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Jeanette Danscour, Karoline von Kühn, Georg von Kühn to Novalis TEI-Logo

Grüningen den 31ten December [17]95 [Donnerstag]
[Danscour]:
Das Sie bester Herr von Hardenberg so gesunt wie ein Eckergen, so wohl wie der Fisch im Wasser, und vergnügt wie ein König sein mögen, ist mein heissester wünsch, wir sind es auch so viel es die Umstände unßerer armen Söphe erlauben, die in der Taht nicht die besten sind, Sie wißen doch, das wie Sie uns verließen, wir da den Hofrath erwarteten, er kam den[n] endlich, und fand Söphchen wieder seiner erwartung sehr schlecht, er war wohl über eine Stunde da, ehe er sich über ihre Umstände erklärte, endlich schidelte er den Kopf und sagte, so hab ich mir die Patientin, nach dem Bericht des H[errn] Docktors, und des Herrn Hauptman nicht vorgestelt, ich wünschte von Herzen, man hätte mich 4 Wochen eher kommen laßen, die Umstände haben sich unter der Zeit, um ein merkliches verschlimmert hier müßen die schleinigsten Hülfsmittel angewendet werden, den[n] die Leber hat sehr geliten, und der Himmel gebe nur, das noch keine Vereiderungen da sind, so wird nebst Gott noch alles gut gehen; nun schrieb er gleich folchende Cur for, des morgens früh nüchtern, muß sie beynah ein Mas Molcke trinken, nachmittag Arzenei nehmen, früh und abends wird der Unterleib, wie zeither gesehen, mit einer Salbe eingerieben, und ein Tag um den anderen gebadet, und diese Cur scheind ihr gottlob recht gut zu bekommen, ich glaube ganz gewiß, sie wird den besten erfolg haben, Söphe hat mich recht sehr gebeten, Ihnen so bald wie möglich nachricht von diesen allen zu geben, in der gewißen Überzeugung das es Ihnen lieb sein würde, und daß sie alsdann auch nachricht von Ihrem Befinden bekommen würde; die Thümmeln war sehr tücksch auf Sie mon cher, denn sie hatte sich große rechnung auf Sie gemacht, sie schimpfte was [das] zeig halten wolte, und sagte, Sie hätten manchmahl rechte schnelle Einfäle iust da fort zu gehen, wänn sie kömme, nun kommen Sie nur recht bald wieder zu uns, aber ja nicht allein, bringen Sie uns wänn es möglich ist Ihre beyde Herrn Brüder mit, da wollen wir uns wieder einmal recht unßeres Lebens freuen, der Herr Papa reisen mit dem Herrn Sohn den 5 Januar [Dienstag] wieder nach Langensalz zum Bad und von da nach Gotha, also sind wir allen vermuthen nach ein Tager 8 bis 10 ganz isolirt, da wird uns die arme Söphe die Ohren recht voll knoteln, nun es wird sich ja wohl geben, schreiben Sie mir nur in der Zeit. Sie können nicht glauben, wie sehr Sie wünscht was von Ihnen zu hören, sie fragt mich alle Tage ob Sie noch nicht geschrieben hätten, und strickt so fleisich an dem andern Theil Ihrer Weste,
[Caroline von Kühn]:
ja! ja! sie strickt so fleißig an der Weste als es ihre Kräfte erlauben kommen Sie nur recht bald und überzeugen Sie sich selber davon, ich bin überzeugt daß Ihnen die Emmßigkeit mit welcher Sie daran Arbeitet viel Vergnügen machen wird, und überhaupt habe ich jetzt Hoffnung daß wir alsdann Ursach haben werden uns wegen der Söphe ihrer Gesundheit zu freuen, wie wollen wir aber dann auch vergnügt seyn! mich soll alsdann gewiß nichts in meiner guten Laune stöhren, über alles will ich mich hinaus setzen, Sie wißen, wie ich mit nôtre chère Harmoniere ihre Wünsche sind mit dem meinigen in allen ganz übereinstimment, verstehen Sie wohl.
[George von Kühn] :
Daß Du glücklich mit Deinen Gaul nach Eckartsberge gekommen freud mich den[n] ich kann es nicht leugnen daß ich deinen wegen in Angst war weul ich mir dachte daß es doch ein albernes Dinck sey mit den Halß zerbrechen. Du würst die so sähnlich gewünste nachricht von Sopfgen hir in dießen Briefe finden, doch ist es nicht so gefährlich wie dieße Schilterung Dein
George
[Danscour]:
ich hab in meiner Schilderung nichts übertrieben, sondern ganz die Sache wie sie der Hofrath gefunden Ihnen bester Herr von Hardenberg gemeldet. Das ganze Hauß wie auch die Frau von Mandelsloh und Fräulein von Goldacker empfehlen sich Ihnen auf das freundschaftlichste ich aber empfehle mich Ihnen und Ihren beyden Herren Brüdern ganz besonders und es bleibt beim alten.
Danscour
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 31. Dezember 1795
  • Sender: Jeanette Danscour, Karoline von Kühn · , Georg von Kühn ·
  • Recipient: Novalis ·
  • Place of Dispatch: Grüningen (Greußen) · ·
  • Place of Destination: Weißenfels · ·
Printed Text
  • Bibliography: Novalis: Schriften. Tagebücher, Briefwechsel, Zeitgenössische Zeugnisse. Hg. v. Richard Samuel, Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. Bd. 4. Stuttgart u.a. 1975, S. 418‒420.
Manuscript
  • Provider: Freies Deutsches Hochstift
  • Classification Number: FDH Nr. 11909

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