Sondershausen, d[en] 26ten Juli [1796]. [Dienstag]
Der von Ihnen gestern erhaltene Brief hat mir wegen der Kranckheit meiner lieben Sofie aufs neue viel Kummer gemacht. Weit beruhigender waren die lezten Nachrichten von der Dancour, die ich sogleich nach des Vaters Zurückkunft von Jena erhielt wo sie mir schreibt, das Fieber hat sehr abgenommen, manche Tage bleibt’s ganz weg, der Appetit ist mäßig, und der Schlaf gut, auch ist sie heiter und gehet spazieren; Von der Dancour weiß ich daß Sie einen Tag länger als der Vater in Jena waren, gewiß auch den Starke gründlicher geforscht als er, da er sehr geneigt ist wie ich schon öfters bemerckt habe, bey solchen Fällen nicht viel zu fürchten, nicht etwa aus Leichtsinn oder Mangel an Theilnahme, sondern blos weill er es behaglicher findet sich durch keine unangenehme Gedancken den frohen lebens-Genuß zu verbittern, eine Philosophie wieder welche gar nichts einzuwenden ist, nur kan ich mich bey dieser Voraussetzung mit seinen Relationen nicht contentiren lassen; Bitte Sie daher bester Hardenberg mir durch einige Zeillen genau und aufrichtig zu sagen wie Sie die liebe Duldnerin bey Ihrem abermaligen Besuch gefunden haben, waß der Hofrath anjezt von dem Gang ihrer Kranckheit hoft oder fürchtet, ob sie viel leidet, und ob ihr Aussehn misfärbig, und abgezehret ist; Nicht wahr Sie laßen mir keine Fehlbitte thun? Gott mit wieviel ängstlicher Ungeduld erwarte ich die Posttage, bis jezt hat die Dancour treulich an mir gehandelt, mir auch immer tröstende Nachrichten gegeben. Gott gebe daß sie nicht selbst getäuscht war; Doch nein so sehr ich mich auch wegen des ungewißen Ausgangs quäle, so wohlthuend belebt mich die Hoffnung gleich eines göttlichen Zurufs, der Liebling Deiner Seele wird Dir nicht entrißen und Du wirst Zeuge ihres künftigen Glück’s. Sie bester Hardenberg, waren der Schuzgeist meiner Schwester, durch die erste und einzige Veranlaßung den Hofrath Starke zu consul[t]iren, gewiß sind Sie auch vom guten Geschick ausersehen Ihr Gefährte zu seyn, waß blieb mir bey diesen frohen Gedanken noch für meinen Liebling zu wünschen übrig? In dieser heiteren Stimmung fest vertrauend auf die Vorsehung schließe ich und empfehle mich Ihrer fernern Freundschaft.
Wilhelmine v Thümmel
Der von Ihnen gestern erhaltene Brief hat mir wegen der Kranckheit meiner lieben Sofie aufs neue viel Kummer gemacht. Weit beruhigender waren die lezten Nachrichten von der Dancour, die ich sogleich nach des Vaters Zurückkunft von Jena erhielt wo sie mir schreibt, das Fieber hat sehr abgenommen, manche Tage bleibt’s ganz weg, der Appetit ist mäßig, und der Schlaf gut, auch ist sie heiter und gehet spazieren; Von der Dancour weiß ich daß Sie einen Tag länger als der Vater in Jena waren, gewiß auch den Starke gründlicher geforscht als er, da er sehr geneigt ist wie ich schon öfters bemerckt habe, bey solchen Fällen nicht viel zu fürchten, nicht etwa aus Leichtsinn oder Mangel an Theilnahme, sondern blos weill er es behaglicher findet sich durch keine unangenehme Gedancken den frohen lebens-Genuß zu verbittern, eine Philosophie wieder welche gar nichts einzuwenden ist, nur kan ich mich bey dieser Voraussetzung mit seinen Relationen nicht contentiren lassen; Bitte Sie daher bester Hardenberg mir durch einige Zeillen genau und aufrichtig zu sagen wie Sie die liebe Duldnerin bey Ihrem abermaligen Besuch gefunden haben, waß der Hofrath anjezt von dem Gang ihrer Kranckheit hoft oder fürchtet, ob sie viel leidet, und ob ihr Aussehn misfärbig, und abgezehret ist; Nicht wahr Sie laßen mir keine Fehlbitte thun? Gott mit wieviel ängstlicher Ungeduld erwarte ich die Posttage, bis jezt hat die Dancour treulich an mir gehandelt, mir auch immer tröstende Nachrichten gegeben. Gott gebe daß sie nicht selbst getäuscht war; Doch nein so sehr ich mich auch wegen des ungewißen Ausgangs quäle, so wohlthuend belebt mich die Hoffnung gleich eines göttlichen Zurufs, der Liebling Deiner Seele wird Dir nicht entrißen und Du wirst Zeuge ihres künftigen Glück’s. Sie bester Hardenberg, waren der Schuzgeist meiner Schwester, durch die erste und einzige Veranlaßung den Hofrath Starke zu consul[t]iren, gewiß sind Sie auch vom guten Geschick ausersehen Ihr Gefährte zu seyn, waß blieb mir bey diesen frohen Gedanken noch für meinen Liebling zu wünschen übrig? In dieser heiteren Stimmung fest vertrauend auf die Vorsehung schließe ich und empfehle mich Ihrer fernern Freundschaft.
Wilhelmine v Thümmel