Grüningen den 8ten Juli [1796]. [Freitag]
Gott! sey Dank, daß ich endlich nachricht von Ihnen mein bester Herr von Hardenberg ein mal wieder habe, dafür sollen Sie auch viel, sehr viel von mir erfahren, erstlich das unßere geliebte Sophia benebst der Mutter, der Frau von Mandelsloh, der Mathilde und Max schon seid den 4ten Juli in Jena sind und wahrscheinlich noch eine geraume Zeit dort werden bleiben müßen, indem Starke Söphe nicht eherden wieder zurück last, als bis sie ganz wieder hergestelt sein wiert. Der Knoten auf der Hüfte ist opérirt worden, es ist unglaublich, mit was für einer Standhaftigkeit, diese junge Heltin, diese schmerzhafte opération abgehalten, sie geschah im beysein des Herrn Hofrath Starke und noch 2 andrer sehr geschickte Doctores welche sich wechselsweise emprésiren ihr gefällich zu sein – Sie können nicht glauben was für eine mänge Materie aus der Wunde kömmt, sie hat ein fölliges Lebergeschwür, der Hofrath verbändet sie alle Tage selbst, wobey sie alle mal ein heftiges Fieber bekömmt, weil das geschwühr sehr tief sitzt, das nein sprützen und Wicken nein drehn machen ihr die grösten Schmerzen. Dieß geschieht nun alle mal abends. Den übrichen Tag soll sie recht munter sein, der Hofrath welcher, wie die gnädige Frau schreibt, ein allerliebster und sehr gefälliger Mann sein soll, hat sie in ein Garten Hauß vor der Stat logirt, er geht oft mit den Damens spatzieren, kurz sie scheinen sich übrichens recht wohl dort zu gefallen – Der Vater und die Tante Götze fahren auf den Sonntag hin – haben Sie etwan auch lust hin zu reisen, so sei Ihnen das zur nachricht gesagt. Der Vater würd den Brief und das Paquet von Ihnen an Söphe und der Mandelsloh mit nehmen. Hier, und in Clingen ist dem Himmel sey Dank, alles recht wohl, aber auch alles öhde und leer, ach! eine unerträgliche ängstliche Stille – – herrscht iezt um uns her. Die Thümmeln schreibt sehr fleisich an mich, sie wartet sehnlich auf einen Brief von Ihnen, von dem guten Carl haben wir noch keinen Brief, schreiben Sie etwann bald an ihm, so sein Sie so gütig und Empfehlen mich und Carolingen auf das Herzlichste – und er sollte uns doch nur ein mal mit ein paar Zeilen von seinen schönen Hänten erfreuen – Mandelsloh hat einen langen Brief an den Vater geschrieben, worinnen er ihm die ganze afaire ganz genau referirt und eine abschrift, von dem Brief des Erzherzog [Karl] an den General Lind mitgeschickt – er klagt auch über die verdamten Bivouaken, ist aber übrichens recht wohl und vergnügt, er schreibt nichts hätte ihm mehr spaß gemacht als der March durch Wezlar wie alles gerufen hätte, es leben die braven Sachsen, und eine mänge adliger Damens da gestanten mit große Krüge voll wein, hier und brodt und solches mit eugnen hohen Hände unter sie ausgetheild, es habe ganz schnurricht ausgesehen – – – –
nun lieber Herr von Hardenberg wünschte ich Herzlich, das Sie diesen Brief schon hätten, man weis gar nicht, wo man Sie unsteten Mensch antrefen soll, noch eins läßt Ihnen der Vater nebst viele Herzliche Grüße sagen, sich ja wegen der guten lieben Söphe, keine beunruhigende Sorgen zu machen, indem sie der Hofrath nebst Gott! gewiß wieder herstellen wirt, zeigen Sie sich hübsch so standhaft, wie diese junge Dulterinn, die aller Menschen verwunderung ist – uns alle belebt neue Hoffnung und Muth – schreiben Sie mir ja bald was Sie beginen und wo Sie sind – so bald der Vater wieder zurück ist schreib ich Ihnen so gleich wieder, er bleibt höchstens 4 bis 5 Tage aus, wie immer Ihre warme Freundin D[anscour].
[Caroline von Kühn:]
daß ist wahr Sie sind doch noch immer derjenige der mich aufrecht erhällt, wenn ich von dem gewöhnlichen Gedanken (der meines erachtens immer auf Beweise gegrünndet ist) beynah zu Boden gedrückt werde, Sie kennen den Gedanken schon ohne daß ich Sie hier damit bekannt mache, es ist nehmlich der, daß ich glaube daß mich jedermann linker Hand läßt wie Sie mir eben von Mandelslohn schreiben, ich weiß Ihre Absicht recht gut die Sie dabey hatten, allein diesesmal hatten Sie Ihren Zweck verfehlt, ich war gar nicht wie gewöhnlich traurig darüber, denn Sie versicherten mich dabey, durch Ihre Teihlnahme, von Ihrer Freundschaft, und es ist mir schon genug wenn ich nur von wenigen geschätzt werde, aber desto mehr weiß ich denn auch die wenigen zu schätzen. Daß ich Ihre Aufträge an die Söphe nicht habe besorgen können werden Sie aus der ma chere ihren Brief gesehn haben, und Sie hatt Ihnen gewiß auch geschrieben wie viel das gute Mädchen hat leiden müßen und mit was für einer bewunderenswürdigen Standhaftigkeit Sie alles erduldet hat, der Himmel gebe daß dieß die letzten Schmerzen sind die Sie ausstehen muß. Haben Sie die Güte und empfehlen Sie mich Ihren Fräulein, auf die Art wie sie glauben können daß ich gern an sie empfohlen sein möchte, und sein Sie überzeugt, daß ich ewig sein werde
Ihre
Freundin. Caroline.
Gott! sey Dank, daß ich endlich nachricht von Ihnen mein bester Herr von Hardenberg ein mal wieder habe, dafür sollen Sie auch viel, sehr viel von mir erfahren, erstlich das unßere geliebte Sophia benebst der Mutter, der Frau von Mandelsloh, der Mathilde und Max schon seid den 4ten Juli in Jena sind und wahrscheinlich noch eine geraume Zeit dort werden bleiben müßen, indem Starke Söphe nicht eherden wieder zurück last, als bis sie ganz wieder hergestelt sein wiert. Der Knoten auf der Hüfte ist opérirt worden, es ist unglaublich, mit was für einer Standhaftigkeit, diese junge Heltin, diese schmerzhafte opération abgehalten, sie geschah im beysein des Herrn Hofrath Starke und noch 2 andrer sehr geschickte Doctores welche sich wechselsweise emprésiren ihr gefällich zu sein – Sie können nicht glauben was für eine mänge Materie aus der Wunde kömmt, sie hat ein fölliges Lebergeschwür, der Hofrath verbändet sie alle Tage selbst, wobey sie alle mal ein heftiges Fieber bekömmt, weil das geschwühr sehr tief sitzt, das nein sprützen und Wicken nein drehn machen ihr die grösten Schmerzen. Dieß geschieht nun alle mal abends. Den übrichen Tag soll sie recht munter sein, der Hofrath welcher, wie die gnädige Frau schreibt, ein allerliebster und sehr gefälliger Mann sein soll, hat sie in ein Garten Hauß vor der Stat logirt, er geht oft mit den Damens spatzieren, kurz sie scheinen sich übrichens recht wohl dort zu gefallen – Der Vater und die Tante Götze fahren auf den Sonntag hin – haben Sie etwan auch lust hin zu reisen, so sei Ihnen das zur nachricht gesagt. Der Vater würd den Brief und das Paquet von Ihnen an Söphe und der Mandelsloh mit nehmen. Hier, und in Clingen ist dem Himmel sey Dank, alles recht wohl, aber auch alles öhde und leer, ach! eine unerträgliche ängstliche Stille – – herrscht iezt um uns her. Die Thümmeln schreibt sehr fleisich an mich, sie wartet sehnlich auf einen Brief von Ihnen, von dem guten Carl haben wir noch keinen Brief, schreiben Sie etwann bald an ihm, so sein Sie so gütig und Empfehlen mich und Carolingen auf das Herzlichste – und er sollte uns doch nur ein mal mit ein paar Zeilen von seinen schönen Hänten erfreuen – Mandelsloh hat einen langen Brief an den Vater geschrieben, worinnen er ihm die ganze afaire ganz genau referirt und eine abschrift, von dem Brief des Erzherzog [Karl] an den General Lind mitgeschickt – er klagt auch über die verdamten Bivouaken, ist aber übrichens recht wohl und vergnügt, er schreibt nichts hätte ihm mehr spaß gemacht als der March durch Wezlar wie alles gerufen hätte, es leben die braven Sachsen, und eine mänge adliger Damens da gestanten mit große Krüge voll wein, hier und brodt und solches mit eugnen hohen Hände unter sie ausgetheild, es habe ganz schnurricht ausgesehen – – – –
nun lieber Herr von Hardenberg wünschte ich Herzlich, das Sie diesen Brief schon hätten, man weis gar nicht, wo man Sie unsteten Mensch antrefen soll, noch eins läßt Ihnen der Vater nebst viele Herzliche Grüße sagen, sich ja wegen der guten lieben Söphe, keine beunruhigende Sorgen zu machen, indem sie der Hofrath nebst Gott! gewiß wieder herstellen wirt, zeigen Sie sich hübsch so standhaft, wie diese junge Dulterinn, die aller Menschen verwunderung ist – uns alle belebt neue Hoffnung und Muth – schreiben Sie mir ja bald was Sie beginen und wo Sie sind – so bald der Vater wieder zurück ist schreib ich Ihnen so gleich wieder, er bleibt höchstens 4 bis 5 Tage aus, wie immer Ihre warme Freundin D[anscour].
[Caroline von Kühn:]
daß ist wahr Sie sind doch noch immer derjenige der mich aufrecht erhällt, wenn ich von dem gewöhnlichen Gedanken (der meines erachtens immer auf Beweise gegrünndet ist) beynah zu Boden gedrückt werde, Sie kennen den Gedanken schon ohne daß ich Sie hier damit bekannt mache, es ist nehmlich der, daß ich glaube daß mich jedermann linker Hand läßt wie Sie mir eben von Mandelslohn schreiben, ich weiß Ihre Absicht recht gut die Sie dabey hatten, allein diesesmal hatten Sie Ihren Zweck verfehlt, ich war gar nicht wie gewöhnlich traurig darüber, denn Sie versicherten mich dabey, durch Ihre Teihlnahme, von Ihrer Freundschaft, und es ist mir schon genug wenn ich nur von wenigen geschätzt werde, aber desto mehr weiß ich denn auch die wenigen zu schätzen. Daß ich Ihre Aufträge an die Söphe nicht habe besorgen können werden Sie aus der ma chere ihren Brief gesehn haben, und Sie hatt Ihnen gewiß auch geschrieben wie viel das gute Mädchen hat leiden müßen und mit was für einer bewunderenswürdigen Standhaftigkeit Sie alles erduldet hat, der Himmel gebe daß dieß die letzten Schmerzen sind die Sie ausstehen muß. Haben Sie die Güte und empfehlen Sie mich Ihren Fräulein, auf die Art wie sie glauben können daß ich gern an sie empfohlen sein möchte, und sein Sie überzeugt, daß ich ewig sein werde
Ihre
Freundin. Caroline.