Wermsdorf, den 19. November 1795 [Donnerstag]
Wie kannst Du, bestes Brüderchen, nur in Deinem letzten lieben Briefe so viel Entschuldigungen über Dein temporaires Stillschweigen machen? – In meinem Herzen bist Du immer entschuldigt [. . .]
Schwerlich werde ich Dir heute Deine Briefe in einer vollkommenen natürlichen Ordnung beantworten können, weil mein Herz immer, wenn ich Dir schreibe zu voll ist [. . .]
Was das politische Maulhalten gegen gewisse alte Leute, von Unzufriedenheiten mit Personen, unter denen man leben muß, anlangt, so dient dir zur Antwort, daß mich [. . .] hieran verschiedene dabei eingetretene Umstände hinderten [. . .]
Nicht immer kann man den Menschen nach dem, was er sagt, beurteilen, und öfters muß man dies nach den Umständen tun, unter welchen er es sagte, und nach den Veranlassungen, welche ihn vielleicht dazu bewogen, wenn man ihn nicht im Gegenteil ungerecht verdammen will. Die Wahrheit dieses Satzes bestätigt die Vermutung, die Du in Deinem letzten Briefe aussprichst, als ob ich mir Grüningen zur fixen Idee gemacht! – Wie Du dazu kamst, darüber gibt mir mein vorletzter Brief an Dich den vollständigsten Aufschluß; denn wenn Du diesen als eine vollständige und richtige Definition meiner Liebe zu Grüningen genommen hast, so konntest Du nicht anders urteilen; aber daß sie dies nicht war, davon wirst Du überzeugt sein, wenn Du das folgende gelesen hast: – – –
An einem launenvollen Tage, wo es nur eines Stoßes von außen bedurfte um eine völlige Explosion der Mißtöne, die in meinem Innern ruhten, hervorzubringen, ergriff mich plötzlich das Gefühl von meiner hiesigen, in Rücksicht der Geistes- und Herzensarmut so unangenehmen Lage, im Verein mit der seligen Rückerinnerung an die froh verlebten Stunden in Grüningen, und dieser unendliche Kontrast notzüchtigte, möcht ich sagen, meine Imagination, und so wurde dieser Tag der Geburtstag jenes Briefes, welcher, da die Saiten meiner Seele aufs höchste gespannt, und die Resonanzen der Empfindung Grüningsche Arbeit waren, natürlich nichts anderes als einen übertriebenen Panegyrikus von Gr[üningen] enthalten konnte! – – – [. . .]
Ich bin aber auch einmal ein liebendes Wesen, mit meinem natürlichen Hange zum Optimismus möchte ich öfters in den Stunden, wo ich am heitersten und frohesten bin, die ganze Welt umfassen und lieben; [. . .] und der Enthusiasmus für solche Menschen, dächt ich, wäre doch sehr verzeihlich. Du wirst mir einwerfen: Eben weil es so gute Menschen wären, wünschest Du nicht, daß ich sie gerade enthusiastisch verehrte, damit sich nicht in der Folge, wenn der Nimbus verschwände, und ich fände statt Heiligen Menschen, meine Liebe auf immer verlöschte und einer totalen Gleichgültigkeit Platz machte. Ich antworte Dir aber: dieser Enthusiasmus ist überhaupt nur augenblicklich, und ich suche täglich meinem Optimismus darin seine größte Force zu geben, daß er auch bei schwächern Menschen ihre Vorzüge und guten Seiten auf sucht und liebt. – [. . .] In diesem Lichte sehe ich auch Gr[üningen] nur als den neologischen Himmel an, in welchem man noch viel Unvollkommenheiten trifft, nicht für den orthodoxen, welcher das höchste Sinnbild der Vollkommenheit sein soll! – – –
Aber, lieber Fritz, so willkommen mir allemal eine solche Belehrung von Dir ist, dessen als meines besten Freundes Geistessuperiorität ich noch lieber als bei irgendeinem andern anerkenne, so kann ich Dir doch nicht bergen, wie diese freundschaftliche Erinnerung ein bei mir seit einiger Zeit schon rege gewordenes Bedenken gegen Dich vergrößert hat. Schon eine feine Weile bemerkte ich in Deinen Briefen ein gewisses Übelbehagen und noch mehr eine Unzufriedenheit mit Deiner ungewissen Lage. Freilich war dies nur versteckt, so daß Du es beinahe Dir selbst verbergen zu wollen schienst; aber ein Freund, dem schon seit einer Reihe Jahren Deine Liebe und Dein Vertrauen das Vorrecht gab, tiefer in die Geheimnisse Deines Herzens zu blicken, mußte hindurchschauen und etwas Besonderes darin finden, worin ein dritter vielleicht nicht einmal etwas gesucht hätte! – Ich schwieg, hielt es für leichte und vorübergehende Launenschauer, und glaubte, daß man sich durch Examina über jede Kleinigkeit leicht ein inquisitorisches und beichtväterliches Ansehen geben kann, welches, ohne Zutrauen zu erwecken, im Gegenteil die Insichverschließung vermehrt [. . .] Aber mit Deinem letzten Schreiben wuchsen die Besorgnisse so, daß ich nicht länger schweigen kann. Selbst in Deinem vorletzten Briefe hattest Du wenigstens noch einen Scheinmut, wenn Du sagtest: „Zaghaftigkeit könnte am ersten eine Superiorität des Übeln Zufalls bewirken. Das Glück hat seine Methode – Sie ist freilich die schwerste zu übersehen – aber tätiger Wille ist doch schon die halbe Mühe und die ganze Hoffnung!“ – Aber in diesem letzten Briefe sehe ich trotz des blendenden Exterieurs von Standhaftigkeit und Gleichmut, wenn anders jene Resignation und stille Gelassenheit nicht erkünstelt und nur als besänftigendes Mittel meiner aufbrausenden Leidenschaft entgegengesetzt ist, nichts als Mutlosigkeit und Stumpfheit des Geistes, der sich nicht mit männlicher Kraft die ihm entgegenstehenden Hindernisse zu kämpfen getraut!! – – Denn wie reimt sich der soeben angeführte Satz „Zaghaftigkeit könnte“ etc. mit dem folgenden: „Sind wir nicht unter dem Monde, wo unser Wille nicht immer kausaler Imperativ in der Zeitwelt unmittelbar ist“ ? So reimt sich auch Christus mit Belial!! – – Der erste voll festen Vertrauens auf das Schicksal und voll kraftmännischen Mutes! Der zweite inspiriert vom Geiste der Zweifelei. einer Schwester der Zaghaftigkeit. – Ich weiß zwar wohl, daß auch Deine journalieuse Wesenhaftigkeit, die ich mit Dir gemein habe, daran Schuld sein kann. Die Sache schien mir aber für Dein Bestes zu wichtig, als daß ich mich nicht hätte ausführlich darüber mit Dir verständigen sollen! – – Bei einem Menschen von vollendeter Feinheit und Zartheit des Gefühls, der mit einer blühenden, feurigen Phantasie große Talente und die edelste, erhabenste Ausbildung mit einem allumfassenden Geiste das liebevollste, wärmste Herz verbindet, und dessen liebenswürdigen Charakter nichts fehlt, als dann und wann Menschen, die ihn zu schätzen wissen, bei einem solchen nun, sage ich, ist eine solche Resignation möglich, aber nicht natürlich; sie muß durch Leiden, sie mögen sein von welcher Art sie wollen, erzwungen werden! Und wessen Busen könntest Du diese in der Welt sicherer anvertrauen, als den meinigen! Ich will aber deswegen nicht indiskret sein, lieber Bruder; sind es Leiden, die ihren Sitz tiefer in der Seele haben, und wäre es Dir unangenehm, mich damit bekannt zu machen, so habe ich um nichts gebeten. Ist es aber vielleicht körperliche Schwäche, so fasse Mut, plage Dich nicht mit unwahrscheinlichen Möglichkeiten, sondern beschäftigte Deine Seele mit wahrscheinlicheren, angenehmeren Gewißheiten. Ich kann mir wohl denken, daß Dich Deine bevorstehende Trennung traurig und mißmutig macht, aber blicke über dies Hügelchen Unannehmlichkeit in die unbegrenzte Aussicht der fruchtbarsten Auen der Zukunft, wo Dein Auge sich in dem blauen Äther verliert! Denke Dir doch den Unterschied, den ein paar Jahre oft zu unserm Vorteil machen! – – – –
1
„Die sind sicher für des Schicksals Neide,
Denen holde Jugendlieb und Freude
Und ein stolzes [Herz] im Busen klopft.
Ihrer Seufzer gingen nie verloren,
Ihren frommen Bitten hat die Ohren
Nie sich die Vergelterin verstopft.
2
Eh noch wenig kurze Jahre schwinden,
Werden wir entzückt uns wiederfinden
Unter einem helleren Gestirn.
Unsere Sprache wird uns dann noch ärmer,
Unsere Arme schliessen dann noch wärmer,
Höhere Glut umflieget unsre Stirn!“
So sangst Du einst selber, und jetzt kann ich es auch auf Dich anwenden! Bedenke immer, daß, wenn das Mädchen Dich liebt, wenn der Vater in jener Entscheidungsstunde in so einem ermunterndem Tone zu Dir sagen konnte: „Wer kein Herz hat, hat auch keine Courage!“ – Wenn die Mutter Dich so liebt, wie die Dich liebt, wenn endlich alles, was zum Hause gehört, Dir unendlich zugetan ist – daß dann kein Ding unmöglich ist! –
Schone, wenn Du uns, und alle, die Dich lieben, nur ein wenig wiederliebst Deine Gesundheit! und vergiß nie, daß Du Brüder hast, die im äußersten Fall Leib und Leben für Dein Glück wagen würden! Ich meinerseits verspreche Dir, so zu sein, als wär ich mit Haut und Haar in mich gefahren.
„Oh, laß uns nie die Lilie zerknicken,
Die lieblich uns im Tal der Hoffnung winkt:
Der Glückliche, der ihren Balsam trinkt,
Wird ungeschreckt das kühle Grab erblicken,
In das für ihn ein Lichtstrahl niedersinkt;
Ein höheres Ideal wird seinen Geist entzücken,
Und wo sich anderen der Tod, ein Schreckbild, malt,
Sieht er ein Götterkind, von Sonnenglanz umstrahlt!“
Haec hac tenus
Wenn ich Dir aber von einer Anwerbung zu unserm Regimente gesprochen habe, so wirst Du Dich wohl wundern, wenn ich Dir Miltiz nenne! Das ist gewiß einer von den besten und edelsten Menschen, die ich in langer Zeit habe kennen lernen, ich bin erst jetzt auf der Jagd genauer mit ihm bekannt geworden, und bin hernach noch 4 Tage bei ihm [. . .]
Wie kannst Du, bestes Brüderchen, nur in Deinem letzten lieben Briefe so viel Entschuldigungen über Dein temporaires Stillschweigen machen? – In meinem Herzen bist Du immer entschuldigt [. . .]
Schwerlich werde ich Dir heute Deine Briefe in einer vollkommenen natürlichen Ordnung beantworten können, weil mein Herz immer, wenn ich Dir schreibe zu voll ist [. . .]
Was das politische Maulhalten gegen gewisse alte Leute, von Unzufriedenheiten mit Personen, unter denen man leben muß, anlangt, so dient dir zur Antwort, daß mich [. . .] hieran verschiedene dabei eingetretene Umstände hinderten [. . .]
Nicht immer kann man den Menschen nach dem, was er sagt, beurteilen, und öfters muß man dies nach den Umständen tun, unter welchen er es sagte, und nach den Veranlassungen, welche ihn vielleicht dazu bewogen, wenn man ihn nicht im Gegenteil ungerecht verdammen will. Die Wahrheit dieses Satzes bestätigt die Vermutung, die Du in Deinem letzten Briefe aussprichst, als ob ich mir Grüningen zur fixen Idee gemacht! – Wie Du dazu kamst, darüber gibt mir mein vorletzter Brief an Dich den vollständigsten Aufschluß; denn wenn Du diesen als eine vollständige und richtige Definition meiner Liebe zu Grüningen genommen hast, so konntest Du nicht anders urteilen; aber daß sie dies nicht war, davon wirst Du überzeugt sein, wenn Du das folgende gelesen hast: – – –
An einem launenvollen Tage, wo es nur eines Stoßes von außen bedurfte um eine völlige Explosion der Mißtöne, die in meinem Innern ruhten, hervorzubringen, ergriff mich plötzlich das Gefühl von meiner hiesigen, in Rücksicht der Geistes- und Herzensarmut so unangenehmen Lage, im Verein mit der seligen Rückerinnerung an die froh verlebten Stunden in Grüningen, und dieser unendliche Kontrast notzüchtigte, möcht ich sagen, meine Imagination, und so wurde dieser Tag der Geburtstag jenes Briefes, welcher, da die Saiten meiner Seele aufs höchste gespannt, und die Resonanzen der Empfindung Grüningsche Arbeit waren, natürlich nichts anderes als einen übertriebenen Panegyrikus von Gr[üningen] enthalten konnte! – – – [. . .]
Ich bin aber auch einmal ein liebendes Wesen, mit meinem natürlichen Hange zum Optimismus möchte ich öfters in den Stunden, wo ich am heitersten und frohesten bin, die ganze Welt umfassen und lieben; [. . .] und der Enthusiasmus für solche Menschen, dächt ich, wäre doch sehr verzeihlich. Du wirst mir einwerfen: Eben weil es so gute Menschen wären, wünschest Du nicht, daß ich sie gerade enthusiastisch verehrte, damit sich nicht in der Folge, wenn der Nimbus verschwände, und ich fände statt Heiligen Menschen, meine Liebe auf immer verlöschte und einer totalen Gleichgültigkeit Platz machte. Ich antworte Dir aber: dieser Enthusiasmus ist überhaupt nur augenblicklich, und ich suche täglich meinem Optimismus darin seine größte Force zu geben, daß er auch bei schwächern Menschen ihre Vorzüge und guten Seiten auf sucht und liebt. – [. . .] In diesem Lichte sehe ich auch Gr[üningen] nur als den neologischen Himmel an, in welchem man noch viel Unvollkommenheiten trifft, nicht für den orthodoxen, welcher das höchste Sinnbild der Vollkommenheit sein soll! – – –
Aber, lieber Fritz, so willkommen mir allemal eine solche Belehrung von Dir ist, dessen als meines besten Freundes Geistessuperiorität ich noch lieber als bei irgendeinem andern anerkenne, so kann ich Dir doch nicht bergen, wie diese freundschaftliche Erinnerung ein bei mir seit einiger Zeit schon rege gewordenes Bedenken gegen Dich vergrößert hat. Schon eine feine Weile bemerkte ich in Deinen Briefen ein gewisses Übelbehagen und noch mehr eine Unzufriedenheit mit Deiner ungewissen Lage. Freilich war dies nur versteckt, so daß Du es beinahe Dir selbst verbergen zu wollen schienst; aber ein Freund, dem schon seit einer Reihe Jahren Deine Liebe und Dein Vertrauen das Vorrecht gab, tiefer in die Geheimnisse Deines Herzens zu blicken, mußte hindurchschauen und etwas Besonderes darin finden, worin ein dritter vielleicht nicht einmal etwas gesucht hätte! – Ich schwieg, hielt es für leichte und vorübergehende Launenschauer, und glaubte, daß man sich durch Examina über jede Kleinigkeit leicht ein inquisitorisches und beichtväterliches Ansehen geben kann, welches, ohne Zutrauen zu erwecken, im Gegenteil die Insichverschließung vermehrt [. . .] Aber mit Deinem letzten Schreiben wuchsen die Besorgnisse so, daß ich nicht länger schweigen kann. Selbst in Deinem vorletzten Briefe hattest Du wenigstens noch einen Scheinmut, wenn Du sagtest: „Zaghaftigkeit könnte am ersten eine Superiorität des Übeln Zufalls bewirken. Das Glück hat seine Methode – Sie ist freilich die schwerste zu übersehen – aber tätiger Wille ist doch schon die halbe Mühe und die ganze Hoffnung!“ – Aber in diesem letzten Briefe sehe ich trotz des blendenden Exterieurs von Standhaftigkeit und Gleichmut, wenn anders jene Resignation und stille Gelassenheit nicht erkünstelt und nur als besänftigendes Mittel meiner aufbrausenden Leidenschaft entgegengesetzt ist, nichts als Mutlosigkeit und Stumpfheit des Geistes, der sich nicht mit männlicher Kraft die ihm entgegenstehenden Hindernisse zu kämpfen getraut!! – – Denn wie reimt sich der soeben angeführte Satz „Zaghaftigkeit könnte“ etc. mit dem folgenden: „Sind wir nicht unter dem Monde, wo unser Wille nicht immer kausaler Imperativ in der Zeitwelt unmittelbar ist“ ? So reimt sich auch Christus mit Belial!! – – Der erste voll festen Vertrauens auf das Schicksal und voll kraftmännischen Mutes! Der zweite inspiriert vom Geiste der Zweifelei. einer Schwester der Zaghaftigkeit. – Ich weiß zwar wohl, daß auch Deine journalieuse Wesenhaftigkeit, die ich mit Dir gemein habe, daran Schuld sein kann. Die Sache schien mir aber für Dein Bestes zu wichtig, als daß ich mich nicht hätte ausführlich darüber mit Dir verständigen sollen! – – Bei einem Menschen von vollendeter Feinheit und Zartheit des Gefühls, der mit einer blühenden, feurigen Phantasie große Talente und die edelste, erhabenste Ausbildung mit einem allumfassenden Geiste das liebevollste, wärmste Herz verbindet, und dessen liebenswürdigen Charakter nichts fehlt, als dann und wann Menschen, die ihn zu schätzen wissen, bei einem solchen nun, sage ich, ist eine solche Resignation möglich, aber nicht natürlich; sie muß durch Leiden, sie mögen sein von welcher Art sie wollen, erzwungen werden! Und wessen Busen könntest Du diese in der Welt sicherer anvertrauen, als den meinigen! Ich will aber deswegen nicht indiskret sein, lieber Bruder; sind es Leiden, die ihren Sitz tiefer in der Seele haben, und wäre es Dir unangenehm, mich damit bekannt zu machen, so habe ich um nichts gebeten. Ist es aber vielleicht körperliche Schwäche, so fasse Mut, plage Dich nicht mit unwahrscheinlichen Möglichkeiten, sondern beschäftigte Deine Seele mit wahrscheinlicheren, angenehmeren Gewißheiten. Ich kann mir wohl denken, daß Dich Deine bevorstehende Trennung traurig und mißmutig macht, aber blicke über dies Hügelchen Unannehmlichkeit in die unbegrenzte Aussicht der fruchtbarsten Auen der Zukunft, wo Dein Auge sich in dem blauen Äther verliert! Denke Dir doch den Unterschied, den ein paar Jahre oft zu unserm Vorteil machen! – – – –
1
„Die sind sicher für des Schicksals Neide,
Denen holde Jugendlieb und Freude
Und ein stolzes [Herz] im Busen klopft.
Ihrer Seufzer gingen nie verloren,
Ihren frommen Bitten hat die Ohren
Nie sich die Vergelterin verstopft.
2
Eh noch wenig kurze Jahre schwinden,
Werden wir entzückt uns wiederfinden
Unter einem helleren Gestirn.
Unsere Sprache wird uns dann noch ärmer,
Unsere Arme schliessen dann noch wärmer,
Höhere Glut umflieget unsre Stirn!“
So sangst Du einst selber, und jetzt kann ich es auch auf Dich anwenden! Bedenke immer, daß, wenn das Mädchen Dich liebt, wenn der Vater in jener Entscheidungsstunde in so einem ermunterndem Tone zu Dir sagen konnte: „Wer kein Herz hat, hat auch keine Courage!“ – Wenn die Mutter Dich so liebt, wie die Dich liebt, wenn endlich alles, was zum Hause gehört, Dir unendlich zugetan ist – daß dann kein Ding unmöglich ist! –
Schone, wenn Du uns, und alle, die Dich lieben, nur ein wenig wiederliebst Deine Gesundheit! und vergiß nie, daß Du Brüder hast, die im äußersten Fall Leib und Leben für Dein Glück wagen würden! Ich meinerseits verspreche Dir, so zu sein, als wär ich mit Haut und Haar in mich gefahren.
„Oh, laß uns nie die Lilie zerknicken,
Die lieblich uns im Tal der Hoffnung winkt:
Der Glückliche, der ihren Balsam trinkt,
Wird ungeschreckt das kühle Grab erblicken,
In das für ihn ein Lichtstrahl niedersinkt;
Ein höheres Ideal wird seinen Geist entzücken,
Und wo sich anderen der Tod, ein Schreckbild, malt,
Sieht er ein Götterkind, von Sonnenglanz umstrahlt!“
Haec hac tenus
Wenn ich Dir aber von einer Anwerbung zu unserm Regimente gesprochen habe, so wirst Du Dich wohl wundern, wenn ich Dir Miltiz nenne! Das ist gewiß einer von den besten und edelsten Menschen, die ich in langer Zeit habe kennen lernen, ich bin erst jetzt auf der Jagd genauer mit ihm bekannt geworden, und bin hernach noch 4 Tage bei ihm [. . .]