Weißenfels, den 24 Aug[ust] [1796]. [Mittwoch]
Nicht wahr, liebe Thümmeln, ein wenig spät? Sie wissen ich hätte Ihren lieben, durchaus schönen Brief gewiß eher beantwortet, wenn ich Zeit gehabt hätte. Auch jezt ist diese kurz – aber Sie sollen doch wissen, was Söffchen macht und wissen, daß ich Sie grenzenlos schätze – 30 Die Mutter ist jezt in Grüningen und Karoline [da]für in Jena. In 14 Tagen denkt Starke seine Patientin entlassen zu können. Es war doch eine zweyte Incision nöthig – aber mit ihr hofft auch Starke den Faden der Kranckheit durchschnitten zu haben. Unsre Sofie beträgt sich trefflich. Sie ist immer heiter und tröstend. Ich liebe Sie fast mehr Ihrer Kranckheit wegen. Meine Eltern waren ganz außer sich über Söffchens Kranckheit und mein Vater denkt ernstlich darauf Sie zu besuchen. Er trug mir auf Ihnen Schlöben zum Aufenthalt anzubieten und scheint ängstlicher über den Ausgang zu seyn, als ich. Mir steht der Glaube an ihre Genesung zu fest – Er ist mit meiner irdischen Existenz innig verwebt und fußt auf einen Blick, der wol nicht trügt. Es ist jezt alles in Wirbel bey uns gewesen. Der Kurfürst hat herkommen wollen – die Truppenmärsche – der nahe Feind – alles verbreitete Unruhe. Nur gut, daß das Kontingent bald kam. Mein Bruder [Karl] ist Adjutant bey Zeschwitz. Er und Mandelsloh haben uns besuchen wollen – Jezt scheinen Sie sich aber ohnedem uns nähern zu wollen – da das Kontingent tiefer herein rückt. Moritz Mandelsloh hat nebst einigen andern den Heinrichsorden. Erasmus ist hier gewesen und legt sich Ihnen zu Füßen. Nun, auf Michailis denk ich, wollen wir uns alle umarmen und des überstandenen Trübsals vergessen. Schreiben Sie mir bald, liebenswürdige Frau; Ihre Briefe befriedigen Geschmack, Geist und Herz zugleich – Sie gewähren mir einen unaussprechlich süßen Genuß und haben bleibenden Werth für [mich].
Leben sie wohl.
Ihr
Freund
Hardenberg.
Nicht wahr, liebe Thümmeln, ein wenig spät? Sie wissen ich hätte Ihren lieben, durchaus schönen Brief gewiß eher beantwortet, wenn ich Zeit gehabt hätte. Auch jezt ist diese kurz – aber Sie sollen doch wissen, was Söffchen macht und wissen, daß ich Sie grenzenlos schätze – 30 Die Mutter ist jezt in Grüningen und Karoline [da]für in Jena. In 14 Tagen denkt Starke seine Patientin entlassen zu können. Es war doch eine zweyte Incision nöthig – aber mit ihr hofft auch Starke den Faden der Kranckheit durchschnitten zu haben. Unsre Sofie beträgt sich trefflich. Sie ist immer heiter und tröstend. Ich liebe Sie fast mehr Ihrer Kranckheit wegen. Meine Eltern waren ganz außer sich über Söffchens Kranckheit und mein Vater denkt ernstlich darauf Sie zu besuchen. Er trug mir auf Ihnen Schlöben zum Aufenthalt anzubieten und scheint ängstlicher über den Ausgang zu seyn, als ich. Mir steht der Glaube an ihre Genesung zu fest – Er ist mit meiner irdischen Existenz innig verwebt und fußt auf einen Blick, der wol nicht trügt. Es ist jezt alles in Wirbel bey uns gewesen. Der Kurfürst hat herkommen wollen – die Truppenmärsche – der nahe Feind – alles verbreitete Unruhe. Nur gut, daß das Kontingent bald kam. Mein Bruder [Karl] ist Adjutant bey Zeschwitz. Er und Mandelsloh haben uns besuchen wollen – Jezt scheinen Sie sich aber ohnedem uns nähern zu wollen – da das Kontingent tiefer herein rückt. Moritz Mandelsloh hat nebst einigen andern den Heinrichsorden. Erasmus ist hier gewesen und legt sich Ihnen zu Füßen. Nun, auf Michailis denk ich, wollen wir uns alle umarmen und des überstandenen Trübsals vergessen. Schreiben Sie mir bald, liebenswürdige Frau; Ihre Briefe befriedigen Geschmack, Geist und Herz zugleich – Sie gewähren mir einen unaussprechlich süßen Genuß und haben bleibenden Werth für [mich].
Leben sie wohl.
Ihr
Freund
Hardenberg.