[Zillbach, etwa 12. Februar 1797, Sonntag]
Den herzlichsten Dank für Dein Send- und Trostschreiben, welches ich vorgestern erhielt, an keinem Tage hatt ich es nöthiger als an jenem, denn ich bekam nachmittags wieder einen Anfall von Blutspeyen, der aber wahrscheinlich bloß durch ein heftiges Lachen veranlaßt wurde; im übrigen beziehe ich mich, was mein Befinden anlangt, ganz auf Carln seine Nachrichten. In einer verdrießlicheren Lage kann wohl nicht leicht ein Mensch gewesen sein, als ich jetzt bin : ich soll lustig und fidel sein und darf nicht lachen, ich soll Gesellschaft um mich haben, und wenig reden, ich soll keine Grillen fangen und darf mir doch nicht die geringste Beschäftigung machen mit Lesen oder Schreiben um mir die abscheulichste Langeweile zu vertreiben! Vorgestern mußte ich am Ende über mich selbst lachen, denn höher, dacht ich, können doch selbst, wenn Du stirbst, die Unannehmlichkeiten nicht kommen. Aber lieber Friz, Eure Liebe und Freundschaft entschädigt mich ja für das alles. Es ist mir bei allen Anschein von Besserung doch immer so, als wenn ich vielleicht nicht recht lange mehr bey und um Euch sein würde, deswegen verscheuche Deine trübe Laune, denn alsdann mußt Du der Mann sein, der vor dem Riß steht, und Carl und die übrigen trösten!
Denn wir, lieber Fritz,
Lernten uns nicht für diese Welt nur kennen,
Wo uns so kurz die Sonne scheint!
Wir finden einst, wenn jeder ausgeweint,
Uns wieder, um uns nie zu trennen!
Eh noch wenig kurze Jahre schwinden
Werden wir entzückt uns wiederfinden
Unter einem helleren Gestirn!
Sei ein Mann, Fritz, und denke, daß Dich über alles, selbst bis in den Tod, liebt
Dein Erasmus.
Den herzlichsten Dank für Dein Send- und Trostschreiben, welches ich vorgestern erhielt, an keinem Tage hatt ich es nöthiger als an jenem, denn ich bekam nachmittags wieder einen Anfall von Blutspeyen, der aber wahrscheinlich bloß durch ein heftiges Lachen veranlaßt wurde; im übrigen beziehe ich mich, was mein Befinden anlangt, ganz auf Carln seine Nachrichten. In einer verdrießlicheren Lage kann wohl nicht leicht ein Mensch gewesen sein, als ich jetzt bin : ich soll lustig und fidel sein und darf nicht lachen, ich soll Gesellschaft um mich haben, und wenig reden, ich soll keine Grillen fangen und darf mir doch nicht die geringste Beschäftigung machen mit Lesen oder Schreiben um mir die abscheulichste Langeweile zu vertreiben! Vorgestern mußte ich am Ende über mich selbst lachen, denn höher, dacht ich, können doch selbst, wenn Du stirbst, die Unannehmlichkeiten nicht kommen. Aber lieber Friz, Eure Liebe und Freundschaft entschädigt mich ja für das alles. Es ist mir bei allen Anschein von Besserung doch immer so, als wenn ich vielleicht nicht recht lange mehr bey und um Euch sein würde, deswegen verscheuche Deine trübe Laune, denn alsdann mußt Du der Mann sein, der vor dem Riß steht, und Carl und die übrigen trösten!
Denn wir, lieber Fritz,
Lernten uns nicht für diese Welt nur kennen,
Wo uns so kurz die Sonne scheint!
Wir finden einst, wenn jeder ausgeweint,
Uns wieder, um uns nie zu trennen!
Eh noch wenig kurze Jahre schwinden
Werden wir entzückt uns wiederfinden
Unter einem helleren Gestirn!
Sei ein Mann, Fritz, und denke, daß Dich über alles, selbst bis in den Tod, liebt
Dein Erasmus.