Lützen, den 12ten September [1795] [Sonnabend]
[Karl hat 3 Briefe von Novalis erhalten.]
Tausend herzlichen warmen Dank, lieber guter Friz, für Deinen Trost, er giebt mir einen neuen Beweis, dass ich einen grossen seltenen Schatz besitze, einen wahren Freund, wie viel Herrliches liegt nicht in den Gedanken, zwey Freunde zu haben, wie ihr seyd, die alles und iedes, Freude und Kummer, frohe und trübe Tage mit mir theilen, und so zärtlichen Antheil an meinem ganzen Leben nehmen, denen nichts mehr am Herzen liegt, als mein Glück, meine Zufriedenheit; dieser Gedanke überwog neulich alles bey mir, und gab mir einige Stunden meine frohe Heiterkeit wieder. Du hast mir ein Geschenk mit Deinem Briefe gemacht, was ich iezt nicht genug schätzen konnte, Du sprichst so ganz aus meiner Seele, daß ich recht fühle, wie sehr wir in unsern Charakter sympathisiren. – Mein tobender Schmerz hat sich iezt ganz in Stille verwandelt; Du glaubst nicht wie verändert ich iezt bin; es hat unendlichen Einfluß auf mich gehabt; ich bin wieder in meinen Grundsätzen und Plänen weit toleranter, humaner gegen alle meine Mitbürger geworden; ich habe ruhiges und männliches Handeln gelernt; hinreissen werde ich mich gewiß nie wieder von einer Leidenschaft lassen, . . . . Du hast sehr recht, lieber Bruder, daß ich einst heirathen, glücklich heirathen kann, ohne meiner Liebe ie zu nahe zu treten; ich muß Dir aufrichtig gestehen, daß ich iezt beynahe fest überzeugt bin, daß zu einer glücklichen Ehe keine feurige Liebe, keine schwärmerische Leidenschaft nöthig ist, und daß wenn nur warme Zuneigung, Hochachtung und Freundschaft, mit der natürlich, besonders bey dem Manne, Toleranz im höchsten Grade verbunden seyn muß, bey beiden Theilen Statt findet, gewis auch beyde sich auf das eifrigste werden angelegen seyn lassen, ihre Pflichten so streng als möglich zu erfüllen, und dadurch sich zur Höhe einer glücklichen Ehe schwingen werden. [. . .] Nein sey vest überzeugt, diese ganze Geschichte hat gute hat edle Eindrücke auf mich zurückgelassen, und ich werde deinen Plänen, Deinen Erwartungen gewiß eher entsprechen als sonst. – [. . .] Ich habe mir die Achtung des Herrn Burkersroda von Hailer gewonnen und gehe für einige Tage zu [Hans Georg von] Carlowitz nach Schoene. Der Hauptmann [Rockenthien] soll bei mir in Lützen logiren und der Vater soll nichts davon merken. In der Zahlwoche geht der Vater nach Leipzig, um Miltitz daselbst zu sprechen. – Ein Körbchen folgt anbey.
[Karl hat 3 Briefe von Novalis erhalten.]
Tausend herzlichen warmen Dank, lieber guter Friz, für Deinen Trost, er giebt mir einen neuen Beweis, dass ich einen grossen seltenen Schatz besitze, einen wahren Freund, wie viel Herrliches liegt nicht in den Gedanken, zwey Freunde zu haben, wie ihr seyd, die alles und iedes, Freude und Kummer, frohe und trübe Tage mit mir theilen, und so zärtlichen Antheil an meinem ganzen Leben nehmen, denen nichts mehr am Herzen liegt, als mein Glück, meine Zufriedenheit; dieser Gedanke überwog neulich alles bey mir, und gab mir einige Stunden meine frohe Heiterkeit wieder. Du hast mir ein Geschenk mit Deinem Briefe gemacht, was ich iezt nicht genug schätzen konnte, Du sprichst so ganz aus meiner Seele, daß ich recht fühle, wie sehr wir in unsern Charakter sympathisiren. – Mein tobender Schmerz hat sich iezt ganz in Stille verwandelt; Du glaubst nicht wie verändert ich iezt bin; es hat unendlichen Einfluß auf mich gehabt; ich bin wieder in meinen Grundsätzen und Plänen weit toleranter, humaner gegen alle meine Mitbürger geworden; ich habe ruhiges und männliches Handeln gelernt; hinreissen werde ich mich gewiß nie wieder von einer Leidenschaft lassen, . . . . Du hast sehr recht, lieber Bruder, daß ich einst heirathen, glücklich heirathen kann, ohne meiner Liebe ie zu nahe zu treten; ich muß Dir aufrichtig gestehen, daß ich iezt beynahe fest überzeugt bin, daß zu einer glücklichen Ehe keine feurige Liebe, keine schwärmerische Leidenschaft nöthig ist, und daß wenn nur warme Zuneigung, Hochachtung und Freundschaft, mit der natürlich, besonders bey dem Manne, Toleranz im höchsten Grade verbunden seyn muß, bey beiden Theilen Statt findet, gewis auch beyde sich auf das eifrigste werden angelegen seyn lassen, ihre Pflichten so streng als möglich zu erfüllen, und dadurch sich zur Höhe einer glücklichen Ehe schwingen werden. [. . .] Nein sey vest überzeugt, diese ganze Geschichte hat gute hat edle Eindrücke auf mich zurückgelassen, und ich werde deinen Plänen, Deinen Erwartungen gewiß eher entsprechen als sonst. – [. . .] Ich habe mir die Achtung des Herrn Burkersroda von Hailer gewonnen und gehe für einige Tage zu [Hans Georg von] Carlowitz nach Schoene. Der Hauptmann [Rockenthien] soll bei mir in Lützen logiren und der Vater soll nichts davon merken. In der Zahlwoche geht der Vater nach Leipzig, um Miltitz daselbst zu sprechen. – Ein Körbchen folgt anbey.