Dresden: den Isten Jan[uar] 1801. [Donnerstag]
Dein Brief hat mich herzlich gefreut. Wie lange wär ich Dir zuvorgekommen, wenn nicht seit dem August mich eine langwierige Kranckheit des Unterleibes und der Brust völlig außer Thätigkeit gesezt hätte. Noch währt sie und kann noch lange währen. An Arbeit ist jezt nicht zu denken. Der Winter legt meiner Genesung große Schwierigkeiten in den Weg und ich kann vor dem Sommer und vielleicht dem Gebrauch des Karlsbades auf keine gründliche Besserung hoffen. Ich schlendre so hin. Karl ist mein beständiger Pfleger – Julien ist auch hier und ich habe bis auf Kräfte und Gesundheit alles was mir angenehm seyn kann. In die Zeit meiner Kranckheit haben sich überdies die traurigsten Eräugnisse für meine und Juliens Familie gedrängt; die sich alle auf Kranckheit und Tod beziehn – So daß es eine trübe Zeit gewesen ist. Ich bin meist heiter gewesen.
Deine Bitte wegen Faust wird Ernst vielleicht erfüllen können. Deine Schwägerin und die Ernsten sehn wir am liebsten und häufigsten. Erstere gefällt uns allen sehr. Beyde freun sich unbeschreiblich auf Deine Herkunft. Auch Körner wünscht sehr Dich kennen zu lernen.
Urtheile bitt ich Dich mir jezt zu erlassen. Gearbeitet hab ich gar nichts – aber mich viel mit Poësie in Gedanken und im Lesen beschäftigt. Mündlich könnt ich Dir viel sagen. Sobald ich wieder etwas machen kann bin ich zu jeder Theilnahme bereitwillig. Von Schlegels habe ich seit langer Zeit wenig gehört, und gesehn.
Beym Florentin bin ich ziemlich Deiner Meynung.
Deine Sonnette haben mir herrlich gefallen.
Ich bleibe noch längere Zeit hier. Deine Briefe werden mir äußerst lieb seyn, aber Du mußt mit magern Antworten vorlieb nehmen. Was mich sehr plagt, daß ich nicht viel sprechen darf und das war mir zum Denken fast unentbehrlich.
Lebe wohl – grüße Deine liebe Frau herzlich. Karl wird selbst an Dich schreiben.
Dein
treuer Freund
Hardenberg sen.
Dein Brief hat mich herzlich gefreut. Wie lange wär ich Dir zuvorgekommen, wenn nicht seit dem August mich eine langwierige Kranckheit des Unterleibes und der Brust völlig außer Thätigkeit gesezt hätte. Noch währt sie und kann noch lange währen. An Arbeit ist jezt nicht zu denken. Der Winter legt meiner Genesung große Schwierigkeiten in den Weg und ich kann vor dem Sommer und vielleicht dem Gebrauch des Karlsbades auf keine gründliche Besserung hoffen. Ich schlendre so hin. Karl ist mein beständiger Pfleger – Julien ist auch hier und ich habe bis auf Kräfte und Gesundheit alles was mir angenehm seyn kann. In die Zeit meiner Kranckheit haben sich überdies die traurigsten Eräugnisse für meine und Juliens Familie gedrängt; die sich alle auf Kranckheit und Tod beziehn – So daß es eine trübe Zeit gewesen ist. Ich bin meist heiter gewesen.
Deine Bitte wegen Faust wird Ernst vielleicht erfüllen können. Deine Schwägerin und die Ernsten sehn wir am liebsten und häufigsten. Erstere gefällt uns allen sehr. Beyde freun sich unbeschreiblich auf Deine Herkunft. Auch Körner wünscht sehr Dich kennen zu lernen.
Urtheile bitt ich Dich mir jezt zu erlassen. Gearbeitet hab ich gar nichts – aber mich viel mit Poësie in Gedanken und im Lesen beschäftigt. Mündlich könnt ich Dir viel sagen. Sobald ich wieder etwas machen kann bin ich zu jeder Theilnahme bereitwillig. Von Schlegels habe ich seit langer Zeit wenig gehört, und gesehn.
Beym Florentin bin ich ziemlich Deiner Meynung.
Deine Sonnette haben mir herrlich gefallen.
Ich bleibe noch längere Zeit hier. Deine Briefe werden mir äußerst lieb seyn, aber Du mußt mit magern Antworten vorlieb nehmen. Was mich sehr plagt, daß ich nicht viel sprechen darf und das war mir zum Denken fast unentbehrlich.
Lebe wohl – grüße Deine liebe Frau herzlich. Karl wird selbst an Dich schreiben.
Dein
treuer Freund
Hardenberg sen.