W[eißenfels]. D[en] 20ten Jänner 1797. [Freitag]
Du wirst bereits aus Karls Briefe wissen, warum ich in dieser häßlichen Zeit nicht schreiben konnte. Dieser Unfall hatte seine Zeit schlecht genug für mich gewählt. Die wenigen Tage, die ich in Gr[üningen] sein konnte, wurden mir durch Schmerzen und Fieber verdorben. Bei meiner Zurückkunft erhielt ich die Nachricht von Dir, durch Cottas Brief, welches die einzige ist, die ich außer Deinem Briefe von Zillbach erhalten habe. Von einem Briefe, worin Du meine Hinkunft in Langermanns Begleitung gewünscht, weiß ich nichts. Sicher wär ich gekommen, auch außerdem, wenn die Hand nicht war. Eine andre Nachricht bekam ich aus einer sonderbaren Quelle. Karl war in Merseburg gewesen und brachte mir von dem dort anwesenden Domherrn Wilke einen Brief der geraischen Tante an mich mit, worin sie mich um Nachricht von Dich bat und zugleich mir einen Brief der Frau von Wechmar aus Meiningen an die Wilken beilegte. In diesem Briefe erkundigte sich die Frau von Wechmar bei der Wilken, ob der in Zillbach krank gewordene junge Hardenberg ein Sohn vom Salinendirekter sei, wobei sie sich zu allen Dienstleistungen offerierte und dasselbe im Namen des Kammerherrn von Wechmar zu Roßdorf versicherte, der sich erbot, Dich nach Roßdorf zu nehmen und für Dich bestmöglichst zu sorgen. Du glaubst leicht, wie sehr mich dieses brave Benehmen freute – ich habe der Tante beruhigend geantwortet und ihr sogleich die erste Nachricht versprochen. Du wirst gewiß der Wechmarschen Familie und der Tante Dank wissen und hast nun die beste Gelegenheit, diese schätzbare Familie kennenzulernen. Die Mutter hat erst Deinen Brief zu sehn gekriegt, welches auch sehr gut war, da sie auch jetzt noch sehr betroffen war und ein paar Tage sehr niedergeschlagen umherging. Mir war gleich bei der ersten Nachricht am bängsten für den indirecten Folgen, für den Folgen, die durch das Medium Deiner Phantasie gehn. Mir war angst, daß Du nun mehr noch viel mehr von der Hypochondrie leiden und Dich unaufhörlich ängstigen würdest. Karl war von Hieke sehr durch das Beispiel des Amtmanns Haenels in Pegau beruhigt worden. Haenel hat sechs Kannen Blut einigemal verloren und ist doch glücklich hergestellt worden – überhaupt hat Hieke die Folgen eines aus solchen Ursachen herrührenden Blutauswurfs nicht so bedeutend gehalten. Hauptsächlich wünsche ich Dir kaltes Blut und Gelassenheit. Mit Schonung und Gemütsruhe scheint mir Deine Kur am leichtesten zu bewirken zu sein. Dein Brief hat mich in der Hinsicht mit guten Hoffnungen erfüllt. Er ist recht vernünftig und ruhig geschrieben. Motzens Gesellschaft ist mir sehr lieb für Dich. Sollte Deine Besserung langsamer gehn, als wir glauben, so komm ich sicher hin.
In Grüningen fand ich S[ophie] auf gutem Wege. Langermann war noch da, er hat mir viel Trost gegeben. Die Wunde heilt sehr gut, das Fieber ist schwach und setzt zuweilen aus – der Auswurf eher vermindert, sowie der Husten – der Schlaf gut und sehr anhaltend, denn sie schläft auch einen großen Teil des Tags. Schweiße hat sie gar nicht – die Kräfte nehmen zu; das Aussehen bessert sich – die Füße sind vollkommen geheilt. Das Frühjahr und die Eselsmilch müssen die letzte Hand anlegen. Der Hauptmann war sehr vergnügt und alles sonst wohlauf, Jägers Eroberung hast Du ganz gemacht. Die Mutter, Mandelsloh, Karolinchen und selbst Söphchen scheinen mir aber etwas pikiert gegen Dich – Du hast zu lange aus einem Tone gesungen und hast den Vater mit hineingemischt, welches man am meisten empfunden hat. Der Onkel ist recht artig – Er hat in Gera viel zum Lobe S[ophiens] gehört – ihr Bild hat ihm sehr gefallen und er ist wenigstens eine Note tiefer. – Er wird und muß schon mehr fallen. Der Alte ist jetzt sehr übler Laune. Du weißt, daß ihn alles mürrisch macht; so hat ihn auch Deine Krankheit sehr verstimmt. Von mir sag ich nichts, denn das siehst Du selbst, in welcher Schule ich bin. Der Alte und ich denken und handeln gar zu überzwerch, und da mir das Dulden ist, so bin ichs freilich zuweilen recht satt. S[ophiens] Krankheit, die Deinige, die Anwesenheit des Onkels, Aussichten auf die Zukunft kommen zu diesen verdrießlichen Verhältnissen dazu, da ist denn freilich ächter guter Muth theuer. Indeß jede Wolke verzieht sich wieder, und das wollen wir zusammen beherzigen. Deinen von Gr[üningen] aus an Karlen geschriebenen Brief hatte der Hauptmann liegen lassen – ich bin also zufällig dazu gekommen – Deine Besorgnisse für Söphchen sind gottlob jetzt nicht mehr gegründet – Das Geld kannst Du jetzt vielleicht mit einrechnen; sonst müßt ich oder Karl es borgen, und das ist freilich jetzt schwer, da wir noch nicht einmal die nötigen 300 Taler haben. Der Onkel und der Vater klagen zwar, wie immer [. . .]
Du wirst bereits aus Karls Briefe wissen, warum ich in dieser häßlichen Zeit nicht schreiben konnte. Dieser Unfall hatte seine Zeit schlecht genug für mich gewählt. Die wenigen Tage, die ich in Gr[üningen] sein konnte, wurden mir durch Schmerzen und Fieber verdorben. Bei meiner Zurückkunft erhielt ich die Nachricht von Dir, durch Cottas Brief, welches die einzige ist, die ich außer Deinem Briefe von Zillbach erhalten habe. Von einem Briefe, worin Du meine Hinkunft in Langermanns Begleitung gewünscht, weiß ich nichts. Sicher wär ich gekommen, auch außerdem, wenn die Hand nicht war. Eine andre Nachricht bekam ich aus einer sonderbaren Quelle. Karl war in Merseburg gewesen und brachte mir von dem dort anwesenden Domherrn Wilke einen Brief der geraischen Tante an mich mit, worin sie mich um Nachricht von Dich bat und zugleich mir einen Brief der Frau von Wechmar aus Meiningen an die Wilken beilegte. In diesem Briefe erkundigte sich die Frau von Wechmar bei der Wilken, ob der in Zillbach krank gewordene junge Hardenberg ein Sohn vom Salinendirekter sei, wobei sie sich zu allen Dienstleistungen offerierte und dasselbe im Namen des Kammerherrn von Wechmar zu Roßdorf versicherte, der sich erbot, Dich nach Roßdorf zu nehmen und für Dich bestmöglichst zu sorgen. Du glaubst leicht, wie sehr mich dieses brave Benehmen freute – ich habe der Tante beruhigend geantwortet und ihr sogleich die erste Nachricht versprochen. Du wirst gewiß der Wechmarschen Familie und der Tante Dank wissen und hast nun die beste Gelegenheit, diese schätzbare Familie kennenzulernen. Die Mutter hat erst Deinen Brief zu sehn gekriegt, welches auch sehr gut war, da sie auch jetzt noch sehr betroffen war und ein paar Tage sehr niedergeschlagen umherging. Mir war gleich bei der ersten Nachricht am bängsten für den indirecten Folgen, für den Folgen, die durch das Medium Deiner Phantasie gehn. Mir war angst, daß Du nun mehr noch viel mehr von der Hypochondrie leiden und Dich unaufhörlich ängstigen würdest. Karl war von Hieke sehr durch das Beispiel des Amtmanns Haenels in Pegau beruhigt worden. Haenel hat sechs Kannen Blut einigemal verloren und ist doch glücklich hergestellt worden – überhaupt hat Hieke die Folgen eines aus solchen Ursachen herrührenden Blutauswurfs nicht so bedeutend gehalten. Hauptsächlich wünsche ich Dir kaltes Blut und Gelassenheit. Mit Schonung und Gemütsruhe scheint mir Deine Kur am leichtesten zu bewirken zu sein. Dein Brief hat mich in der Hinsicht mit guten Hoffnungen erfüllt. Er ist recht vernünftig und ruhig geschrieben. Motzens Gesellschaft ist mir sehr lieb für Dich. Sollte Deine Besserung langsamer gehn, als wir glauben, so komm ich sicher hin.
In Grüningen fand ich S[ophie] auf gutem Wege. Langermann war noch da, er hat mir viel Trost gegeben. Die Wunde heilt sehr gut, das Fieber ist schwach und setzt zuweilen aus – der Auswurf eher vermindert, sowie der Husten – der Schlaf gut und sehr anhaltend, denn sie schläft auch einen großen Teil des Tags. Schweiße hat sie gar nicht – die Kräfte nehmen zu; das Aussehen bessert sich – die Füße sind vollkommen geheilt. Das Frühjahr und die Eselsmilch müssen die letzte Hand anlegen. Der Hauptmann war sehr vergnügt und alles sonst wohlauf, Jägers Eroberung hast Du ganz gemacht. Die Mutter, Mandelsloh, Karolinchen und selbst Söphchen scheinen mir aber etwas pikiert gegen Dich – Du hast zu lange aus einem Tone gesungen und hast den Vater mit hineingemischt, welches man am meisten empfunden hat. Der Onkel ist recht artig – Er hat in Gera viel zum Lobe S[ophiens] gehört – ihr Bild hat ihm sehr gefallen und er ist wenigstens eine Note tiefer. – Er wird und muß schon mehr fallen. Der Alte ist jetzt sehr übler Laune. Du weißt, daß ihn alles mürrisch macht; so hat ihn auch Deine Krankheit sehr verstimmt. Von mir sag ich nichts, denn das siehst Du selbst, in welcher Schule ich bin. Der Alte und ich denken und handeln gar zu überzwerch, und da mir das Dulden ist, so bin ichs freilich zuweilen recht satt. S[ophiens] Krankheit, die Deinige, die Anwesenheit des Onkels, Aussichten auf die Zukunft kommen zu diesen verdrießlichen Verhältnissen dazu, da ist denn freilich ächter guter Muth theuer. Indeß jede Wolke verzieht sich wieder, und das wollen wir zusammen beherzigen. Deinen von Gr[üningen] aus an Karlen geschriebenen Brief hatte der Hauptmann liegen lassen – ich bin also zufällig dazu gekommen – Deine Besorgnisse für Söphchen sind gottlob jetzt nicht mehr gegründet – Das Geld kannst Du jetzt vielleicht mit einrechnen; sonst müßt ich oder Karl es borgen, und das ist freilich jetzt schwer, da wir noch nicht einmal die nötigen 300 Taler haben. Der Onkel und der Vater klagen zwar, wie immer [. . .]