz mitbringen. Grüßen Sie den großen Fritz und weisen Sie meinen Brief nicht. Er mag auch an Sophieen schreiben. Mit den Weibern läßt sich besser fertig werden. Blumenkohl und Spargel sollen Sie auf den Sonntag bey mir essen, der Sie neidisch machen wird. Nehmen Sie nicht übel – das Essen steht auf dem Tische – Sophie brummt – und meine Finger thun mir schon weh – Unsereins kommt nicht viel ans Schreiben. Adieu, auf den Sonntag Mehr.
Hardenberg.
Fragment aus einem Briefe.
Nun kommt das beste Stück aus meiner Reise. Wie ich durch Jena gieng, hört ich zufällig, daß Hardenberg nur 2 Stunden davon wohne. Ich hatte nichts zu versäumen und war begierig Hardenbergs Haushaltung zu sehn. Den Fixirt zu sehn – glaubt ich nie. Ich kam hin – frug im Hause nach ihn. Ein sehr einfachgekleidetes, wunderschönes Mädchen führte mich hinauf und bat mich zu warten. Ich hatte nicht Zeit mich umzusehn, als er schon in die Thüre trat. Ich konnte mich nicht halten, als ich den Ausdruck seines Gesichts sah. ich fiel ihm um den Hals und nannte mich. Er freute sich herzlich und ich war für Ueberraschung stumm. 8 Tage hab ich bey ihm gelebt – Sein Haus ist das Glücklichste, was ich je sah. Eine Menge Menschen hab ich bey ihm kennen gelernt – die eine Gallerie der besten Menschen ausmachen, von denen ich je hörte. Die ich für ein Mädchen hielt, ist seine Frau. Was Grazie, und Sittlichkeit interressantes haben, Einfachheit und Mannichfaltigkeit, Ordnung und Thätigkeit, Liebe und Humanitaet, Natur und Delicatesse, Kunst und Geschmack – alles dis hat die wunderthätige Hand dieses Weibes vereinigt – Aber Sie, Ihre Freundinnen und Schwestern und die Männer machen ein Ganzes aus, dessen wahren Werth nur Verstand und Gefühl faßt. Eine liebenswürdige Frau, die nur unter dem Namen Caroline dort bekannt ist, zeichne ich noch vorzüglich aus – weil die ganze Familie Sie, als die Stifterin Ihres Glücks auf den Händen trägt. Den Abend vergeß ich nicht, wo Sie mir die Geschichte ihres Zusammenfindens erzählten, die Geschichte Ihrer Liebe und Freundschaften. Soviel vermag Gefühl, Verstand und fester Willen. Ich möchte ewig unter diesen Menschen leben – Es ist eine Sehnsucht in mir rege geworden, die ich Dir nicht beschreiben kann.
Unsern wechselseitigen Verwandten und Freunden machen wir hierdurch unsre Verbindung am 19ten März dieses Jahrs bekannt und versichern uns im voraus ihrer freundschaftlichsten Theilnahme. Schlöben: am 25sten März. 1798.
Fridrich von Hardenberg und Sophie von Hardenberg geb. v. Kühn.
Von Endesbenannten wird eine Person gesucht, die, bereits in gewissen Jahren, Erfahrung und Treue zum Warten kleiner Kinder in sich vereinigt.
v. Hardenberg
Schlöben, bey Jena.
Praxis des häuslichen Glücks, von Sophie von Rockenthien geb. Schaller in der Hardenbergischen Buchhandlung.
Liebhaber von interressanten Gemählden können eine Suite von Familienscenen hier in Augenschein nehmen. Die Künstlerinn ist zu berühmt in diesem Fach, als daß sie einer Empfehlung bedürfte. Viele ziehn sie der Angelika Kauffmann wegen des lebendigern, wärmern Kolorits vor. Grüningen.
Es ist eine Schachtel mit Kinderanzug sign. S. v. H. zwischen Tennstedt und Schloeben verloren gegangen. Der ehrliche Finder beliebe sich an leztern Orte zu melden und wird mit einem Douceur von 2 Fridrichsd’or wol zufrieden seyn.
v. Hardenberg.
Metadata Concerning Header
  • Date: [Juni (?) 1795]
  • Sender: Novalis ·
  • Recipient: Caroline Just
  • Place of Dispatch: Grüningen (Greußen) · ·
  • Place of Destination: Tennstedt ·
Printed Text
  • Bibliography: Novalis: Schriften. Tagebücher, Briefwechsel, Zeitgenössische Zeugnisse. Hg. v. Richard Samuel, Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. Bd. 4. Stuttgart u.a. 1975, S. 150‒152.
Manuscript
  • Provider: Freies Deutsches Hochstift
  • Classification Number: FDH Nr. 11856
Language
  • German

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