Single collated printed full text without registry labelling not including a registry

Jeanette Danscour, Karoline von Kühn, Sophie von Kühn, Friedericke von Mandelsloh to Novalis TEI-Logo

[Danscour]:
[Grüningen,] Montag den 21ten März [1796]
Bester Herr von Hardenberg!
In aller geschwindigkeit habe ich die Ehre, Denenselben Hoch und theuer zu versichern, das Söphgen sich beßer befindet als ich – und vieleicht auch Sie – denn es thut ihr nicht eine Aderweh – und ich, aber darnach fragt niemanden – darum will ich auch davor schweigen – also Söphgen ist munter, und recht sehr wohl wieder – und wenn ich es nicht voraus eingesehen, das es mit ihrer Krankheit für diesmal nichts zu sagen hätte, so würde ich es Ihnen wohl kunt, und zu wißen gethan haben – und wänn Sie mir nicht glauben wollen, nun so schreiben Sie doch an Ebhart.
[Caroline von Kühn]:
Auch ich kann es versichern daß sie sich recht wohl befindet und wenn Ihnen unsere beyde versicherungen noch nicht genug sind, so weiß ich Sie gleich auch an Eb[h]arden. Ich habe mich immer sehr gefreud durch die Söphe und Mademoißelle zu erfahren wie es Ihnen geht und Sie können versichert seyn daß ich an allen viel Theil genomen habe besonders habe ich mich über Ihre vielen Geschäffte geärgert die Sie abhalten auf Ostern zu uns zu kommen, da es aber nun nicht seyn soll so schreiben Sie nur recht fleißig und halten Sie uns dadurch Schadloos.
Caroline
[Sophie von Kühn]:
Nun komme ich mit der dritten Versicherung: Ich wüste die Zeit nicht daß ich so wohl gewessen wäre wie jetzo an den Ruckfall war ich auch selbst schuld denn ich nahm die Woche zu früh aber nun wollen wir uns besser in acht nehemen. Wissen Sie waß lieber Hardenberg schreiben Sie recht bald und mehr wie ich:
Sophia
[Friederike von Mandelsloh]:
Heute ist endlich unßere so sehnlichst erwartete M – – hier angekommen, sie ist dem Himmel sei es gedankt – ich nehme hier die Feder – heiterer als ich Sie erwardet habe. Muß ich nicht mit meinem Schicksaal zufrieden seyn? könnte ich es durch meine Thränen dahin bringen, meinen guten Mann zu behalten, ich würde nicht aufhören zu weinen, bis die Quelle der Thränen versiegt wär, da ich aber sehe das mir alles mein trauren nichts hülft so suche ich mich so viel als möchlich zu faßen, es ist ja so des Menschen wahrste Bestimmung zu Leiden, folchlich kann ich nicht ausgeschlosen seyn. Längst hoffte ich auf einen Brief von Ihnen, allein auch Freunde können einen wie ich sehe vergessen.
Fritze von Mandelsloh
[Danscour]:
apropo mon cher, wie können Sie so unvorsichtich sein und können uns da Ein solches Wort schreiben (Den Bruder den ich anbete – nie wieder sehen) – wänn Sie, Ein Mann – so kleinmüthig sein wollen – was sollen wir schwächere Geschöpfe, die wir ihn so gut wie Sie – anbeten, lieben, und über alles schätzen – thun? – geweind haben wir, um den Edeln, vielleicht mehr als seine eigne ältern und geschwister – Da uns aber nun, dies Weinen nichts mehr hilft – so wollen wir mit vereinigten Kräften für seine Erhaltung beten, ja lieber Hardenberg, auch für den armen leidenden Eraßmus, deßen Schicksal uns gewiß, auch sehr am Herzen liegt – wollen wir brünstig um seine baldige genesung zu Gott! beten – o! das doch immer, die besten Menschen, am meresten leiden müßen. Söphchen läst Sie recht sehr bitten lieber Hardenberg, ja nicht wieder so traurige Briefe zu schreiben, hübsch munter und heiter zu sein, und ich meine auch so, laßen Sie diesen Sturm vorüber sein – so wird uns die Sonne tausendmahl schöner lachen – und die Zeit kömmt gewiß – bald – nun eine kleine erinnerung, der gute Carl hatt bey seinem hiersein dem Vater von Leipzig eine Schabracke zu besorgen versprochen, und da solche noch nicht angekommen – so befürchtet er es möchte vergeßen worden sein – wißen Sie etwann was davon, so bitt ich sie anhero so bald wie möglich zu schicken – Ihre beyden Briefe habe ich sogleich bestellt – Sie fragen ob die kleinen alle munter weren – alle wieder wohl, bis auf meinen armen lieben Günther, der fängt sich erst an zu erholen, er ist abgezehrt bis auf die Knochen, Sie würden ihn nicht mehr kennen – wänn Sie ihn itz sehen sollten – – alles im ganzen Hause von den Kleinsten bis zum Grösten grüst Sie Herzlich und wünscht Sie bald hier zu sehen, und das daß Einer meiner heißesten Wünsche mit ist braucht wohl nicht erst zu versichern
Ihre so dienstwillige
J[eanette] D[anscour].
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 21. März 1796
  • Sender: Jeanette Danscour, Karoline von Kühn · , Sophie von Kühn · , Friedericke von Mandelsloh ·
  • Recipient: Novalis ·
  • Place of Dispatch: Grüningen (Greußen) · ·
  • Place of Destination: Weißenfels · ·
Printed Text
  • Bibliography: Novalis: Schriften. Tagebücher, Briefwechsel, Zeitgenössische Zeugnisse. Hg. v. Richard Samuel, Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. Bd. 4. Stuttgart u.a. 1975, S. 430‒431.
Manuscript
  • Provider: Freies Deutsches Hochstift
  • Classification Number: FDH Nr. 11914
Language
  • German

Zur Benutzung · Zitieren