Freyberg: den 1sten September. 1798. [Sonnabend]
Deine Briefe habe ich nebst dem Paquet richtig erhalten. Ich habe euch sehr wegen des unangenehmen Reisewetters bedauert. Wir haben seit 8 Tagen wahrhaftes Novemberwetter – viele Menschen leiden darunter und ich wundere mich nicht, daß Du in unserm Hause Krancke getroffen hast. Die Anzahl ist nur ein wenig stark gewesen. Die arme Mutter beklag ich sehr. Karl hat sich auch nicht wohl befunden. Wenn euch nur das Bad die gewünschten Dienste leistet. Ich befinde mich ziemlich wohl. Mit dem Pferde hast Du mir einen unschätzbaren Gefallen gethan. Diese Bewegung scheint mir sehr gut zu bekommen. Meine Anfälle sind seltner und schwächer. Am Sonntage bin ich in Dresden gewesen. Pohlen hab ich nicht besucht, weil ich Deinen Brief noch nicht hatte, woraus ich erst wahrnahm, daß Du nicht mit ihm gesprochen hast. Ich hoffe ihn nicht weiter nöthig zu haben. Sollte ja, wider Vermuthen, die Reitzbarkeit jener Theile sich eher vermehren, als vermindern, so komm ich auf Michaëlis einige Tage zu euch und consultire Starcken. Zum Pyrmonter hab ich keine Lust – Wenn Du kannst, so bestell ihn nur wieder ab. Für das Pferd dank ich Dir herzlich, denn schon der Glaube an die Heilsamkeit des Reitens ist mir zuträglich. Schon einigemal hab ich den Zufall durch das Reiten beynah ganz aufgehoben. Mit Miltitz hab ich noch nicht wegen des Reitzeugs sprechen können. Ich denke einen Sonnabend Abend einmal hinüber zu reiten und alles mit ihm zu verabreden. Der Kammerherr [von Heynitz] ist gestern wiedergekommen – noch hab ich ihn nicht gesprochen – Er soll in Tröschkau [Dröschkau] wieder bettlägerig gewesen seyn. Charpentier hat, seiner längern Abwesenheit wegen, die Reise nach Schlesien aufgeben müssen. Wagner sen. wollte neulich mit mir herüber reiten – das Wetter war aber gar zu schlecht. Ich habe einen Abend bey Manteuf[f]eln zugebracht. Die Rekke war da – Sie hat mir sehr misfallen, ohnerachtet sie artig genug war. In Karolinen ist alle Welt verliebt – Charpentiers, die Manteuf[f]eln und die Bekkern, bey der ich den ersten Abend sehr vergnügt mit der Ernsten und Schlegels zugebracht habe. Wir haben die Antiken bey Fakkeln gesehn, und hatten zur Belustigung den litterairischen Harlekin Boett[i]ger aus Weimar bey uns. Die Bekkern wird Carolinen ihre unangenehmen Fata bey der Rückreise erzählt haben – Sie kränckelt noch daran. Koerner ist nun geheimer Referendar. Ferber Sen. und jun. sind mir begegnet, aber es war nicht gelegentlich sie anzureden. Funk und Mandelsloh, den Husar, hab ich besucht – Sie sind auf Commando in Pillnitz. Funk ist zu meiner Freude wieder recht wohl und scheint völlig hergestellt. Von Herbert hab ich durch die kleine Jüdin gehört, daß er den am Sonnabend nach unsrer Abreise erwarteten Brief nicht erhalten und sogleich nach Karlsbad gereißt sey. Für Karolinens Chronik hab ich noch folgende Nachricht gesammelt: Soubof ist sterblich in die älteste Princeß verliebt – der Herzog kann ihn aber nicht ausstehn und giebt ihm den Verlust seines Herzogthums schuld. Wie sich Franke und Kirchner aufführen bin ich neugierig zu wissen. Für Stunden und allerhand Gefälligkeiten war ich willens Franken noch 3 Species zu geben, und Kirchnern für einigen Unterricht im Situationszeichnen eben so viel. Du wirst vielleicht die Güte haben dieses Geld beyden dort zu geben. Es hängt jezt von Dir ab, wenn Du mir das Geld für Lampadius, Lempe und D’aubuisson schicken willst. Mit Werner hat es noch Zeit.
Lampadius – 100 rch.
Lempe – 20 –
D’Aubuisson – 18 –
–––––––––
d. i. 138 rch.
D’Aubuisson bin ich bis jezt 12 Wochen schuldig. Ich kann nicht gut ihm die 6 Wochen abziehn, da ich entfernt war, besonders, da er es nicht einmal praetendirt. Von ihm lern ich eigentlich Mathem[atik] – und das Geld an Lempe ist weggeworfen. Ich lerne nichts bey ihm. Er giebt sich nicht die mindeste Mühe seine Zuhörer wircklich weiter zu bringen. Er ließt äußerst unangenehm – läuft was er kann und ist froh, wenn er nur sagen kann, ich habe gelesen. Werner und Lampadius sind darinn besser. Bey Erstern glaub ich in großer Gunst zu stehn, weil ich in seine Lieblingsideen entrire und auf seine Verdienste um die Wissenschaft lebhaft appuyire. Aus Tennstedt hab ich unangenehme Nachrichten erhalten. Karolinchen Just läuft Gefahr die Lungensucht zu bekommen. Sie hat 12 Blutstürze in 4 Wochen gehabt. Sie scheint zu reconvalesciren, aber sehr langsam, und nicht ohne Besorgniß von Recidiven.
Voigt ist ein Narr – und ich will ihn schon abfertigen. Seine Bücher hat er seit 2 Jahren wieder – ich errinnere mich kaum an die Kleinigkeit. Er hat mich seitdem ja mehreremal gesehn und was es nur für Bücher waren?! Es war eine kleine Brochüre und ich brachte sie bey meiner nächsten Zurückkunft wieder. Ich kenne schon diese interressirte – Canaille, mit Deiner Erlaubniß. Mich ärgert gerade so ein Zug am meisten. Die Salzversuche werden jezt angestellt werden. Von ihnen, sowie von einem Versuch des Prof. Lampadius die Gewinnung des Glaubersalzes betr. künftig mehr. Empfiehl mich allen aufs zärtlichste.
Dein unterth[äniger] Sohn F v Hardenberg.
Deine Briefe habe ich nebst dem Paquet richtig erhalten. Ich habe euch sehr wegen des unangenehmen Reisewetters bedauert. Wir haben seit 8 Tagen wahrhaftes Novemberwetter – viele Menschen leiden darunter und ich wundere mich nicht, daß Du in unserm Hause Krancke getroffen hast. Die Anzahl ist nur ein wenig stark gewesen. Die arme Mutter beklag ich sehr. Karl hat sich auch nicht wohl befunden. Wenn euch nur das Bad die gewünschten Dienste leistet. Ich befinde mich ziemlich wohl. Mit dem Pferde hast Du mir einen unschätzbaren Gefallen gethan. Diese Bewegung scheint mir sehr gut zu bekommen. Meine Anfälle sind seltner und schwächer. Am Sonntage bin ich in Dresden gewesen. Pohlen hab ich nicht besucht, weil ich Deinen Brief noch nicht hatte, woraus ich erst wahrnahm, daß Du nicht mit ihm gesprochen hast. Ich hoffe ihn nicht weiter nöthig zu haben. Sollte ja, wider Vermuthen, die Reitzbarkeit jener Theile sich eher vermehren, als vermindern, so komm ich auf Michaëlis einige Tage zu euch und consultire Starcken. Zum Pyrmonter hab ich keine Lust – Wenn Du kannst, so bestell ihn nur wieder ab. Für das Pferd dank ich Dir herzlich, denn schon der Glaube an die Heilsamkeit des Reitens ist mir zuträglich. Schon einigemal hab ich den Zufall durch das Reiten beynah ganz aufgehoben. Mit Miltitz hab ich noch nicht wegen des Reitzeugs sprechen können. Ich denke einen Sonnabend Abend einmal hinüber zu reiten und alles mit ihm zu verabreden. Der Kammerherr [von Heynitz] ist gestern wiedergekommen – noch hab ich ihn nicht gesprochen – Er soll in Tröschkau [Dröschkau] wieder bettlägerig gewesen seyn. Charpentier hat, seiner längern Abwesenheit wegen, die Reise nach Schlesien aufgeben müssen. Wagner sen. wollte neulich mit mir herüber reiten – das Wetter war aber gar zu schlecht. Ich habe einen Abend bey Manteuf[f]eln zugebracht. Die Rekke war da – Sie hat mir sehr misfallen, ohnerachtet sie artig genug war. In Karolinen ist alle Welt verliebt – Charpentiers, die Manteuf[f]eln und die Bekkern, bey der ich den ersten Abend sehr vergnügt mit der Ernsten und Schlegels zugebracht habe. Wir haben die Antiken bey Fakkeln gesehn, und hatten zur Belustigung den litterairischen Harlekin Boett[i]ger aus Weimar bey uns. Die Bekkern wird Carolinen ihre unangenehmen Fata bey der Rückreise erzählt haben – Sie kränckelt noch daran. Koerner ist nun geheimer Referendar. Ferber Sen. und jun. sind mir begegnet, aber es war nicht gelegentlich sie anzureden. Funk und Mandelsloh, den Husar, hab ich besucht – Sie sind auf Commando in Pillnitz. Funk ist zu meiner Freude wieder recht wohl und scheint völlig hergestellt. Von Herbert hab ich durch die kleine Jüdin gehört, daß er den am Sonnabend nach unsrer Abreise erwarteten Brief nicht erhalten und sogleich nach Karlsbad gereißt sey. Für Karolinens Chronik hab ich noch folgende Nachricht gesammelt: Soubof ist sterblich in die älteste Princeß verliebt – der Herzog kann ihn aber nicht ausstehn und giebt ihm den Verlust seines Herzogthums schuld. Wie sich Franke und Kirchner aufführen bin ich neugierig zu wissen. Für Stunden und allerhand Gefälligkeiten war ich willens Franken noch 3 Species zu geben, und Kirchnern für einigen Unterricht im Situationszeichnen eben so viel. Du wirst vielleicht die Güte haben dieses Geld beyden dort zu geben. Es hängt jezt von Dir ab, wenn Du mir das Geld für Lampadius, Lempe und D’aubuisson schicken willst. Mit Werner hat es noch Zeit.
Lampadius – 100 rch.
Lempe – 20 –
D’Aubuisson – 18 –
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d. i. 138 rch.
D’Aubuisson bin ich bis jezt 12 Wochen schuldig. Ich kann nicht gut ihm die 6 Wochen abziehn, da ich entfernt war, besonders, da er es nicht einmal praetendirt. Von ihm lern ich eigentlich Mathem[atik] – und das Geld an Lempe ist weggeworfen. Ich lerne nichts bey ihm. Er giebt sich nicht die mindeste Mühe seine Zuhörer wircklich weiter zu bringen. Er ließt äußerst unangenehm – läuft was er kann und ist froh, wenn er nur sagen kann, ich habe gelesen. Werner und Lampadius sind darinn besser. Bey Erstern glaub ich in großer Gunst zu stehn, weil ich in seine Lieblingsideen entrire und auf seine Verdienste um die Wissenschaft lebhaft appuyire. Aus Tennstedt hab ich unangenehme Nachrichten erhalten. Karolinchen Just läuft Gefahr die Lungensucht zu bekommen. Sie hat 12 Blutstürze in 4 Wochen gehabt. Sie scheint zu reconvalesciren, aber sehr langsam, und nicht ohne Besorgniß von Recidiven.
Voigt ist ein Narr – und ich will ihn schon abfertigen. Seine Bücher hat er seit 2 Jahren wieder – ich errinnere mich kaum an die Kleinigkeit. Er hat mich seitdem ja mehreremal gesehn und was es nur für Bücher waren?! Es war eine kleine Brochüre und ich brachte sie bey meiner nächsten Zurückkunft wieder. Ich kenne schon diese interressirte – Canaille, mit Deiner Erlaubniß. Mich ärgert gerade so ein Zug am meisten. Die Salzversuche werden jezt angestellt werden. Von ihnen, sowie von einem Versuch des Prof. Lampadius die Gewinnung des Glaubersalzes betr. künftig mehr. Empfiehl mich allen aufs zärtlichste.
Dein unterth[äniger] Sohn F v Hardenberg.