Cant[onierungs] :Quar[tier] : Birkenfeld, den
9ten Juli 1796. [Sonnabend]
Ich werde Dich bey Sakontala verklagen, denn es ist bis hierher nach Schwaben erschollen, daß Du in Niedersachsen fürchterlich sponsirt hast, sowie der alte Papa ein Spieler geworden ist; aber eben besinn ich mich, euch Juristen ist doch nie beyzukommen, denn Du hast mir ja schon wieder das Praevenire gespielt und Deine Verteidigung mündlich in Ver de Pomme geführt. Ja, nun will sich Sakontala eine Rute binden, da mag sie es thun, ich habe ihr es voraus gesagt, Du hast Dich gewiß besser in ver de pomme befunden, lieber Junge, als auf den brillanten Hardenberg, besonders da, wie ich aus der Danscour ihren Brief vom 17ten Juni, den ich erst vor 8 Tagen erhalten habe, erfahren, die ganze Familie beisammengewesen ist. Mandelsloh und ich haben oft an Euch gedacht und uns manchmal zu euch gewünscht, eine Pfeife Toback in den Vater seiner Stube zu rauchen war oft eine wünschenswerte Aussicht. Deine Heiterkeit über die Offenbarung und gute Aufnahme der Geschichte ist gewiß unendlich, und ich habe mich sehr gefreut, daß wir nicht mehr verstohlen brauchen nach Grüningen zu reisen, doppelt vergnügt werde ich dort seyn, da Furcht und Angst iezt wegfällt. –
Mit meiner Gesundheit geht es recht leidlich, aber mein Frohsinn leidet iezt hin und wieder Stöße; ich habe meine Bücher nicht bey mir und wir stehen immer so getrennt, daß ich auch wenig zu Mandelsloh oder Römer oder Lindenau kommen kann, die drey einzigen Menschen mit denen ich vertraut reden kann, und da bringt dann Langeweile Grillen und diese Mißvergnügen hervor; du glaubst nicht, wie oft einem unser Stand verleidet wird, oft mögte man es verwünschen Soldat geworden zu seyn, nicht wegen Strapazen und würklichen Unannehmlichkeiten der Campagne, denn Du weißt, daß ich mir daraus gar nichts mache, aber man bekömmt immer mehr Menschenkenntniß und Erfahrung und das freylich nicht immer die beste, wär ich mein eigner Herr und ihr nicht, ich würde oft sonderbare Streiche machen; doch ich denke, daß alle Menschen unendliche Fehler haben und ich mit den ihrigen muß Geduld haben wie Sie mit den meinigen, [. . .] Anton hat mich in einem Briefe um Rath gefragt, ob er solle Soldat werden oder nicht? für mich ein schweres Pensum ihm ganz richtig und gut zu antworten. Den Kreis Amtmann seine Heirat ist nicht durch mich, aber durch Clemens allgemein bekannt geworden, und hat mich eigentlich nicht wenig amüsirt.
10 Stunden von Strassburg, Lager bey Pforzheim den 13ten Juli 1796
Bis hierher war der Brief fertig, als auf einmal die Kaiserlichen zu Hunderten auf der totalen Flucht durch Birkenfeld giengen, und ganze Wagen voll Blessirte uns versicherten, die ganze Kaiserliche Armee sey total geschlagen, und auf völliger retirade; Sogleich wurde bey uns zu Pferde geblasen; und ich schloß nur den Brief an den Vater [. . .] wir ritten aus und bivouaquierten bei dem Dorfe Betzingen, und mit Tages Anbruch besetzten wir die Linien von Pforzheim, wo wir heute noch im Lager stehen, und unsere Bestimmung erwarten. – Die Nachricht, die ich dem Vater wegen der retirade der ganzen Armee schrieb will ich gern widerrufen, da es ein nichts als ein von Kaiserlichen Offiziers ausgesprengtes Gerücht war, die, da nur das Corps des General Klimb zersprengt war, die ganze Armee geschlagen glaubten. Ich bin fest überzeugt daß ich euch noch in diesem Jahre umarmen werde.
9ten Juli 1796. [Sonnabend]
Ich werde Dich bey Sakontala verklagen, denn es ist bis hierher nach Schwaben erschollen, daß Du in Niedersachsen fürchterlich sponsirt hast, sowie der alte Papa ein Spieler geworden ist; aber eben besinn ich mich, euch Juristen ist doch nie beyzukommen, denn Du hast mir ja schon wieder das Praevenire gespielt und Deine Verteidigung mündlich in Ver de Pomme geführt. Ja, nun will sich Sakontala eine Rute binden, da mag sie es thun, ich habe ihr es voraus gesagt, Du hast Dich gewiß besser in ver de pomme befunden, lieber Junge, als auf den brillanten Hardenberg, besonders da, wie ich aus der Danscour ihren Brief vom 17ten Juni, den ich erst vor 8 Tagen erhalten habe, erfahren, die ganze Familie beisammengewesen ist. Mandelsloh und ich haben oft an Euch gedacht und uns manchmal zu euch gewünscht, eine Pfeife Toback in den Vater seiner Stube zu rauchen war oft eine wünschenswerte Aussicht. Deine Heiterkeit über die Offenbarung und gute Aufnahme der Geschichte ist gewiß unendlich, und ich habe mich sehr gefreut, daß wir nicht mehr verstohlen brauchen nach Grüningen zu reisen, doppelt vergnügt werde ich dort seyn, da Furcht und Angst iezt wegfällt. –
Mit meiner Gesundheit geht es recht leidlich, aber mein Frohsinn leidet iezt hin und wieder Stöße; ich habe meine Bücher nicht bey mir und wir stehen immer so getrennt, daß ich auch wenig zu Mandelsloh oder Römer oder Lindenau kommen kann, die drey einzigen Menschen mit denen ich vertraut reden kann, und da bringt dann Langeweile Grillen und diese Mißvergnügen hervor; du glaubst nicht, wie oft einem unser Stand verleidet wird, oft mögte man es verwünschen Soldat geworden zu seyn, nicht wegen Strapazen und würklichen Unannehmlichkeiten der Campagne, denn Du weißt, daß ich mir daraus gar nichts mache, aber man bekömmt immer mehr Menschenkenntniß und Erfahrung und das freylich nicht immer die beste, wär ich mein eigner Herr und ihr nicht, ich würde oft sonderbare Streiche machen; doch ich denke, daß alle Menschen unendliche Fehler haben und ich mit den ihrigen muß Geduld haben wie Sie mit den meinigen, [. . .] Anton hat mich in einem Briefe um Rath gefragt, ob er solle Soldat werden oder nicht? für mich ein schweres Pensum ihm ganz richtig und gut zu antworten. Den Kreis Amtmann seine Heirat ist nicht durch mich, aber durch Clemens allgemein bekannt geworden, und hat mich eigentlich nicht wenig amüsirt.
10 Stunden von Strassburg, Lager bey Pforzheim den 13ten Juli 1796
Bis hierher war der Brief fertig, als auf einmal die Kaiserlichen zu Hunderten auf der totalen Flucht durch Birkenfeld giengen, und ganze Wagen voll Blessirte uns versicherten, die ganze Kaiserliche Armee sey total geschlagen, und auf völliger retirade; Sogleich wurde bey uns zu Pferde geblasen; und ich schloß nur den Brief an den Vater [. . .] wir ritten aus und bivouaquierten bei dem Dorfe Betzingen, und mit Tages Anbruch besetzten wir die Linien von Pforzheim, wo wir heute noch im Lager stehen, und unsere Bestimmung erwarten. – Die Nachricht, die ich dem Vater wegen der retirade der ganzen Armee schrieb will ich gern widerrufen, da es ein nichts als ein von Kaiserlichen Offiziers ausgesprengtes Gerücht war, die, da nur das Corps des General Klimb zersprengt war, die ganze Armee geschlagen glaubten. Ich bin fest überzeugt daß ich euch noch in diesem Jahre umarmen werde.