[Weißenfels, den 20. Mai 1799. Sonntag]
Bei meiner letzten Anwesenheit in Dresden, wo ich das Glück hatte, einen angenehmen Abend bei Ihnen zuzubringen, fand ich keine Gelegenheit mit Ihnen über eine Angelegenheit vertraulich zu reden, die Sie gewiß auf das wärmste interessiert, weil sie das Schicksal Ihrer jüngsten Fräulein Schwägerin betrifft und mir außer der Aussicht auf ein unendlich glückliches und in allem Betracht sichres und wünschenswertes Leben auch die erfreuliche Hoffnung auf eine nähere Verbindung mit Ihnen gewährt.
Fräulein Juliens inniges Zutrauen zu Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin läßt mich, auch alle andre Veranlassung zu vollem Vertrauen gegen Sie beiseite gesetzt, auf Ihre gütige Aufnahme meines Briefs schließen und erlaubt mir mit Ihnen schon wie mit einem liebevollen Verwandten zu reden und Ihre Freundschaft und Teilnahme für immer in Anspruch zu nehmen.
Wie unbeschreiblich würd ich mich freun, wenn ich ganz sicher wäre, daß auch Ihre Wünsche und Ihr Segen auf Juliens Verbindung mit mir ruhte. Julie und ich wünschen nichts lebhafter, als Ihres freundschaftlichen Anteils gewiß zu sein, und uns beiden liegt viel daran, Ihren Beifall für mich zu haben. Julie wird um so mehr in ihrem Zutrauen zu mir bestätigt werden, wenn sie ihren so unendlich hochgeachteten Schwager mit ihrer Wahl einverstanden sieht und auf dessen dauerhafte Freundschaft für ihren künftigen Gatten rechnen kann.
So ernsthaft ich auch seit mehreren Jahren bemüht war, mich des Beifalls würdiger und rechtlicher Männer wert zu machen, so hat doch die Hoffnung, Julien zu besitzen, meiner Seele einen neuen Schwung gegeben und ein lebhafteres Bestreben in mir veranlaßt, diesem vortrefflichen Mädchen einen braven Mann in mir zu versichern. Meine bürgerliche Tätigkeit, die durch einige höchst schmerzhafte Begebenheiten sehr geschwächt worden war, und sich ganz in eine Tätigkeit verwandelt hatte, die sich auf Dinge einer andern Welt bezog, erwachte von diesem glücklichen Zeitpunkt an mit neuer Stärke, und ich fühlte mich auf das kräftigste bestimmt, für dieses neue Verhältnis alles andre aufzuopfern und seine Erhaltung und Ausbildung zu dem ausschließlichen Zweck meines Lebens zu machen.
Ich habe Julien hierbei nicht verhehlt, daß unserem Plane noch manche Schwierigkeiten entgegenständen, die ich freilich nicht für unübersteiglich hielte und mit Fleiß, Mut und Klugheit wohl zu überwinden gedächte. Die Hauptschwierigkeit ist Mangel an Auskommen für jetzt. Notwendig werd ich durch diese veranlaßt, vorzüglich Bedacht auf Anstellung und womögliche Auszeichnung zu nehmen. Letzteres steht in meiner Gewalt – und vielleicht wird Julien ein Mann um so lieber und schätzenswerter sein, welchen sie in unaufhörlicher zweckmäßiger Tätigkeit für das Verhältnis mit ihr sieht.
Ich habe gesucht, in Freiberg meine Zeit so nützlich, als ich konnte, für meine künftige Bestimmung anzulegen und mich bestmöglichst zu einem brauchbaren Subjekt für technische Stellen zu habilitieren. Jetzt bin ich hier und suche auch hier in demselben Plane fortzuhandeln. Der Herr von Oppel kommt heute zu einer Kommission bei den Salinen zu uns – und ich freue mich sehr über diese schickliche Gelegenheit einem sachverständigen Manne vielleicht vorteilhaft bekannt zu werden und mir an ihm einen Vorsprecher bei dem Gesuch um Anstellung bei den Salinen vorzubereiten.
Wahrscheinlich wird sich mit ihm manches über diesen Punkt besprechen lassen. Indes tut es mir leid, daß ich in dieser Angelegenheit nicht vorzüglich den so väterlich gegen mich gesinnten alten Geheimen Finanzrat Wagner zu Rate ziehn kann. Die alte Freundschaft, die er für das Charpentiersche Haus hat, würde gewiß unendlich viel beitragen, ihn für meine Anstellung wärmer zu interessieren, und ich machte ihm unendlich gern die Freude, die er ganz gewiß über mein glückliches Schicksal im Charpentierschen Hause haben wird – aber ich mag und darf doch von diesem Verhältnisse nicht sprechen, als bis ich mit meinem Vater darüber einverstanden bin – und die Eröffnung dazu verschiebe ich aus mehreren Ursachen gern bis zur Gewißheit meiner Anstellung. Ich erspare meinem ohnedies etwas ängstlichen Vater Sorgen damit und finde ihn dann in einer Stimmung, die mir die Vorlegung und Genehmigung meines Plans um vieles erleichtert.
Freilich setz ich voraus, daß ich doch 500 Taler Besoldung erhalte – eine Bitte, die, wenn man anders mit meiner Person zufrieden ist, weder der sächsischen Einrichtung des Placierens und Avancements junger Leute und ihrem Maßstabe, da ich seit anno 90 auf Kosten meines Vaters studiert und gelebt habe und die vorgeschriebene Bahn gegangen bin, zuwider, noch in Beziehung auf das viele Umherreisen und die größere Seltenheit technischer Subjekte, auch ähnliche Bezahlungen auf unsern Salinen (wie z. B. die des ältesten Sohns unsres Inspektors Senfs, der ebenfalls im 27. Jahre zur Sublevation seines Vaters mit mehr als 400 Taler Besoldung angestellt wurde) zu ansehnlich, und endlich in Rücksicht des langen Diensteifers meines Vaters und seines zunehmenden Alters, auch seiner vielen Kinder, wohl für billig und zweckmäßig gehalten werden dürfte.
Sollte diese Bitte erfüllt werden, so ist die Hauptschwierigkeit gehoben – Andre Bedenklichkeiten geben sich dann leicht von selbst – und ich rechne dann mit der größesten Zuversicht auf eine baldige Abschließung und Vollziehung unsrer Verbindung.
Eher kann ich aber auch nicht füglich mit Juliens Eltern oder andern Freunden, wie z. B. Wagner sen. davon reden, und dies veranlaßt mich demnach zu der Bitte an Sie, in Ihrem Namen vielleicht mit Wagner sen. darüber zu sprechen und mir gefälligst seine geäußerte Meinung darüber mitzuteilen. Auf jeden Fall wird sich mein Vater an diesen trefflichen Freund wenden, sobald er alles dazu vorbereitet hat und die Kommission beendigt ist, aber es wird mir doch viel wert sein – noch vorher zur Leitung meines Vaters, des alten Wagners und auch Ihre Meinung, wenn Sie die Freundschaft haben wollen, sie mir mitzuteilen, genau zu wissen.
Freimütig gesteh ich, daß ich Fräulein Julien zu innig liebe und zu lebhaft die ganze Hoffnung meines Lebens auf ihren Besitz gründe, als daß ich nicht mit Ängstlichkeit dem Schicksal meiner Bitte entgegensehn sollte. Der Kurfürst sollte gewiß einen eifrigen und treuen Diener finden, wenn er mich jetzt in die Lage versetzte, mich um Juliens Hand zu bewerben. Dieses vortreffliche Mädchen wird sich freilich die ersten Jahre unsrer Verbindung, da mein Vater keinen beträchtlichen Zuschuß mir bewilligen kann, sich sehr eingeschränkt behelfen müssen, indessen hat sie Mut und Freudigkeit und wird mich gewiß in meinen Bemühungen, unsre Subsistenz zu vergrößern, unterstützen – und außerdem sind manche Möglichkeiten zur Verbesserung unsrer Umstände, auf die ich aber nicht einmal zu rechnen gedenke – sowie Aussichten auf eine bequemere Zukunft. Verzeihn Sie mir, daß ich zu weitläuftig über meine Angelegenheiten geworden bin – Meine Entschuldigung hab ich schon oben erwähnt – Verstatten Sie mir schon im voraus ein freundschaftliches Gehör und herzlichen Anteil. Ihre Achtung und Freundschaft wird ein ermunternder Gesichtspunkt für mich bleiben, und ich hoffe, daß Sie nie Ursach haben sollen, Ihre Schwägerin zu bedauern und unzufrieden mit ihrer Wahl zu sein. Empfehlen Sie mich der geliebten Schwester meiner Julie und sein Sie von dem Ernst und der aufrichtigen Achtung versichert, mit der ich immer verharren werde
Ihr gehorsamer Diener
Frd. v. Hbg.
Bei meiner letzten Anwesenheit in Dresden, wo ich das Glück hatte, einen angenehmen Abend bei Ihnen zuzubringen, fand ich keine Gelegenheit mit Ihnen über eine Angelegenheit vertraulich zu reden, die Sie gewiß auf das wärmste interessiert, weil sie das Schicksal Ihrer jüngsten Fräulein Schwägerin betrifft und mir außer der Aussicht auf ein unendlich glückliches und in allem Betracht sichres und wünschenswertes Leben auch die erfreuliche Hoffnung auf eine nähere Verbindung mit Ihnen gewährt.
Fräulein Juliens inniges Zutrauen zu Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin läßt mich, auch alle andre Veranlassung zu vollem Vertrauen gegen Sie beiseite gesetzt, auf Ihre gütige Aufnahme meines Briefs schließen und erlaubt mir mit Ihnen schon wie mit einem liebevollen Verwandten zu reden und Ihre Freundschaft und Teilnahme für immer in Anspruch zu nehmen.
Wie unbeschreiblich würd ich mich freun, wenn ich ganz sicher wäre, daß auch Ihre Wünsche und Ihr Segen auf Juliens Verbindung mit mir ruhte. Julie und ich wünschen nichts lebhafter, als Ihres freundschaftlichen Anteils gewiß zu sein, und uns beiden liegt viel daran, Ihren Beifall für mich zu haben. Julie wird um so mehr in ihrem Zutrauen zu mir bestätigt werden, wenn sie ihren so unendlich hochgeachteten Schwager mit ihrer Wahl einverstanden sieht und auf dessen dauerhafte Freundschaft für ihren künftigen Gatten rechnen kann.
So ernsthaft ich auch seit mehreren Jahren bemüht war, mich des Beifalls würdiger und rechtlicher Männer wert zu machen, so hat doch die Hoffnung, Julien zu besitzen, meiner Seele einen neuen Schwung gegeben und ein lebhafteres Bestreben in mir veranlaßt, diesem vortrefflichen Mädchen einen braven Mann in mir zu versichern. Meine bürgerliche Tätigkeit, die durch einige höchst schmerzhafte Begebenheiten sehr geschwächt worden war, und sich ganz in eine Tätigkeit verwandelt hatte, die sich auf Dinge einer andern Welt bezog, erwachte von diesem glücklichen Zeitpunkt an mit neuer Stärke, und ich fühlte mich auf das kräftigste bestimmt, für dieses neue Verhältnis alles andre aufzuopfern und seine Erhaltung und Ausbildung zu dem ausschließlichen Zweck meines Lebens zu machen.
Ich habe Julien hierbei nicht verhehlt, daß unserem Plane noch manche Schwierigkeiten entgegenständen, die ich freilich nicht für unübersteiglich hielte und mit Fleiß, Mut und Klugheit wohl zu überwinden gedächte. Die Hauptschwierigkeit ist Mangel an Auskommen für jetzt. Notwendig werd ich durch diese veranlaßt, vorzüglich Bedacht auf Anstellung und womögliche Auszeichnung zu nehmen. Letzteres steht in meiner Gewalt – und vielleicht wird Julien ein Mann um so lieber und schätzenswerter sein, welchen sie in unaufhörlicher zweckmäßiger Tätigkeit für das Verhältnis mit ihr sieht.
Ich habe gesucht, in Freiberg meine Zeit so nützlich, als ich konnte, für meine künftige Bestimmung anzulegen und mich bestmöglichst zu einem brauchbaren Subjekt für technische Stellen zu habilitieren. Jetzt bin ich hier und suche auch hier in demselben Plane fortzuhandeln. Der Herr von Oppel kommt heute zu einer Kommission bei den Salinen zu uns – und ich freue mich sehr über diese schickliche Gelegenheit einem sachverständigen Manne vielleicht vorteilhaft bekannt zu werden und mir an ihm einen Vorsprecher bei dem Gesuch um Anstellung bei den Salinen vorzubereiten.
Wahrscheinlich wird sich mit ihm manches über diesen Punkt besprechen lassen. Indes tut es mir leid, daß ich in dieser Angelegenheit nicht vorzüglich den so väterlich gegen mich gesinnten alten Geheimen Finanzrat Wagner zu Rate ziehn kann. Die alte Freundschaft, die er für das Charpentiersche Haus hat, würde gewiß unendlich viel beitragen, ihn für meine Anstellung wärmer zu interessieren, und ich machte ihm unendlich gern die Freude, die er ganz gewiß über mein glückliches Schicksal im Charpentierschen Hause haben wird – aber ich mag und darf doch von diesem Verhältnisse nicht sprechen, als bis ich mit meinem Vater darüber einverstanden bin – und die Eröffnung dazu verschiebe ich aus mehreren Ursachen gern bis zur Gewißheit meiner Anstellung. Ich erspare meinem ohnedies etwas ängstlichen Vater Sorgen damit und finde ihn dann in einer Stimmung, die mir die Vorlegung und Genehmigung meines Plans um vieles erleichtert.
Freilich setz ich voraus, daß ich doch 500 Taler Besoldung erhalte – eine Bitte, die, wenn man anders mit meiner Person zufrieden ist, weder der sächsischen Einrichtung des Placierens und Avancements junger Leute und ihrem Maßstabe, da ich seit anno 90 auf Kosten meines Vaters studiert und gelebt habe und die vorgeschriebene Bahn gegangen bin, zuwider, noch in Beziehung auf das viele Umherreisen und die größere Seltenheit technischer Subjekte, auch ähnliche Bezahlungen auf unsern Salinen (wie z. B. die des ältesten Sohns unsres Inspektors Senfs, der ebenfalls im 27. Jahre zur Sublevation seines Vaters mit mehr als 400 Taler Besoldung angestellt wurde) zu ansehnlich, und endlich in Rücksicht des langen Diensteifers meines Vaters und seines zunehmenden Alters, auch seiner vielen Kinder, wohl für billig und zweckmäßig gehalten werden dürfte.
Sollte diese Bitte erfüllt werden, so ist die Hauptschwierigkeit gehoben – Andre Bedenklichkeiten geben sich dann leicht von selbst – und ich rechne dann mit der größesten Zuversicht auf eine baldige Abschließung und Vollziehung unsrer Verbindung.
Eher kann ich aber auch nicht füglich mit Juliens Eltern oder andern Freunden, wie z. B. Wagner sen. davon reden, und dies veranlaßt mich demnach zu der Bitte an Sie, in Ihrem Namen vielleicht mit Wagner sen. darüber zu sprechen und mir gefälligst seine geäußerte Meinung darüber mitzuteilen. Auf jeden Fall wird sich mein Vater an diesen trefflichen Freund wenden, sobald er alles dazu vorbereitet hat und die Kommission beendigt ist, aber es wird mir doch viel wert sein – noch vorher zur Leitung meines Vaters, des alten Wagners und auch Ihre Meinung, wenn Sie die Freundschaft haben wollen, sie mir mitzuteilen, genau zu wissen.
Freimütig gesteh ich, daß ich Fräulein Julien zu innig liebe und zu lebhaft die ganze Hoffnung meines Lebens auf ihren Besitz gründe, als daß ich nicht mit Ängstlichkeit dem Schicksal meiner Bitte entgegensehn sollte. Der Kurfürst sollte gewiß einen eifrigen und treuen Diener finden, wenn er mich jetzt in die Lage versetzte, mich um Juliens Hand zu bewerben. Dieses vortreffliche Mädchen wird sich freilich die ersten Jahre unsrer Verbindung, da mein Vater keinen beträchtlichen Zuschuß mir bewilligen kann, sich sehr eingeschränkt behelfen müssen, indessen hat sie Mut und Freudigkeit und wird mich gewiß in meinen Bemühungen, unsre Subsistenz zu vergrößern, unterstützen – und außerdem sind manche Möglichkeiten zur Verbesserung unsrer Umstände, auf die ich aber nicht einmal zu rechnen gedenke – sowie Aussichten auf eine bequemere Zukunft. Verzeihn Sie mir, daß ich zu weitläuftig über meine Angelegenheiten geworden bin – Meine Entschuldigung hab ich schon oben erwähnt – Verstatten Sie mir schon im voraus ein freundschaftliches Gehör und herzlichen Anteil. Ihre Achtung und Freundschaft wird ein ermunternder Gesichtspunkt für mich bleiben, und ich hoffe, daß Sie nie Ursach haben sollen, Ihre Schwägerin zu bedauern und unzufrieden mit ihrer Wahl zu sein. Empfehlen Sie mich der geliebten Schwester meiner Julie und sein Sie von dem Ernst und der aufrichtigen Achtung versichert, mit der ich immer verharren werde
Ihr gehorsamer Diener
Frd. v. Hbg.