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Johann Rudolf von Rockenthien, Sophie Rockenthien to Novalis TEI-Logo

Grüningen den 13 September 1796 [Dienstag]
Bester Freund,
Die Liebe und große Freundschaft Ihrer besten, mir sehr wert geschätzten Eltern, welchen mich zu Gnaden empfehlen bitte, die außerordentliche Besorgnis von Ihnen betreffend alles dieses hat mich so getroffen, daß ich nicht im Stande bin, Worte genug zu finden um alles schriftlich anzubringen. Indes können Sie versichert sein, daß mein Herz voll des innigsten DankGefühls ist. Wie würde ich nicht mit Freude ein solches Anerbieten acceptiren, mit beiden Händen ergreife ich diese gute Gelegenheit und gebe mit größten Vergnügen meine gute Sophie in so vortreffliche Hände, sie ist besser aufgehoben wie bey uns, und ich bin völlig versichert, daß sie durch gütige Vorsorge wieder hergestellt wird. Freilich werde ich mich sehr oft nach ihr umsehen, wenn meine Frau und die Mandelsloh wieder zurück sind. Alleine der Gedanke, sie in einem so würdigen Hause zu haben, sie ganz gesund wieder zu sehen, wird alles übrige versüßen. Also bester Freund Ihr Wille ist der meinige. Machen Sie es nach Ihrem Gutbefinden; ich bin alles zufrieden und verlasse mich bloß auf Ihre mir bekannte Einsicht.
Sobald als ich Nachricht erhalte wenn ich eintreffen soll werde ich ohne Umstand benebs der französischen Geschichte [Danscour] erscheinen. Leben Sie einstweilen wohl, sollten Sie den guten Erasmus sehn, so empfehlen Sie mich, auch bitte mich Ihrer Fräulein Schwester von der mir Carolinchen so viel schönes erzehlet hat zu Gnaden zu empfehlen und seien Sie versichert daß ich nie aufhören werde zu sein
Ihr treuer Freund
von Rockenthien.
Meine gute Mandelsloh hatte ich balde vergessen sagen Sie ihr doch recht viel schönes von mir, wenn ich nach Jena komme, will ich ihr einen derben Schmatz geben, Sie übernehmen doch den Auftrag nicht.
Auch läßt sich Frankreich bey meiner Frau bedanken, daß Sie ihr die die Hand küssen.
Lieber Hardenberg ich fühle sehr, das daß Mütterlige Hertz zu weich ist sich länger als 9 Wogen von ihrer Kranken Tochter zu drennen, und welges wirklig mit der größten gewalt und höchst schwerem Hertzen wirt geschehen müssen, seyn Sie aber ja deswegen nicht Böse auf mich, Sie kännen meine Liebe zu der armen Leitenden Söphe. Kommen Sie recht balt zu uns und Empfehlen Sie mich Ihren Schätzbaren Eltern.
Gehorsamst auch den Freulein Schwestern bitte mich zu Empfehlen.
Sophie von Rockenthien.
Metadata Concerning Header
  • Date: Dienstag, 13. September 1796
  • Sender: Johann Rudolf von Rockenthien, Sophie Rockenthien
  • Recipient: Novalis ·
  • Place of Dispatch: Grüningen (Greußen) · ·
  • Place of Destination: Weißenfels · ·
Printed Text
  • Bibliography: Novalis: Schriften. Tagebücher, Briefwechsel, Zeitgenössische Zeugnisse. Hg. v. Richard Samuel, Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz. Bd. 4. Stuttgart u.a. 1975, S. 451‒452.
Language
  • German

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