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Jeannette Danscour, Sophie von Kühn to Novalis TEI-Logo

Grüningen, den 12ten Fév[rier 17]96. [Freitag]
Theuerster Herr v. Hardenberg
Begleidet von unßern besten segens Wünsche, sind Sie gewiß glücklich und wohlbehalden in Weißenfels angekommen – wir sind dem Himmel sey es gedanckt, auch alle recht wohl Söphgen, besonders, man sieht ihr gar keine Spur von Krankheit mehr an, und sie blüht wieder, wie eine Rose, Gott! gebe das kein feindselliger Wurm sich derselben je wieder naht. sie hatt sich schon ein baar mahl an mich geschmigt, und gefragt, ob ich nocht nicht bald an Ihnen schreiben würde, sie wolde auch etwas schreiben. Dieses kleine Enpressement freute mich sehr und ich nahm, wie Sie leicht denken können, keinen anstand, ihren Wunsch so gleich zu befriedigen; seid dem Sie uns verlaßen haben, ist weider nichts merckwirdiges vorgefallen, als eine für den Vater sehr unangenehme geschichte, ja, ja – die große Herlichkeit mit dem Fürsten in Sondershausen hatt mit respect zu sagen ein Ende – stellen Sie sich nur vor der Dummhuth, will ietz die Schweine nicht mehr haben, und hatt sie doch von dem Churfürsten geschänckt bekommen? ist das nicht ein alberner streisch für den Hauptman? Der ist so rackerich über die geschichte, das er den Herrn Fürsten, wie ein wildes Schwein mit seinen Hauer zerreisen könnte, er wird ihm sicherlich so bald nicht wieder in den weg kommen, übrichens lächert mich das Ding doch nicht wenig, daß ein so glugseinwollender Mann, wie der Hauptman so angeprelt worden ist mit seinen Herrn Fürsten wänn Sie Sich etwan auf seinen Besuch in Weißenfels so sehr gefreut haben? so bitte ich Sie mein bester Herr von Hardenberg, da es nun nicht geschehn kann und wird, Sich deswegen die Hare nicht aus zu raufen; sparen Sie solche lieber für Söphchen wänn Sie welche übrich haben, sie wird sie bald nöthig haben – – seit dem Sie unß verlaßen haben, hatt uns niemand fremdes besucht außer die Frau v. Larisch ihre Schwester, die Hering und das ganze Ni[e]beckersche Haus mit seinem anhang, die Zinckernageln hatt uns Lichtmeß wo es in Greußen jahrmarckt war zu Tische gebeten, wir haben auch nicht ermangelt ihr aufzuwarten, es war der guten Sophie ihr erster ausgang, und er ist ihr sehr wohl bekommen, auf den Marckt ist sie aber nicht gekommen, weil es zu schmutzig und zu windig war, wir beknigten uns damit, daß wir zum Fenster hinaus sahen wo wir das vergnügen hatten, den Herrn Wacker und Luck vorbeygehen zu sehen, unßere alte Kirmser erzählte uns, wie sie vom Marckte nach Hauße gegangen, hätten ihr die beyden Herrns nebst 7 gemeinen Hussaren begegent sie weren alla canaille besoffen gewesen, sie hätte nicht anders geglaubt als das sie alle die Halße stürzen würden so unmenschlich weeren sie darauf los geritten, ach! lieber Hardenberg sollte man nicht ein Creutz an seine Brust schlagen wänn man solche Menschen sieht? ha, ha, ha – ha! endlich ein Brief, von dem guten lieben vortreflichen Carl o! sagen Sie ihm Dausend, Dausend Herzliche Danksagungen von mir für denselben, und er möchte ja bald recht bald kommen, wir erwarteten ihn mit der größten ungedult, ach! were es nur nicht um abschied zu nehmen – –
[Sophie von Kühn :]
Ja ja so mein ich auch es wäre auch der Rede noch einmal werd wenn wir den angenehmen Besuch einer andern Uhrsache zu schreibenn könden. Nu wie sind Sie denn nach Hauß gekommen lieber Hardenberg, doch recht wohl und fietehl? Nun muß ich Sie nur mein Anliegen klagen stelln Sie sich nur ein mahl vor wie Sie mier die Hare gaben so wickelde ich sie sauber in ein Papiergen ein und legde sie auf Hanßen seinen Tisch. Den andern Tag wolde ich sie weg nehmen ja da waren weder Hare noch Papiergen zu sehn nun bittet noch mahls Sich schären zu laßen (nehmlich den Kopf)
Sophie von Kühn.
[Danscour:]
Da der Brief voll ist, so kann ich weiter nichts mehr schreiben, als von der Mutter Caroline und meiner Wenigkeit Tausend Herzliche empfehlungen an Sie und beyden Herrn Brüder – leben Sie wohl mein bester mein guter mein allerliebster Freund, und krachten Sie ja fleisig Nußschahlen in zwey denn ich glaube das Ihnen diese Motion gesunt ist ja, ja – –
je suis toujour la mème
Danscour
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 12. Februar 1796
  • Sender: Jeannette Danscour · , Sophie von Kühn ·
  • Recipient: Novalis ·
  • Place of Dispatch: Grüningen (Greußen) · ·
  • Place of Destination: Weißenfels · ·
Printed Text
  • Bibliography: Novalis: Schriften. Tagebücher, Briefwechsel, Zeitgenössische Zeugnisse. Hg. v. Richard Samuel, Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. Bd. 4. Stuttgart u.a. 1975, S. 425‒426.
Manuscript
  • Provider: Freies Deutsches Hochstift
  • Classification Number: FDH Nr. 11912
Language
  • German

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