Weißenfels: den 6ten August 1799. [Dienstag]
Ihr inniger Brief, theuerster Freund, hat meine Freude über die Begebenheiten in Töplitz zu einem dauerhaften Besitz meines Lebens gemacht. Unsere flüchtige Bekanntschaft und der nachherige Briefwechsel hatten mir längst eine warme Achtung für Sie eingeflößt – eine Achtung, die gewiß festbegründet war, da sie, wie ich Ihnen sogleich erzählen werde, einen flüchtigen Gedanken meines Herzens veranlaßte, der zu einem artigen Zufall geworden ist. Letzthin war ich in Jena und besuchte bei dieser Gelegenheit Ihren Freund Kern. Ich traf ihn wohl und zufrieden, und wir plauderten ein Stündchen recht vergnügt zusammen hin. Ich suchte seinen Mut zu beleben und nach meinen besten Einsichten über seinen Studienplan zu raten. Das Gespräch fiel auf Sie. Wir sprachen von Ihrer Lage und Ihrem vieljährigen Kummer. Ganz unwillkürlich stand Ihr Bild vor mir, und blitzschnell flog es durch meine Seele, das wär ein Mann für Karoline. Es war im Augenblick vergessen, und nun denken Sie meine Überraschung, wie ich nach Hause komme – treff ich meine Mutter im Thore und sie erzählt mir freudig den Inhalt der angekommenen Töplitzer Briefe. Es ist wirklich seltsam, wie unbegreiflich tief der erste Eindruck oft geschöpft ist, und welche Verbindungen oft unsere Seele zufällig damit macht. Ihr Brief ist ein schöner Beweis, wie glücklich mein Gemüth für meine Schwester wählte. Ich weiß gewiß, sie wählt ebenso glücklich – und daß auch Sie gefunden haben, was Sie suchten, sagt mir die Erinnerung meines Lebens, in welcher meine Schwester überall als ein wohlthätiges Wesen hervortritt. Ich bin ihr vieles schuldig – Als Kind schon hat sie mich beseelt – Ihr freundliches, verständiges Wesen hat mich von Jugend an als Muster umschwebt – und die wenigsten von meinen Bekannten hielten die Probe einer Vergleichung aus.
In den traurigsten und hoffnungsvollsten Stunden ist Sie meine treue Theilnehmerin und Gefährtin gewesen. In Krankheiten hat Sie mich gepflegt und gewartet und manche meiner Thorheiten liebevoll getragen, und oft haben sie ihr Thränen gekostet.
Nur über Einen Fehler hat Sie oft und geduldig meinen Scherz ertragen müssen – Ihr allzuweiches, allzutheilnehmendes und anhängliches Herz. Für ihre Freundinnen hat Sie schon tausend Noth gelitten und manche Beschwerlichkeiten des Ehestandes hat sie, in fremder Seele, schon mit wärmstem Antheil getragen. Oft habe ich mirs gedacht wie glücklich Sie einen gefühlvollen Mann, dem stilles Leben genügte, machen müßte. Zwey Mädchen ausgenommen, ist mir keine vorgekommen, von der sich dies mit soviel Gewißheit voraussagen ließe. Sie wird wohl über mich klagen, daß ich so oft gerade über diese Züge ihres Charakters gescherzt – Sie weiß dann doch, daß dieser Scherz nicht ernstlich gemeint und gewiß von der zärtlichsten Achtung für die Regsamkeit und Treue ihres Herzens begleitet war. Nehmen Sie sich selbst, Bester, den frohen Sinn aus dieser einfachen Erzählung – Können Sie glauben, daß meine Schwester nicht einen Mann unbeschreiblich, grenzenlos lieben wird, der so mit voller Seele an ihr hängt? Sie erhalten dieses innige Herz so frisch, als es aus den Händen der Natur kam. Wir alle sind für manches betrübte Jahr belohnt – gewiß ist, wer meine Schwester kennt, wird sich der schönen Wahl erfreun. Liebe und Religion werden Ihr Haus zur sichern Freistatt in den Stürmen der Welt – zum Aufenthalt des Friedens und der Eintracht machen. Ihre lieben Kinder werden sich einer zärtlichen Mutter und Freundin erfreun – die sie schon hier gegen uns und ihre kleinern Geschwister war. Sie erhalten den Liebling meines Vaters – urtheilen Sie, wie glücklich Sie den zeither so gedrückten, trefflichen Mann machen werden. Meine Mutter lebt in dem Gedanken, ihre Karoline an Ihrer Seite, das Rätsel der Bestimmung dieser lieben Tochter so herrlich gelöst zu wissen, in die heitern Jahre ihrer Jugend zurück und erwartet Sie mit der gerührtesten Zärtlichkeit. Die Geschwister werden Sie umarmen und verehren. Daß ich nicht allein im Winkel stehn bleiben werde, zu einer Zeit, wo alle meine heißesten Wünsche in Erfüllung gehn und ich selbst von grenzenloser Liebe lebe und webe – mein Karl an der Schwelle des Glücks steht – das werden Sie wohl glauben und zu lebenslänglichem Bund umarmen
Ihren Freund und Bruder
Fritz Hbg.
Ihr inniger Brief, theuerster Freund, hat meine Freude über die Begebenheiten in Töplitz zu einem dauerhaften Besitz meines Lebens gemacht. Unsere flüchtige Bekanntschaft und der nachherige Briefwechsel hatten mir längst eine warme Achtung für Sie eingeflößt – eine Achtung, die gewiß festbegründet war, da sie, wie ich Ihnen sogleich erzählen werde, einen flüchtigen Gedanken meines Herzens veranlaßte, der zu einem artigen Zufall geworden ist. Letzthin war ich in Jena und besuchte bei dieser Gelegenheit Ihren Freund Kern. Ich traf ihn wohl und zufrieden, und wir plauderten ein Stündchen recht vergnügt zusammen hin. Ich suchte seinen Mut zu beleben und nach meinen besten Einsichten über seinen Studienplan zu raten. Das Gespräch fiel auf Sie. Wir sprachen von Ihrer Lage und Ihrem vieljährigen Kummer. Ganz unwillkürlich stand Ihr Bild vor mir, und blitzschnell flog es durch meine Seele, das wär ein Mann für Karoline. Es war im Augenblick vergessen, und nun denken Sie meine Überraschung, wie ich nach Hause komme – treff ich meine Mutter im Thore und sie erzählt mir freudig den Inhalt der angekommenen Töplitzer Briefe. Es ist wirklich seltsam, wie unbegreiflich tief der erste Eindruck oft geschöpft ist, und welche Verbindungen oft unsere Seele zufällig damit macht. Ihr Brief ist ein schöner Beweis, wie glücklich mein Gemüth für meine Schwester wählte. Ich weiß gewiß, sie wählt ebenso glücklich – und daß auch Sie gefunden haben, was Sie suchten, sagt mir die Erinnerung meines Lebens, in welcher meine Schwester überall als ein wohlthätiges Wesen hervortritt. Ich bin ihr vieles schuldig – Als Kind schon hat sie mich beseelt – Ihr freundliches, verständiges Wesen hat mich von Jugend an als Muster umschwebt – und die wenigsten von meinen Bekannten hielten die Probe einer Vergleichung aus.
In den traurigsten und hoffnungsvollsten Stunden ist Sie meine treue Theilnehmerin und Gefährtin gewesen. In Krankheiten hat Sie mich gepflegt und gewartet und manche meiner Thorheiten liebevoll getragen, und oft haben sie ihr Thränen gekostet.
Nur über Einen Fehler hat Sie oft und geduldig meinen Scherz ertragen müssen – Ihr allzuweiches, allzutheilnehmendes und anhängliches Herz. Für ihre Freundinnen hat Sie schon tausend Noth gelitten und manche Beschwerlichkeiten des Ehestandes hat sie, in fremder Seele, schon mit wärmstem Antheil getragen. Oft habe ich mirs gedacht wie glücklich Sie einen gefühlvollen Mann, dem stilles Leben genügte, machen müßte. Zwey Mädchen ausgenommen, ist mir keine vorgekommen, von der sich dies mit soviel Gewißheit voraussagen ließe. Sie wird wohl über mich klagen, daß ich so oft gerade über diese Züge ihres Charakters gescherzt – Sie weiß dann doch, daß dieser Scherz nicht ernstlich gemeint und gewiß von der zärtlichsten Achtung für die Regsamkeit und Treue ihres Herzens begleitet war. Nehmen Sie sich selbst, Bester, den frohen Sinn aus dieser einfachen Erzählung – Können Sie glauben, daß meine Schwester nicht einen Mann unbeschreiblich, grenzenlos lieben wird, der so mit voller Seele an ihr hängt? Sie erhalten dieses innige Herz so frisch, als es aus den Händen der Natur kam. Wir alle sind für manches betrübte Jahr belohnt – gewiß ist, wer meine Schwester kennt, wird sich der schönen Wahl erfreun. Liebe und Religion werden Ihr Haus zur sichern Freistatt in den Stürmen der Welt – zum Aufenthalt des Friedens und der Eintracht machen. Ihre lieben Kinder werden sich einer zärtlichen Mutter und Freundin erfreun – die sie schon hier gegen uns und ihre kleinern Geschwister war. Sie erhalten den Liebling meines Vaters – urtheilen Sie, wie glücklich Sie den zeither so gedrückten, trefflichen Mann machen werden. Meine Mutter lebt in dem Gedanken, ihre Karoline an Ihrer Seite, das Rätsel der Bestimmung dieser lieben Tochter so herrlich gelöst zu wissen, in die heitern Jahre ihrer Jugend zurück und erwartet Sie mit der gerührtesten Zärtlichkeit. Die Geschwister werden Sie umarmen und verehren. Daß ich nicht allein im Winkel stehn bleiben werde, zu einer Zeit, wo alle meine heißesten Wünsche in Erfüllung gehn und ich selbst von grenzenloser Liebe lebe und webe – mein Karl an der Schwelle des Glücks steht – das werden Sie wohl glauben und zu lebenslänglichem Bund umarmen
Ihren Freund und Bruder
Fritz Hbg.