[Weißenfels, nach Mitte Juni 1799.]
Die frohen Erwartungen, die mein unvergeßlicher Lehrer und Freund Werner mir von Ihrer Bekanntschaft erregte sind in vollen Maaße erfüllt worden. Ich kann Ihnen nunmehr selbst den lebhaftesten Dank für mich und für meine ganze Familie sagen, da Ihr freundschaftliches Benehmen und Ihre Dazwischenkunft meinen Vater wieder von neuen belebt – ihm eine heitre Zukunft vorbereitet und die Aussichten auf die Dauer seiner Gesundheit gewiß sehr erweitert hat. Sie haben selbst gesehn wie sein Geist durch die Dienstangelegenheiten der leztern Zeit niedergedrückt und ermüdet war, und wie erneuert jezt sein alter Diensteifer wieder bey der Hoffnung erwacht – in seinem Referenten künftig einen Sachverständigen, freundschaftlich und unpartheyisch gesinnten Mann zu besitzen. Schon diesen Winter schöpft ich die frohsten Hoffnungen bey der Nachricht, daß Sie in die Salinensachen gemischt werden würden. Schon damals sagte ich dem alten Geheimen Finanzrath Wagner für seine Mitwürckung den innigsten Dank, ohnerachtet ich damals in Ihnen blos den Sachverständigen Mann kannte und noch keine Gelegenheit gehabt hatte auch freundschaftliche Gesinnungen in Ihnen zu ehren. Jezt wag ich mit vollen Zutrauen, wozu mich besonders auch mein Freund Werner aufgemuntert hat und Ihr unendlich freundschaftliches Benehmen gegen mich besonders, verpflichtet – Ihnen meine Wünsche mitzutheilen und Sie um Ihre gütige Vorsprache auf das Wärmste zu bitten.
Vielleicht errathen Sie, warum ich mich lieber schriftlich an Sie deshalb gewendet habe, und ich ersuche Sie nur von diesem Briefe nichts gegen meinen Vater zu erwähnen. Beziehungen auf ihn geben mir vorzüglich Anlaß mich unmittelbar an Sie zu wenden, ohnerachtet ich weiß, daß er im Allgemeinen mit Ihnen bereits über seinen Wunsch mich bey den Salinen angestellt zu sehn gesprochen hat.
Ich habe Grund zu vermuthen, daß er einen Punkt nur obenhin berührt hat, an welchen mir aus mehreren Ursachen mehr vielleicht, als ihm gelegen ist, und den ich Ihnen deshalb nicht umhin kann auf das Wärmste zu empfehlen.
Sie werden vielleicht schon wissen, oder doch leicht errathen können, daß die Vermögensumstände meines Vaters verhältnißmäßig sehr eingeschränkt sind. Zwey von meinen Onkels leben noch, und überdem hat er eine zahlreiche Familie. Meine Brüder und ich haben ihm sehr viel Geld gekostet und er hat oft mehr für uns gethan, als er eigentlich gesollt hätte. Ich habe ihm vorzügliche Ausgaben verursacht – ich bin nun über 8 Jahre außer dem Hause und habe leider die ersten Jahre bey weiten mehr gebraucht, als mir zukam. Der Aufenthalt in Freyberg war kostbar genug ohnerachtet ich dort schon besser zu wirthschaften gelernt hatte. Ich bin nun über 27 Jahre alt und meinem Vater noch immer zur Last. Sie können denken, daß mir dies jezt sehr drückend ist, und drückender als meinem Vater.
Meinem Freunde dem Kreisamtmann Just hab ich außer meinem Vater beynah das Meiste zu verdanken – durch ihn habe ich die erste Bildung zum Staatsdiener erhalten und durch ihn bin ich zuerst an mein Vaterland gefesselt worden. Der Wunsch meines Vaters und die Rücksicht auf ein sehr glückliches damaliges Verhältniß riß mich in meine jetzige Laufbahn – für die mich vorher weder Neigung noch Studien bestimmt hatten. Jenes Verhältniß was unbeschreiblich wolthätig auf meinen Character und meine Thätigkeit gewürckt hatte, hörte plötzlich auf und ich befand mich in dem ungewissesten Zustande. Eine alte Idee von Unabhängigkeit und Liebe zu einigen Wissenschaften fieng nun an herrschend zu werden. Ich bat in jener Ungewißheit meinen Vater um die Erlaubniß Freyberg besuchen zu dürfen – und gieng in der That nicht mit Absicht auf eine künftige practische Anstellung dahin ab. Mancherley günstige Umstände haben mich dort wieder mit Muth, mit Fleis für fremde Zwecke, und mit Anhänglichkeit an unsre sächsische Verfassung erfüllt – und die Bekanntschaft mit Werner hat eine neue Lebhaftigkeit und Richtung meiner Thätigkeit zur Folge gehabt. Dennoch fieng ich erst diesen Winter, besonders bey der Nachricht von Ihrem Auftrage, ernstlich an meine Anstellung bey den Salinen zu wünschen und zu hoffen. Vorher hatten mich die unmuthigsten Briefe meines Vaters ganz entwöhnt, mir eine solche Anstellung als möglich zu denken, und ich war fast überzeugt meinem Vaterlande entsagen und entweder fremde Dienste suchen oder mir, wo möglich ein eignes Auskommen verschaffen zu müssen.
Wernern verdank ich lediglich die Möglichkeit mit guten Gewissen mich jezt zu einer practisch-technischen Stelle melden zu können. Meinen Eifer glaub ich verbürgen zu dürfen – Mancherley Pflichten werden ihn nie erkalten lassen und meine Neigungen ihn vermehren helfen. Meine Kenntnisse sind zwar noch unvollständig und roh – indeß glaub ich doch jezt mehr von der Kunst zu verstehn – Kenntnisse schnell und richtig zu erwerben, zu ordnen und zu gebrauchen. Übrigens würde unbegrenzte Dankbarkeit vorzüglich alle meine Kräfte auf immer dem Dienste widmen, wenn ich jezt meine Besorgnisse wegen der Zukunft gestillt – und mich in den Stand gesezt sähe, ohne meinen Vater noch sehr zur Last zu fallen – ein kleines, meinen gewiß äußerst eingeschränkten Bedürfnissen angemessenes Auskommen zu genießen. Wie glücklich würde ich mich fühlen, wenn ich mehrere Jahre noch mit meinen Vater leben, ihm helfen und doch auch, ohne die mir unmögliche Ressourçe einer Heyrath nach Gelde, ihm nicht beschwerlich fallen dürfte. Meine Wünsche sind gewiß sehr mäßig – besonders da sie auf mehrere Jahre hinaus ausreichen sollen. Ihnen selbst, Ihrer eignen Beurtheilung und Übersicht meiner Lage und der mich vielleicht begünstigenden Umstände – und Ihrer freundschaftlichen Theilnahme überlasse ich übrigens mit voller Zuversicht die nähere Bestimmung meiner Bitte und lege sie Ihnen nur noch einmal auf das Innigste ans Herz, indem ich Sie im voraus von meiner lebenslänglichen Dankbarkeit Verpflichtung und Diensteifer versichre. Indem ich in der That das ganze Glük meines Lebens von der Erfüllung dieses Wunsches erwarte, kann ich beynah nicht umhin mit einer lebhaften Ängstlichkeit zu schließen und mich Ihrer künftigen fortdauernden Freundschaft auf das angelegentlichste zu empfehlen.
Die frohen Erwartungen, die mein unvergeßlicher Lehrer und Freund Werner mir von Ihrer Bekanntschaft erregte sind in vollen Maaße erfüllt worden. Ich kann Ihnen nunmehr selbst den lebhaftesten Dank für mich und für meine ganze Familie sagen, da Ihr freundschaftliches Benehmen und Ihre Dazwischenkunft meinen Vater wieder von neuen belebt – ihm eine heitre Zukunft vorbereitet und die Aussichten auf die Dauer seiner Gesundheit gewiß sehr erweitert hat. Sie haben selbst gesehn wie sein Geist durch die Dienstangelegenheiten der leztern Zeit niedergedrückt und ermüdet war, und wie erneuert jezt sein alter Diensteifer wieder bey der Hoffnung erwacht – in seinem Referenten künftig einen Sachverständigen, freundschaftlich und unpartheyisch gesinnten Mann zu besitzen. Schon diesen Winter schöpft ich die frohsten Hoffnungen bey der Nachricht, daß Sie in die Salinensachen gemischt werden würden. Schon damals sagte ich dem alten Geheimen Finanzrath Wagner für seine Mitwürckung den innigsten Dank, ohnerachtet ich damals in Ihnen blos den Sachverständigen Mann kannte und noch keine Gelegenheit gehabt hatte auch freundschaftliche Gesinnungen in Ihnen zu ehren. Jezt wag ich mit vollen Zutrauen, wozu mich besonders auch mein Freund Werner aufgemuntert hat und Ihr unendlich freundschaftliches Benehmen gegen mich besonders, verpflichtet – Ihnen meine Wünsche mitzutheilen und Sie um Ihre gütige Vorsprache auf das Wärmste zu bitten.
Vielleicht errathen Sie, warum ich mich lieber schriftlich an Sie deshalb gewendet habe, und ich ersuche Sie nur von diesem Briefe nichts gegen meinen Vater zu erwähnen. Beziehungen auf ihn geben mir vorzüglich Anlaß mich unmittelbar an Sie zu wenden, ohnerachtet ich weiß, daß er im Allgemeinen mit Ihnen bereits über seinen Wunsch mich bey den Salinen angestellt zu sehn gesprochen hat.
Ich habe Grund zu vermuthen, daß er einen Punkt nur obenhin berührt hat, an welchen mir aus mehreren Ursachen mehr vielleicht, als ihm gelegen ist, und den ich Ihnen deshalb nicht umhin kann auf das Wärmste zu empfehlen.
Sie werden vielleicht schon wissen, oder doch leicht errathen können, daß die Vermögensumstände meines Vaters verhältnißmäßig sehr eingeschränkt sind. Zwey von meinen Onkels leben noch, und überdem hat er eine zahlreiche Familie. Meine Brüder und ich haben ihm sehr viel Geld gekostet und er hat oft mehr für uns gethan, als er eigentlich gesollt hätte. Ich habe ihm vorzügliche Ausgaben verursacht – ich bin nun über 8 Jahre außer dem Hause und habe leider die ersten Jahre bey weiten mehr gebraucht, als mir zukam. Der Aufenthalt in Freyberg war kostbar genug ohnerachtet ich dort schon besser zu wirthschaften gelernt hatte. Ich bin nun über 27 Jahre alt und meinem Vater noch immer zur Last. Sie können denken, daß mir dies jezt sehr drückend ist, und drückender als meinem Vater.
Meinem Freunde dem Kreisamtmann Just hab ich außer meinem Vater beynah das Meiste zu verdanken – durch ihn habe ich die erste Bildung zum Staatsdiener erhalten und durch ihn bin ich zuerst an mein Vaterland gefesselt worden. Der Wunsch meines Vaters und die Rücksicht auf ein sehr glückliches damaliges Verhältniß riß mich in meine jetzige Laufbahn – für die mich vorher weder Neigung noch Studien bestimmt hatten. Jenes Verhältniß was unbeschreiblich wolthätig auf meinen Character und meine Thätigkeit gewürckt hatte, hörte plötzlich auf und ich befand mich in dem ungewissesten Zustande. Eine alte Idee von Unabhängigkeit und Liebe zu einigen Wissenschaften fieng nun an herrschend zu werden. Ich bat in jener Ungewißheit meinen Vater um die Erlaubniß Freyberg besuchen zu dürfen – und gieng in der That nicht mit Absicht auf eine künftige practische Anstellung dahin ab. Mancherley günstige Umstände haben mich dort wieder mit Muth, mit Fleis für fremde Zwecke, und mit Anhänglichkeit an unsre sächsische Verfassung erfüllt – und die Bekanntschaft mit Werner hat eine neue Lebhaftigkeit und Richtung meiner Thätigkeit zur Folge gehabt. Dennoch fieng ich erst diesen Winter, besonders bey der Nachricht von Ihrem Auftrage, ernstlich an meine Anstellung bey den Salinen zu wünschen und zu hoffen. Vorher hatten mich die unmuthigsten Briefe meines Vaters ganz entwöhnt, mir eine solche Anstellung als möglich zu denken, und ich war fast überzeugt meinem Vaterlande entsagen und entweder fremde Dienste suchen oder mir, wo möglich ein eignes Auskommen verschaffen zu müssen.
Wernern verdank ich lediglich die Möglichkeit mit guten Gewissen mich jezt zu einer practisch-technischen Stelle melden zu können. Meinen Eifer glaub ich verbürgen zu dürfen – Mancherley Pflichten werden ihn nie erkalten lassen und meine Neigungen ihn vermehren helfen. Meine Kenntnisse sind zwar noch unvollständig und roh – indeß glaub ich doch jezt mehr von der Kunst zu verstehn – Kenntnisse schnell und richtig zu erwerben, zu ordnen und zu gebrauchen. Übrigens würde unbegrenzte Dankbarkeit vorzüglich alle meine Kräfte auf immer dem Dienste widmen, wenn ich jezt meine Besorgnisse wegen der Zukunft gestillt – und mich in den Stand gesezt sähe, ohne meinen Vater noch sehr zur Last zu fallen – ein kleines, meinen gewiß äußerst eingeschränkten Bedürfnissen angemessenes Auskommen zu genießen. Wie glücklich würde ich mich fühlen, wenn ich mehrere Jahre noch mit meinen Vater leben, ihm helfen und doch auch, ohne die mir unmögliche Ressourçe einer Heyrath nach Gelde, ihm nicht beschwerlich fallen dürfte. Meine Wünsche sind gewiß sehr mäßig – besonders da sie auf mehrere Jahre hinaus ausreichen sollen. Ihnen selbst, Ihrer eignen Beurtheilung und Übersicht meiner Lage und der mich vielleicht begünstigenden Umstände – und Ihrer freundschaftlichen Theilnahme überlasse ich übrigens mit voller Zuversicht die nähere Bestimmung meiner Bitte und lege sie Ihnen nur noch einmal auf das Innigste ans Herz, indem ich Sie im voraus von meiner lebenslänglichen Dankbarkeit Verpflichtung und Diensteifer versichre. Indem ich in der That das ganze Glük meines Lebens von der Erfüllung dieses Wunsches erwarte, kann ich beynah nicht umhin mit einer lebhaften Ängstlichkeit zu schließen und mich Ihrer künftigen fortdauernden Freundschaft auf das angelegentlichste zu empfehlen.