Weißenfels: d[en] 31ten Jänner [1800]. [Freitag]
Recht glücklich bin ich hieher zurückgekommen und danke Dir herzlich für Deine gütige Beförderung meiner Rückreise. Die Reithosen folgen anbey zurück. Alles war so ziemlich wohl und munter. Antons Begleitung war mir lieb, weil ich Gelegenheit fand manches Wort zur rechten Zeit anzubringen. Er scheint mir krank zu seyn – Sein Gemüth ist auf eine krampfhafte Weise in Bewegung. Er ist mit allem unzufrieden und durchaus unthäthig – dabei voll Einbildung, Empfindlichkeit und Praetension. Ich vermuthe, daß seine neuliche Krankheit Folge und Ursache einer krankhaften Richtung und Stimmung seiner Gemüthskräfte und seiner Lebenskräfte zugleich ist. Das Frühjahr, die Motion, und eine angestrengte Beschäftigung wird ihn kuriren. Zu der leztern hab ich ihn vorzüglich mit Eyfer ermahnt. Ich bitte Dich mir zuweilen von ihm Nachrichten zu geben. Es wird Dir nicht fehlen können, leicht Erkundigungen von ihm einzuziehn; auch scheinst Du, außer Brachmann, der einzige Sterbliche, dessen Gegenwart ihn tröstet und zu dem er Zutraun zu haben scheint.
Eine andre Angelegenheit, deren Wichtigkeit mir Muth macht, dich damit bekannt zu machen und von Dir Hülfe zu erwarten, enthält beyfolgender Brief. Ich füge zu dem herzlichen Inhalte desselben nur folgende Bemerkungen hinzu. Der Bittende [J. W. Ritter] ist von Geist und Herz der herrlichste Mensch von der Welt. Der ganze Vortrag seines Wunsches wird Dich rühren und Zutraun zu ihm einflößen. Du kannst mit dieser kleinen Summe, die ich im Nothfall Dir gewähren will, einen der edelsten Menschen, einen Menschen, dessen Studien unendliche Ausbeute versprechen, auf seine Lebenszeit glücklich machen. Du siehst alles aus dem Briefe und ich überlasse es ganz Deiner Empfindung. Warum ich nichts thun kann, das siehst Du wohl selbst in meiner jezigen Lage; aber so viel ist gewiß, daß ich nie mehr gewünscht habe, reicher zu seyn, mich nie mehr gefreut habe, wohldenkende und wohlhabende Freunde zu besitzen, als jezt bey dieser Gelegenheit, da ich so ganz von der Wohlthätigkeit der Erfüllung dieses Wunsches durchdrungen bin. Vor meine Brüder würd ich nicht mit derselben Innigkeit bitten, weil ich nicht mit der Zuversicht einer wahrhaft guten Anwendung bitten könnte. Ein Mensch aber, der 3 Jahre mit 200 rthl. auskommt, sich Maschinen und Bücher anschafft und die wichtigsten Entdeckungen macht, dabei den kindlichsten, unverdorbensten Character hat, der verdient gewiß jede Vorbitte, jede Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Ich will mich gern von Dir diesmal für zudringlich halten lassen – ich weiß, ich bitte diesmal für eine gute Sache. Deine Antwort macht mich hoffentlich sehr glücklich, und erhält den Wissenschaften und seinen Freunden den herrlichsten Menschen.
Lebe wohl.
Dein treuer
Freund und Vetter
Hardenberg.
Recht glücklich bin ich hieher zurückgekommen und danke Dir herzlich für Deine gütige Beförderung meiner Rückreise. Die Reithosen folgen anbey zurück. Alles war so ziemlich wohl und munter. Antons Begleitung war mir lieb, weil ich Gelegenheit fand manches Wort zur rechten Zeit anzubringen. Er scheint mir krank zu seyn – Sein Gemüth ist auf eine krampfhafte Weise in Bewegung. Er ist mit allem unzufrieden und durchaus unthäthig – dabei voll Einbildung, Empfindlichkeit und Praetension. Ich vermuthe, daß seine neuliche Krankheit Folge und Ursache einer krankhaften Richtung und Stimmung seiner Gemüthskräfte und seiner Lebenskräfte zugleich ist. Das Frühjahr, die Motion, und eine angestrengte Beschäftigung wird ihn kuriren. Zu der leztern hab ich ihn vorzüglich mit Eyfer ermahnt. Ich bitte Dich mir zuweilen von ihm Nachrichten zu geben. Es wird Dir nicht fehlen können, leicht Erkundigungen von ihm einzuziehn; auch scheinst Du, außer Brachmann, der einzige Sterbliche, dessen Gegenwart ihn tröstet und zu dem er Zutraun zu haben scheint.
Eine andre Angelegenheit, deren Wichtigkeit mir Muth macht, dich damit bekannt zu machen und von Dir Hülfe zu erwarten, enthält beyfolgender Brief. Ich füge zu dem herzlichen Inhalte desselben nur folgende Bemerkungen hinzu. Der Bittende [J. W. Ritter] ist von Geist und Herz der herrlichste Mensch von der Welt. Der ganze Vortrag seines Wunsches wird Dich rühren und Zutraun zu ihm einflößen. Du kannst mit dieser kleinen Summe, die ich im Nothfall Dir gewähren will, einen der edelsten Menschen, einen Menschen, dessen Studien unendliche Ausbeute versprechen, auf seine Lebenszeit glücklich machen. Du siehst alles aus dem Briefe und ich überlasse es ganz Deiner Empfindung. Warum ich nichts thun kann, das siehst Du wohl selbst in meiner jezigen Lage; aber so viel ist gewiß, daß ich nie mehr gewünscht habe, reicher zu seyn, mich nie mehr gefreut habe, wohldenkende und wohlhabende Freunde zu besitzen, als jezt bey dieser Gelegenheit, da ich so ganz von der Wohlthätigkeit der Erfüllung dieses Wunsches durchdrungen bin. Vor meine Brüder würd ich nicht mit derselben Innigkeit bitten, weil ich nicht mit der Zuversicht einer wahrhaft guten Anwendung bitten könnte. Ein Mensch aber, der 3 Jahre mit 200 rthl. auskommt, sich Maschinen und Bücher anschafft und die wichtigsten Entdeckungen macht, dabei den kindlichsten, unverdorbensten Character hat, der verdient gewiß jede Vorbitte, jede Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Ich will mich gern von Dir diesmal für zudringlich halten lassen – ich weiß, ich bitte diesmal für eine gute Sache. Deine Antwort macht mich hoffentlich sehr glücklich, und erhält den Wissenschaften und seinen Freunden den herrlichsten Menschen.
Lebe wohl.
Dein treuer
Freund und Vetter
Hardenberg.